Tragik, Tee und Tod - Kunst: Marke Sachsen-Anhalt

10.08.2009 - 07:00 Uhr
MDR
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Schneider verbrüht sich die Finger, Künstler haben alle einen Schaden und Professoren schlafen gerne mit ihren Studentinnen. Vor allem in der Kunst. Im gestrigen Polizeiruf war so allerhand los.

Das Künstlermilieu ist immer wieder eine willkommene Kulisse für einen abendfüllenden Krimi. Da sind nämlich sowieso schon alle verrückt. Der Drehbuchautor kann sich dann mehr oder weniger zurücklehnen. Das war gestern Abend im Polizeiruf 110: Tod im Atelier nicht wirklich anders: Ein exzentrischer Künstler wird ermordet. Verdächtigt werden seine Frau, eine Kunststudentin und ein Kunstprofessor. Aufgefunden wird Jakob Brehme in seinem Atelier, mit Farbklecksern besprenkelt. Sakrileg lässt grüßen – dreist geklaut wurde auch schon mal eleganter.

Foto-Show: die Bilder von “Polizeiruf 110: Tod im Atelier”

Schmücke und Schneider schlagen sich tapfer

Erstaunlich: Schmücke und Schneider nerven nicht. Vor allem Schneider als Kunstbanause gibt ein paar ganz heitere Sätze von sich, während Schmücke weiterhin seine Rolle als netter Polizei-Opa zelebriert. Nichtsdestotrotz stochern die beiden Kommissare oft im Nebel herum, was primär daher rührt, dass sie 90 Minuten lang etwas zu tun haben müssen. Eine Kürzung um eine gute halbe Stunde würde viele Handlungsstränge deutlich straffen und sowohl dem Polizeiruf als auch den Kollegen vom Tatort ganz gut tun.

So laufen die Ermittler nur von einem Verdächtigen zum nächsten, ohne Sinn und Verstand wird der Zuschauer mit potentiellen Mördern konfrontiert, dramaturgisch träge wie ein Körper in einem schrecklichen Autounfall. Action-Highlight: Tee wird verschüttet, Schneider verbrüht sich die linke Hand und bekommt einen Verband. Die Handlung um den toten Künstler und seiner Studentin-Affäre verschwindet irgendwann ganz von der Bildfläche, als wäre sie nie da gewesen. Reichlich überholt und geradezu beleidigend ist sie trotzdem und in ihrer Prämisse so alt wie Schmücke und Schneider zusammen.

Die Auflösung? Eine schreckliche Wahrheit…

So kommt es also naturgemäß, dass erst gegen Ende die Geschichte etwas an Fahrt gewinnt: Plötzlich werden ein paar der gefühlten hundert Verdächtigen aus dem Fokus gedrängt; es stellt sich heraus, dass die im Rollstuhl sitzende Tochter des Künstlers den Mord an dem eigenen Vater begangen hat, weil der sie über Jahre hinweg missbraucht und fotografiert hatte. Glück gehabt: Das Drehbuch schlachtet das nicht aus; die Problematik wird für öffentlich-rechtliche Verhältnisse doch relativ elegant behandelt.

Insgesamt war das ein durchaus spannender Krimiabend ohne große Überraschungen. Wiederholt sei an dieser Stelle der zuvor erwähnte Vorschlag: Auf 60 Minuten kürzen, die Geschichten straffen, sich auf das Wesentliche konzentrieren. Und weniger Tee trinken.

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