Wet Hot American Summer bleibt sich auch 10 Jahre später treu

08.08.2017 - 09:15 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Wet Hot American Summer: 10 Years LaterNetflix
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Am Freitag startete auf Netflix Wet Hot American Summer: 10 Years Later. Erneut versammeln David Wain und Michael Showalter ihre Chaostruppe in Camp Firewood und sorgen für einen herrlich abgedrehten Spoof-Spaß.

Als David Wain und Michael Showalter im Jahr 2001 ihre Sommerkomödie Wet Hot American Summer in die Kinos brachten, war der Erfolg nicht auf ihrer Seite. Bereits die Dreharbeiten offenbarten sich als kräftezehrendes Unterfangen, wie in der Behind-the-Scenes-Doku Hurricane of Fun: The Making of Wet Hot festgehalten. Durchwachsene Kritiken und ein schwaches Einspielergebnis sollten dem Spoof-Spaß im Anschluss beenden, bevor er überhaupt begonnen hat. Schlussendlich sind es aber womöglich gerade diese Voraussetzungen, die Wet Hot American Summer nachträglich in einen Kultfilm verwandelten, der seit zwei Jahren bei Netflix eine neue Heimat gefunden hat. So durften wir uns vorletztes Jahr über die Prequel-Serie Wet Hot American Summer: First Day of Camp freuen. In Wet Hot American Summer: 10 Years Later folgt nun die Reunion.

"Hey, let's all promise that in ten years from today, we'll meet again, and we'll see what kind of people we've blossomed into." Am letzten Tag, den die Chaostruppe rund um Gerald "Coop" Cooperberg (Michael Showalter) im Camp Firewood verbrachte, hat sie sich dieses Versprechen gegeben. Ein Versprechen, wie es nicht selten in solchen Geschichte irgendwann in Vergessenheit gerät, da die Zeit vergeht und sich die Wege trennen. Schon an diesem Punkt unterwandert Wet Hot American Summer: 10 Years Later die Erwartungen gekonnt: Wenngleich sich die Figuren inzwischen an den unterschiedlichsten Stationen in ihrem Leben befinden, freuen sie sich unglaublich, endlich zurück ins geliebte Camp Firewood zu kommen. Sie können es gar nicht erwarten, die Hormone der Jugend wieder sprießen zu lassen, sodass Wet Hot American Summer auch eine Dekade später seinem Tonfall treu bleibt.

Amy Poehler in Wet Hot American Summer: 10 Years Later

Zuletzt begeisterte die Prequel-Serie zu Wet Hot American Summer mit der völlig bescheuerten Idee, die inzwischen gealterten Darsteller wieder in die Vergangenheit zu schicken, um die abgedrehten Geschehnisse des ersten Tags des Camps zu dokumentieren. Aus diesem Gag-Quell kann Wet Hot American Summer: 10 Years Later leider nicht mehr schöpfen, da sich das Alter der Figuren und das der Darsteller in eine ähnliche Richtung bewegt hat. Dennoch geizt die Fortsetzung nicht mit schlechten Perücken und zelebriert den Over-the-Top-Humor des Vorgängers. Wet Hot American Summer: 10 Years Later ist eine Serie, in der mit der gleichen Selbstverständlichkeit wichtige Charaktere einfach neu besetzt werden, mit der Ronald Reagan und George H.W. Bush durchs Bild spazieren - von der Präsenz einer sprechenden Gemüse-Konservendose ganz zu schweigen.

Natürlich bringt diese Art von Humor eine gewisse Hürde mit sich, wer sich allerdings darauf einlässt, bekommt ein herrliches Fest unmöglicher Dialoge mitsamt einer Situationskomik geboten, die jeden Moment dermaßen penetrant auskostet und überstrapaziert, dass es schwer fällt, seinen Blick abzuwenden. Wet Hot American Summer: 10 Years Later lebt von dieser stets übersteigernden Herangehensweise, in der kein Zwinkern offensichtlich genug sein kann, um die Pointe sowohl in der Wirklichkeit der Serie als auch für uns Zuschauer auf einem Silbertablett zur Schau zu stellen. Dennoch herrscht - ähnlich wie aktuell in der TBS-Comedy Angie Tribeca - eine goldene Regel, die nicht gebrochen werden darf: Die Figuren sind sich der Absurdität der Ereignisse nie bewusst, sondern versuchen, sich unverbesserlich mit den aberwitzigen Umständen zu arrangieren.

Adam Scott in Wet Hot American Summer: 10 Years Later

Kleine Probleme werden auf einmal zu gewaltigen Herausforderungen, während gewaltige Herausforderungen zu kleinen Problemen werden. Wet Hot American Summer: 10 Years Later spielt gekonnt mit der Gewichtung solcher Größenverhältnisse und stellt sie regelmäßig auf den Kopf. Der sprichwörtliche Elefant könnte im Raum stehen, jedoch von keinem einzigen Mitglied des Ensembles wahrgenommen werden, wenn es (vermeintlich) Wichtigeres zu entdecken gibt. Mit der gleichen Geste treibt Wet Hot American Summer: 10 Years Later sogar einen konspirativen Subplot voran, der sich schlussendlich als pure Farce entpuppt. Das Kreativteam der Serie liebt diese Unberechenbarkeit und lebt sie in den Drehbüchern genüsslich aus, was für kurzweilige Episoden sorgt. Der Clou: Trotz aller unzuverlässigen Elemente punkten diese mit einem aufrichtigen Charakter.

Es ist dem Wet Hot-Franchise bisher wirklich hoch anzurechen, dass bei all den entblößenden wie unangenehmen Witzen tatsächlich vollwertige Figuren im Raum stehen, die - besonders im Hinblick auf die Reunion - mit persönlichen Ängsten, Wünschen und Träumen ins Camp Firewood einziehen. Entgegen dem großen Maß an Albernheiten hat das lang erwartete Wiedersehen sein Herz am rechten Fleck und verdient sich den Vergleich zu Filmen wie Der große Frust, Singles - Gemeinsam einsam und St. Elmo's Fire - Die Leidenschaft brennt tief, die im Voraus als Inspiration für die Produktion genannt wurden. Wet Hot American Summer: 10 Years Later kann laut und bisweilen ebenso unmöglich sein. Im entscheidenden Augenblick gewinnt aber der emotionale Kern der Geschichte, denn der ist es auch, der die großen Vorbilder der Komödie auszeichnet.

Die 1. Staffel von Wet Hot American Summer: 10 Years Later ist seit dem 04.08.2017 komplett auf Netflix verfügbar. Als Grundlage für den Serien-Check dienten alle acht Episoden.

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