Warum der Fremde aus Die Ringe der Macht nicht Gandalf sein darf – und wer es stattdessen sein sollte

14.09.2024 - 12:00 Uhr
Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht
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Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht
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Seit Die Ringe der Macht-Serienbeginn fragen Herr der Ringe-Fans sich: Wer ist der geheimnisvolle Fremde? Viele Hinweise deuten auf Gandalf hin, aber in Tolkiens Schriften gibt es eine bessere Option.

Zu Beginn der Amazon-Serie Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht erscheint ein mysteriöser Fremder (Daniel Weyman) per Komet in Mittelerde. Er ist offensichtlich ein Zauberer (oder Istar, wie es bei Tolkien heißt), trägt eine graue Robe und freundet sich mit den Hobbit-Vorfahren der Harfüße an.

Für Fantasy-Fans, die nur die Ringkrieg-Trilogie kennen, liegt es auf der Hand: Das muss ein junger Gandalf sein, oder? Nicht so hastig, kleiner Hobbit.

Viele Hinweise deuten auf Gandalf in Die Ringe der Macht Staffel 2 hin – und dennoch ...

Erst letzte Woche hagelte es neue Gandalf-Hinweise, an denen es schon in Staffel 1 nicht mangelte. Die Motten/Schmetterlings-Connection beim Zaubern oder das Zitat "Im Zweifelsfall sollte man immer seiner Nase folgen" zum Beispiel. Die können aber im Handumdrehen entzaubert werden: Wie wir in der 2. Season sehen, sind Schmetterlinge ein genereller Bestandteil von Magie, der nicht charakterspezifisch ist. Ähnliches könnte für generelle Istar-Weisheiten gelten.

Staffel 2 versucht, uns nun noch direkter Richtung Gandalf zu schubsen, indem das fiktive Wort Gand für den Zauberstab des Fremden ins Spiel kommt und eine Figur ihn im Rahmen eines Wortspiels (in der englischen Originalversion) als grand elf (einen großen Elben) bezeichnet, was verdächtig nach Gandalf klingt. Nur darf ich daran erinnern, dass die 1. Staffel genauso frech vortäuschte, dass der Fremde Sauron sein könnte. Erst per Bildsprache, indem er in einem Feuerauge in Mittelerde landete, und später, als (verwirrte) Figuren ihn direkt als Sauron ansprachen.

Warum argumentiere ich so vehement gegen den Fremden als Gandalf? Weil es in Tolkiens Legendarium Nachrichten aus Mittelerde * eine (beziehungsweise zwei) viel bessere Optionen gibt. Und wenn die Ringe der Macht-Showrunner wissen, was sie tun, sollten sie im besten Fall diese Alternative wählen.

Herr der Ringe-Fans könnten noch ihr blaues Wunder erleben

Tolkien-Purist:innen argumentieren seit Serienbeginn, dass Gandalf nicht vor dem Dritten Zeitalter nach Mittelerde kam. Er hat somit nichts im Zweiten Zeitalter von Die Ringe der Macht-Serie verloren. Neben ihm kamen aber noch andere Istari nach Mittelerde, die zu den engelsgleichen Maiar-Wesen aus Tolkiens Mythologie gehören: Radagast der Braune, Saruman der Weiße und zwei blaue Zauberer, die sich bereits zur kanonischen Zeit gegen Sauron stellten.

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Über die beiden blauen Zauberer schrieb Professor Tolkien am wenigsten und sie kamen in bisher keiner Adaption vor. Was sie für die Serien-Showrunner eigentlich am interessantesten machen müsste, sofern sie nicht nur Nostalgiepunkte mit populäreren Figuren abgrasen möchten. Folgendes wissen wir über die als Alatar und Pallando beziehungsweise Morinehtar und Rómestámo bekannten Zauberer:

  • Sie kamen im Zweiten Zeitalter nach Mittelerde
  • Sie scheiterten ähnlich wie Saruman später
  • Sie waren im Osten inklusive Rhûn tätig
  • Sie schufen Zauberkulte

Wenn der Fremde also einer der blauen Zauberer ist, der kanonisch gegen Sauron scheitern muss, könnte der zweite blaue Istar der von Ciarán Hinds gespielte "dunkle Zauberer" sein. Er ist in der Serie bereits böse geworden und hat einen Zauberkult im östlichen Rhûn gegründet. Dass es sich bei ihm um Saruman selbst handeln könnte, wäre sogar noch schwieriger zu rechtfertigen, da dieser erst viel später zu Saurons Seite überläuft.

Sollte der Fremde Gandalf statt blauer Zauberer sein, kriege ich den Blues

Effektiv wurde mit dem Fremden und dem dunklen Zauberer bereits die Geschichte der beiden blauen Istar adaptiert. Egal, welche Namen am Ende herauskommen. Meine aktuelle Einschätzung und Befürchtung: Die Showrunner greifen für Nerd-Punkte zwar tief in die Mythologie des Legendariums, belassen es dann aber dabei und enthüllen den Fremden am Ende doch als jedermanns Lieblingszauberer mit gemopster Origin-Story.

Zum einen glaube ich das, weil die Namensfindung des Fremden mittlerweile dermaßen bedeutungsschwanger aufgeladen wurde, dass alles andere als ein Big Player viele enttäuschen würde. Zum anderen habe ich leider etwas das Vertrauen in Die Ringe der Macht verloren. Während ich in der 1. Staffel noch zähneknirschend über halbgalantes Tolkien-Recycling und bedauerliche Jackson-Referenzen hinwegblicken konnte, wird mir Staffel 2 mit ihren ständigen Querverweisen und Zitaten langsam zu bunt. Etwas mehr Vertrauen in das eigene Werk und etwas mehr Originalität müssen beim Ausfüllen des Zweiten Zeitalters schon drin sein.

In einem Brief an einen Freund und Verleger, den man als Vorwort zum Silmarillion * findet, malte sich Tolkien einst aus, wie er manche Aspekte seiner fiktiven Welt nur schemenhaft beschreiben würde, um das Ausformulieren unter Umständen anderen zu überlassen:

Ich würde einige der großen Geschichten in ihrer Fülle zeichnen und viele nur in das Schema einordnen und skizzieren. Die Zyklen sollten zu einem majestätischen Ganzen verbunden werden und dennoch Raum für andere Köpfe und Hände lassen, die Farbe, Musik und Drama beherrschen.

Diese Köpfe und Hände seid ihr, liebe Rings of Power-Showrunner. Klammert euch aus Furcht, im Legendarium zu ertrinken, nicht nur an Altbekanntem fest wie an einem Floß. Darauf kann man nämlich finsteren Gestalten begegnen, habe ich gehört.

Die Ringe der Macht im Podcast: Lohnt sich Staffel 2 der Herr der Ringe-Serie?

Nach zwei Jahren Pause meldet sich Amazons große Fantasy-Serie Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht zurück. Wir diskutieren, was Staffel 2 anders macht und ob die ersten drei Folgen überzeugen können.

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Nach der Offenbarung von Bösewicht Sauron werden die Karten in Mittelerde neu gemischt. Das Ergebnis der 2. Staffel betrachten Esther und Mario mit sehr unterschiedlichem Blick. Auf einen spoilerfreien ersten Podcast-Teil folgt eine Serien-Besprechung mit tiefergehender Herr der Ringe-Analyse.

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