Trash-Festival - In Hamburg geht die Post ab

01.11.2012 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Kino mal anders
MonsterCon/Vintage Movie Posters/moviepilot
Kino mal anders
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Wer ins Kino geht, der guckt normalerweise einen Film an, der umfangreich beworben wurde. Doch es geht auch anders. Zum Beispiel am 10. November in Hamburg.

Die Kleinen brauchen mehr Unterstützung als die Großen. Diese Weisheit gilt auch für Festivals. Wer sich die Mühe macht, und eine gute Veranstaltung auf die Beine stellt, der sollte auch Hilfe in Form von Werbung bekommen. Da in wenigen Tagen ein solch unterstützenswertes Festival stattfindet, das für eine bestimmte Kategorie Filmfans ein echter Traum ist, wird das MoviepiLob diese Woche den Veranstaltern zuteil.

Abseits der Blockbuster
Derzeit locken 96 Hours – Taken 2, Paranormal Activity 4 – Es ist näher als Du glaubst und Madagascar 3 – Flucht durch Europa die Filmfreunde. Sequels ohne Ende, nicht untypisch für diese Jahreszeit. Eigentlich dienen diese Filme jedoch eh nur der Überbrückung, denn in den nächsten Monaten laufen Blockbuster an, deren Erfolg vorprogrammiert ist: James Bond 007 – Skyfall, Django Unchained und natürlich Der Hobbit: Eine unerwartete Reise. Multimillionen-Dollar-Produktionen, die die Säle und die Kassen voraussichtlich zum Bersten bringen. Die Filmwelt besteht jedoch nicht nur aus Filmen solchen Kalibers, sie ist wesentlich bunter, voller kleiner und großer Wunder und Unglaublichkeiten. Zahlreiche Filmfestivals widmen sich den unbekannteren Werken, denen, die weniger im öffentlichen Fokus stehen. Zahlreiche Independentproduktionen haben es verdient, einem etwas größeren Publikum vorgeführt zu werden. Und dann gibt es da noch Filme, die es eigentlich nicht verdient hätten, zumindest nicht was die Qualität angeht. Dennoch braucht es Trash, und wenn er auch nur dazu dient, einen qualitativen Endpunkt zu definieren. Häufig haben diese filmischen Katastrophen jedoch eine Menge naiven Charme, bieten außergewöhnliche Unterhaltung und belustigen nicht selten durch ihre verkorkste Machart. Viele Leute wissen das, Trash hat es mittlerweile schon zu einer Art eigenem Genre gebracht. Deshalb ist es nur logisch, dass auch hierzu ein Festival gibt. Und das findet demnächst wieder statt.

Bahnhofs-Kino-Nostalgie
Am 10. November sollten Freunde des schlechten Geschmacks in Hamburg auf dem Trash-Film-Festival sein. Unter dem Motto Monster, Gewalt und gute Laune 3 werden Bahnhofs-Kino-Klassiker über die Leinwand flimmern. Wer jedoch annimmt, dass hier über Tage Dutzende Meilensteine des Trash-Kinos gezeigt werden, der sollte seine Euphorie gleich bremsen. Ausschließlich am bereits genannten Datum kommt es zur Aufführung von drei Filmen. Entscheidend ist aber niemals die Masse, sondern stets die Klasse. Und da haben die Veranstalter richtig schöne Exemplare der Gattung Trashfilm ausgesucht. Die italienisch-türkische Produktion Einer gegen das Imperium von Antonio Margheriti, ein Meister zweitklassiger Filme, macht um 19:00 Uhr den Anfang. Wer nach dem Anblick von Reb Brown noch nicht völlig aus dem Häuschen ist, kann um 21.30 Uhr Dyanne Thorne als Ilsa – Die Tigerin bewundern. Gewalt, Erotik, jede Menge Schnee – für offene Zuschauer eine coole Sache. Den Abschluss bildet ein reichlich skurriler Tierhorrorfilm: In Squirm – Invasion der Bestien bekommen es die Menschen nicht mit den üblichen Verdächtigen wie Krokodil, Hai oder Schlange zu tun, sondern mit gefräßigen Würmern! Wenn das kein Trash ist, was dann?

Einsatz und Leidenschaft
Nicht nur, dass an diesem Tag im Metropolis Kino Hamburg diese drei Anti-Mainstream-Filme gezeigt werden, nein, sie laufen auch noch als stilechte 35mm-Kopien. Kein HD, kein 3D, keine teuren Special Effects aus dem Computer, nur das purste Filmfeeling. Dass es noch Menschen gibt, die nicht nur einen flüchtigen Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand werfen, sondern richtiggehend darüber hinaus glotzen, ist äußerst lobenswert. Nichts gegen Hollywood-Filme, nichts gegen kostenintensive Blockbuster, nichts gegen Stars und bombastische Effekte, aber es gibt eben noch mehr als das. Um es zu wiederholen: die Filmwelt ist bunt, ein Sammelsurium der gewöhnlichsten und ungewöhnlichsten (Kunst-)Werke. Dass Mainstream-Filme eher beachtet werden liegt in der Natur der Sache, sonst wären solche Prouktionen ja nicht Mainstream. Ich nutze jedoch die mir gegebene Möglichkeit, den Veranstaltern des Hamburger Trash-Film-Festival ausdrücklich Dank zu sagen und Lob auszusprechen. Dank dafür, dass sie nun schon zum dritten Mal Trash-Nostalgiker glücklich machen. Und das Lob gibt’s für den Einsatz und die Leidenschaft für Filme abseits des Massengeschmacks. Sie tragen einen großen Teil zum Erhalt einer Spezies bei, die wenig Renommee hat, aber doch immens wichtig ist. Was wäre das Leben schon ohne Trash-Filme?

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