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Snowpiercer - Keep life going

01.12.2015 - 11:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Curtis am Ende seines Weges
MFA / Ascot Elite / 24 Bilder
Curtis am Ende seines Weges
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Snowpiercer und die Frage nach dem Überleben und dem Preis

Die Kälte ist das Todesurteil der Menschheit. Nichts kann leben, niemand kann überleben. Die letzten Menschen dieser Dystopie, dieser Post-Apokalypse leben in einem Zug, einer Maschine, die ihr Überleben sichert.

Die ganze Gesellschaft zeigt sich in den einzelnen Abteilen des Zuges. Vom Frachtraum hin zum Zugführer. Und mit den Protagonisten arbeiten wir uns immer weiter nach Vorne: an die Spitze des Zuges, an die Spitze dieser Miniatur-Gesellschaft.

Von Menschen, die Nichts haben, nichts sind, die ohne Fenster nicht einmal die eisige Welt um sie herum sehen können, zu den absurd exzessiven Gestalten, die verwöhnt sind von ihrem guten Leben.

Jeder hat seinen Platz in dieser funktionierenden, dieser endlosen Maschine.

In the beginning order was proscribed by your ticket: First Class, Economy and freeloaders like you. Eternal order is prescripted by sacred engine: all things flow from the sacred engine, all things in their place, all passengers in their section, all heat rising.


Alles hat System, bis eine Figur die Rebellion anzettelt, und es ist dieser Mann, der es an die Spitze des Zuges schafft. Der Schnee ist in Snowpiercer der Tod selbst und der Zug ist wie die Arche, die den Mensch das überleben sichert. Nur durch die Bedingungen der äußeren Welt kann dieses Prinzip im Zug funktionieren.
Es gibt keinen Ausweg. Die letzten die versucht haben aus ihm zu fliehen sind nun erfrorene Statuen, die an das Schicksal der Rebellen und der Menschheit selbst erinnern. Die Kälte außerhalb des Zuges wird zu den Zwecken der Bestrafung genutzt: Körperteile werden aus ihm heraus gehalten und zerbrechen in tausend Teile unter dem Hammer, der jeden auf seinen Platz im Zug hinweist, der jedem klar macht, dass es keine Chance auf Besserung gibt.

Der Film zeigt zwei Chancen. Während Curtis versucht an die Spitze des Zuges zu kommen, sie einzunehmen, die Macht zu übernehmen um seine „Klasse“ zu einem besseren Leben zu verhelfen, ist es Namgoong der die größte Hoffnung in sich trägt: das Überleben in der eisigen Welt.
Vielleicht weil er weiß, dass egal wer die Macht über die Maschine hat, egal wer den Zug anführt, es nichts ändert.
Vielleicht weil er weiß, dass es nun mal so ist, wie der Zug funktioniert, weil das eigentliche Problem der Zug selbst ist.

You need to maintain a proper balance an anxiety and fear and chaos and horror in order to keep life going.


Und die einzige Möglichkeit diesen ewigen Kreislauf, in dem sich der Zug wortwörtlich befindet, zu durchbrechen und auszusteigen, den Zug zum halten zu bringen. Der Aufbau des Zuges hat mit den Grundlagen einer klassischen, dystopischen Gesellschaft: Eine klare Hierarchie, die extreme zwischen Ober und Unterschicht, die Bedrohung von Außen (hier die zerstörte, eisige Welt um sie herum, die ihnen keine wirkliche Wahl des Entkommens lässt), sie werden ständig überwacht, ist doch auch ihr Anführer selbst eingeweiht in die geplante Reduzierung des menschlichen Ballastes und es besteht keine Kommunikation zwischen den Abteilen, der letzte Teil des Zuges besitzt nicht mal Fenster.


Ihre Welt ist klein, viele von ihnen kennen nichts außer den Zug.
So bleibt ihnen keine Wahl als zu rebellieren, so haben sie keine andere Chance als nach Vorne zu dringen und zu versuchen und zu scheitern, denn sie haben auch nichts zu verlieren.

Selbst der daraus resultierende Aufstand der Rebellen ist wie in vielen anderen Dystopien nur ein perfider Plan um auf die wirkliche Chancenlosigkeit hinzuweisen, und hier sogar um immer wieder die „Masse“ an Menschen zu reduzieren. In Snowpiercer auch deutlich gemacht durch die jährliche Ermahnung durch den Neujahrstag, der an die gestorbenen Flüchtlinge erinnert.
Die vermeidliche Hoffnung den Zug zu übernehmen, die verstörende Vergangenheit, die die Menschen hinter sich bringen mussten, waren nicht mehr als absichtlich gesetzte Puzzleteile, kontrollierte Risiken, wie schon in Filme wie 1984 oder der Buchvorlage von Cloud Atlas - Alles ist verbunden.


Know your place. Keep your place.

Eine Route, 356 Tage, in einem Kreis. Und obwohl nach Außen hin alles funktioniert, der Zug seine ewige Strecke fährt, ist selbst das Perpetuum mobile nicht für die Ewigkeit geschaffen. Es altert, es zerfällt. Der Führer des Zuges selbst brauch einen Nachfolger. Und so muss er sich dem bedienen, was er als überflüssiges Material zur Verfügung hat: die Menschen im Frachtraum. Man muss so wieCurtis erkennen, dass der Zug von beiden Enden geführt wurde, und die größte Hoffnung, die utopischste ist.

„Keep life going“ war das übergeordnete Ziel des Zuges, dieser Gesellschaft.
„Keep life going“ - um jeden Preis, mit jedem Opfer.

Aber ist es das überhaupt wert?



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Und natürlich die tollen Texte der Moviepiloten zum Thema:


Grimalkin: https://www.moviepilot.de/news/schnee-in-japan-161213

Amarawish: https://www.moviepilot.de/news/das-kalte-herz-der-archetyp-der-schneekonigin-160528

Stefan Ishii: https://www.moviepilot.de/news/von-schnee-madchen-und-schwefelholzern-161604

ElsaWaltz: https://www.moviepilot.de/news/winterfilme-160972

Garcia: https://www.moviepilot.de/news/ballet-de-suburbia-eine-weihnachtsgeschichte-161865

Martin Canine: https://www.moviepilot.de/news/euch-allen-ein-faules-fett-161966

pleasant28: https://www.moviepilot.de/news/tick-tack-die-geschichte-einer-kuckucksuhr-162065

SmooliEntertainment: https://www.moviepilot.de/news/under-the-skin-da-wo-die-warme-wartet-162063

*frenzy_punk<3: https://www.moviepilot.de/news/oh-du-konsumrausche-162066

Radagast07: https://www.moviepilot.de/news/winter-is-coming-161346 


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