Top oder Flop: Stasi-Drama im Ersten

17.04.2008 - 09:48 Uhr
ARD
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Was taugt 12 heißt ich liebe dich?

Stasi-Dramen haben Konjunktur. Nachdem Guido-Knopp von “Hitlers Helfern” bis zu “Hitlers Hausschuhen” das Thema Drittes Reich bis ins letzte Detail in Infotainment verwandelt hat und auch im Kino in Der Untergang, Sophie Scholl die letzten Tage, Mein Führer und vielen anderen Werken Vergangenheitsbewältigung betrieben wurde, steht jetzt der nächste Boom ins Haus: Die Stasi und ihre Opfer.

Der Megaerfolg von Das Leben der Anderen und Die Frau vom Checkpoint Charlie waren nur der Anfang. Mit Enthüllung legte die ARD jetzt nach.

In dem spannend besetzten Fernsehfilm bricht 1984 für die junge Bettina eine Welt zusammen, als sie wegen Westkontakten unter dem Vorwurf “Landesverräterischer Agententätigkeit” von der Stasi festgenommen wird. In endlosen Verhören wird sie von dem jungen Jan, der ehrgeizig an seiner Karriere beim Ministerium für Staatssicherheit arbeitet, vernommen. Als sich die beiden jungen Leute begegnen, geschieht das Undenkbare: sie verlieben sich ineinander; Gefühle, die sie nur heimlich eingestehen können, mit wenigen Worten, knappen Gesten und mittels eines Zahlencodes, den Bettina erdacht hat: 11 heißt: du bist schön, 12: Ich liebe dich…

Der Film bietet genug Zündstoff für Diskussion. Während Opferverbände Sturm laufen und den MDR der Geschichtsklitterung und Verharmlosung zeihen, zeigt sich Kritiker Christian Buß im SPIEGEL positiv überrascht: “Dass dieses absurde Tête-à-tête nicht verharmlosend wirkt, ist vor allem den beiden Hauptdarstellern zu verdanken. Wie die durch die Isolationshaft in eine Art Angststarre verfallene Bettina ausgerechnet in ihrem Peiniger Hoffnung auf Erlösung findet, spielt Claudia Michelsen mit beängstigender Feinnervigkeit. Und Devid Striesow hält seinen dienst- und liebesbeflissenen Stasi-Aufsteiger über weite Strecken im Schwebezustand. Sind seine Annäherungsversuche Teil einer besonders perfiden Verhörtaktik – oder Zeichen echter Zuneigung? Bitter: Sie sind wohl beides. Striesow verleiht dem Lover und Biedermann eine unglaubliche Doppelbödigkeit.”

Jetzt ist eure Meinung gefragt: Kitschige Verharmlosung oder polarisierender Blick in die jüngere deutsche Geschichte?

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