Wie die Fernsehsender um die Quoten ringen

18.03.2009 - 11:15 Uhr
Die Chash Cow von RTL
RTL Television GmbH
Die Chash Cow von RTL
1
0
Quoten sind für die Sender reines Geld. Marktforschung sichert Spitzenpositionen.

Wie heute die Süddeutsche Zeitung berichtet, haben Marktforschungsinstitute, die die Bedürfnisse der Zuschauer weit über die Quoten hinaus zu Tage fördern, für das heutige Fernsehen Hochkonjunktur. Auch wenn es nur ein halbes Dutzend solcher Institute in Deutschland gibt, die ausreichend auf das Fernsehen spezialisiert sind – geht heutzutage kaum eine Telenovela, Talkshow oder Doku-Soap auf Sendung, die nicht vorher gründlich durch die Marktforschungsmaschinerie auf Herz und Nieren getestet worden wäre.

Aber nicht nur vor der Erstaustrahlung hat die Meinung des Probe-Zuschauers Gewicht, der in deutschen Fußgängerzonen aus allen Bevölkerungsschichten rekrutiert wird. Auch im Laufe der Ausstrahlung kommt diese zum Tragen, denn gerade in Telenovelas und TV-Serien lassen sich die Handlung und die Figuren je nach Geschmack der Zuschauer relativ kurzfristig korrigieren. So könnte das auch bei Alisa der Fall sein, die seit Anfang März auf dem ZDF ausgestrahlt wird – sich aber nicht der allerbesten Quoten erfreut.

Die Meinung der Zuschauer ist den Fernsehsendern wichtig. Und sie wollen soviel wie möglich erfahren. Papierfragebogen sind da passé, heutzutage werden die Bewegungen der Pupillen und der Puls gemessen, den Probe-Zuschauern in psychologischen Tiefeninterviews sogar die unterbewussten Meinungen und Motive entlockt. Die einfache Methode des Quotenmonopolisten GfK reicht nicht mehr aus. Doch ganz von gestern sind diese auch nicht. Immerhin wird ab Juli auf den Fernbedienungen der 5640 Panel-Haushalte ein weiterer Knopf installiert, der überprüfen soll, ob die Quoten-Zuschauer ihre Sendungen alleine oder mit Freunden gucken.

Die Marktfoschung zeigt Erfolg, wo beispielsweise eine Kritik daneben greift. In Letzterem geht es um Qualität, bei der Marktforschung um Einschaltquoten. Die Sat-1-Serie Blackout zum Beispiel wurde von den Kritikern hoch gelobt. Die Marktforschung meldete bereits im Vorfeld Bedenken an – und behielt Recht. Die Fernsehsender wären auch schön blöd, wenn sie plötzlich Qualität produzieren würden. RTL verdiente allein im Jahr 2007 mit GZSZ mehr als das Zehnfache der Produktionskosten der Serie. Die Daily Soap wird voll und ganz nach den Wünschen der Zuschauer gestaltet – zumindest denen, die in der Marktfoschung erfasst werden. Die Wünsche der Zuschauer sind gleich Geld – und Qualität ist dabei zweitrangig. Bin ich froh, dass das nur für den Bildschirm gilt. Was, wenn Politik so funktionieren würde wie das Fernsehen?

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare

Aktuelle News