Heute Abend ist es soweit: Die Filmbiographie W – Ein missverstandenes Leben von Oliver Stone wird auf Pro 7 ausgestrahlt. Es ist ein Abschied von George W. Bush, dem wohl unbeliebtesten Präsidenten der USA, der sich mittlerweile in Texas wieder die Sonne ins Gesicht scheinen lässt. Dass der Film nicht in unsere Kinos gekommen ist und gleich im Fernsehen ausgewertet wird, ist ungewöhnlich. Vielleicht ist das eines der zukünftigen Geschäftsmodelle für Filme, denen nicht das große Publikum an den Kinoskassen zugetraut wird.
Dabei hat W – Ein missverstandenes Leben durchaus Potential. Allein der Name Oliver Stone steht für provokantes, politisches Kino. Dies ist ein weiter Teil seiner Auseinandersetzung mit amerikanischer Geschichte im Allgemeinen und den Präsidenten im Besonderen. Nach JFK – Tatort Dallas und Nixon – Der Untergang eines Präsidenten ist es nun George W. Bush, der von ihm porträtiert wird. Gavin Smith in der Zeit entdeckt in der Filmbiographie Politik und Psychodrama. Der Film ist “nicht die Art von Polemik zur Beeinflussung der Wähler mit garantiertem Empörungsfaktor, die manche in ihm vermuten könnten. Zwar leistet er sich einige der üblichen Seitenhiebe gegen Bush und Konsorten, aber letztlich handelt es sich doch eher um eine schwermütige Elegie auf einen politischen Führer, der Monate vor dem Ende seiner Amtszeit in die Bedeutungslosigkeit versunken ist. Stone versucht erst gar nicht, Neuland zu betreten.”
Einigen Kritikern ist der Film allerdings viel zu lasch, der Filmemacher geht mit dem Präsidenten nicht hart genug ins Gericht. Etwa Stefan Kuzmany in der taz ist komplett enttäuscht: Der Regisseur “schafft das Kunststück, selbst eingefleischte Bush-Verächter in Symphatisanten zu verwandeln. Bush mit den Händen essend, in Großaufnahme, gefühlte dreißigmal. Bush ahnungslos, Spielball seiner bösen Berater, Bush als irrer Superchrist, Bush als kritikunfähiger Durchgeknallter und so weiter und noch mal. So scheitert Stone auf der ganzen Linie. Seinen Anspruch, George W. Bush als Menschen begreifbar zu machen, löst er damit ein, ihn als platte Karikatur über die Leinwand stolpern zu lassen.”
Trotz der teils negativen Kritiker lohnt sich vielleicht doch, den Sender einzuschalten. Auch wenn nur kurz, um Josh Brolin – aktuell für einen Oscar nominiert für die Darstellung eines schwulenfeindlichen Senators in Kalifornien der 1970er Jahre – in der Rolle von George W. Bush zu sehen oder sich ebenso kurz von dem Ex-Präsidenten zu verabschieden, denn er wird hoffentlich nicht mehr auf der politischen Bühne auftauchen.