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Under The Skin, da, wo die Wärme wartet

01.12.2015 - 10:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Die Suche nach dem, was zählt
Studiocanal
Die Suche nach dem, was zählt
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Bloß ein paar Zeilen, ein paar Gedanken, aneinandergereiht. Mag für euch mehr Sinn ergeben, als für mich. Deshalb habe ich den Text nicht nochmal gegengelesen. Ich hatte nichts - und hab es weggeschmissen.

I.
Der Winter kommt. Für manche ist er auch schon da, das ist eine Sache der Auslegung. Die Tage sind schon kurz und die Laune etwas gedrückt, die Haare stehen vor Kälte zu berge und die Stiefel sind nass. Das Warten scheint kein Ende zu nehmen, die Arbeit, die sich vor den Weihnachtsferien auftürmt auch nicht. Aber das Warten worauf? Eigentlich ja auf den Frühlingsbeginn (optimistisch geschätzt Ende März, realistisch geschätzt Ende April), aber man (ich) würde sich (mich) auch mit der Alternative zufriedengeben. Mit Schnee. Wenn der Winter kommt, dann bitte auch richtig. Wenn kalt, dann frierend kalt, wenn Niederschlag, dann in weißer flockiger Form. Dann dominiert der weiße Staub die Erde, bedeckt alles unter sich und wird zur neuen (vergänglichen) Oberfläche.

II.
In Jonathan Glazers Werk „Under the Skin“ aus dem Jahr 2013 - einer meiner Lieblingsfilme - spielen Oberflächen eine immens wichtige, wenn nicht gar eine tragende Rolle. Die Oberfläche der Sinnesorgane, die Oberfläche des Wesens Laura, die Oberfläche der Menschen und die Schönheit der solchen, die Oberfläche, die verdeckt, beschützt, zum Studieren und Reflektieren, aber auch zum Geheimen einlädt. Die Oberfläche, unter der das Unbekannte wartet und die dennoch erschreckenderweise bedingungslos anzieht. Laura, die Protagonistin in „Under The Skin“, nimmt sich einer Oberfläche an und erforscht von da an mittels jener genau das, was unter ihr liegt. Obwohl die Oberfläche (hat schon jemand gezählt, wie oft das Wort nun vorkam?) so omnipräsent und vielfältig in Erscheinung tritt, geht es im Kern des Films um das ungreifbare Innere des Menschen.

Des Filmes Oberfläche (das unmittelbar rezipier- und sichtbare Element des Mediums) nimmt sich genau diesem Prinzip der Geschichte an. Die Bilder sind da, um wahrgenommen zu werden, ja, sogar um hinterfragt, kritisiert, auseinandergenommen und wieder vereint zu werden. Und das ist dem Film bewusst. Sie führen jedoch durch ihre Aneinanderreihung und diesem Vorgang, dieser Beziehung zwischen Werk und Zuschauer, dazu, dass das Publikum Dinge lernt, die vordergründig gar nicht gezeigt wurden. Mit einem Mal tummeln sich Gedanken im Geiste des Zuschauers, die nur bedingt (wenn überhaupt) etwas mit dem Geschehen auf dem Bildschirm gemeinsam haben. Der Zuschauer schreibt sich den Film automatisch um, führt ihn weiter aus, kürzt ihn an Stellen und dringt so durch das Äußere ins Innere des Werkes, des Mediums an sich. Der Zuschauer wird zu Laura. Das, liebe Freunde, ist die Magie des Kinos.

III.
Und hier, in der Realität? Wo jedwede Magie zeitweise soweit weg ist, dass der bloße Gedanke an sie mit drei, vier oder fünf Gedanken der Selbstschelte verfolgt wird? Da wünscht man ihn sich, den weißen Staub vom Himmelszelt. Winter is coming? Das will ich doch hoffen, das würde der matschigen Angelegenheit da draußen ein jähes und unbedingt nötiges Ende bereiten. Der Schnee würde den zertrampelten Rest bedecken und eine neue (vergängliche) Oberfläche erschaffen. Er würde Ungerechtigkeiten beenden, weil er Freude bereitet? Schon einmal als erster Mensch weit und breit durch eine neue Schneeschicht gelaufen? Solange das möglich ist, werde ich nie alt werden, werde ich nie über das Ende von allem nachdenken. Solange die Oberfläche etwas in einem anstößt, sind zauberhafte Dinge möglich.

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Hier die Texte meiner Mitblogmeifyoucaner:

Grimalkin: https://www.moviepilot.de/news/schnee-in-japan-161213

chita91: https://www.moviepilot.de/news/snowpiercer-keep-life-going-162040

Amarawish: https://www.moviepilot.de/news/das-kalte-herz-der-archetyp-der-schneekonigin-160528

Stefan Ishii: https://www.moviepilot.de/news/von-schnee-madchen-und-schwefelholzern-161604

ElsaWaltz: https://www.moviepilot.de/news/winterfilme-160972

Garcia: https://www.moviepilot.de/news/ballet-de-suburbia-eine-weihnachtsgeschichte-161865

Martin Canine: https://www.moviepilot.de/news/euch-allen-ein-faules-fett-161966

pleasant28: https://www.moviepilot.de/news/tick-tack-die-geschichte-einer-kuckucksuhr-162065

*frenzy_punk<3: https://www.moviepilot.de/news/oh-du-konsumrausche-162066

Radagast07: https://www.moviepilot.de/news/winter-is-coming-161346

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Für den 01. Januar gibt es kein Thema für uns Blogger, unser oberster Gelehrter und Mega-Reverend Grimalkin wird dann die Blog-Aktion für das Jahr zusammenfassen und Highlights hervorheben, Lehren ziehen, Lob verteilen - es verspricht Großes. Am 01. Februar hingegen geht es dann ganz normal weiter. Bis dahin, liebe Freunde.

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