Wie Ron Howard zum unerwarteten Helden von Solo: A Star Wars Story wurde

27.05.2018 - 09:25 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Solo: A Star Wars StoryWalt Disney
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Eigentlich sollte nach Solo: A Star Wars Story jeder über den jungen Han Solo reden. Ein Blick auf die Berichterstattung zum Film fördert jedoch einen anderen, unerwarteten Helden zutage: Regisseur Ron Howard. Eine Beobachtung.

So verheißungsvoll sich das Konzept der Star Wars-Anthologiefilme im Zuge ihrer Ankündigung anhörte, so ernüchternd war nach Rogue One: A Star Wars Story die Ansage, dass ausgerechnet Han Solo Gegenstand des nächsten Spin-offs werden sollte. Von all den Möglichkeiten, die das Star Wars-Universum bereithält, wirkte die Wahl des Schmugglers geradezu einfallslos. Aufgrund der Verpflichtung von Phil Lord und Chris Miller war Neugier dennoch gegeben, immerhin bewies sich das Regie-Duo zuvor mit The Lego Movie und dem 21 Jump Street-Reboot als sprudelnder Quell unerwarteter Inspiration. Im Juli 2017 wurden beide Regisseure mitten in der Produktion allerdings aufgrund "kreativer Differenzen" gefeuert und Ron Howard als Ersatz engagiert. Nach dem Chaos rund um Rogue One sowie dem Josh Trank-Debakel um einen weiteren Anthologiefilm war das Augenrollen im Internet förmlich zu vernehmen.

Ron Howard, der bescheidene Retter von Solo: A Star Wars Story

Der Han Solo-Film, nach dem außer Co-Autor Lawrence Kasdan wohl keiner gefragt hatte, stand plötzlich ohne die Unberechenbarkeit seiner jungen Regisseure da. Stattdessen wurde mit Ron Howard ein Veteran gewonnen, der - vor allem in der Anfangsphase seiner Karriere - einige Verbindungen zu Lucasfilm aufweisen kann und generell für ordentliches, wenn auch nicht herausragendes Blockbuster-Kino steht. Gleichzeitig war ein Echo an Reaktionen zu vernehmen, die Ron Howards Engagement gleichgültig bis gelangweilt gegenüberstanden. Der Trend, der sich abzeichnete, wurde deutlich: Nachdem Lucasfilm mehrere Niederlagen einstecken musste, sollen fortan die erfahrenere Regisseure das Ruder bei den neuen Star Wars-Filmen übernehmen. James Mangold beim Boba Fett-Film und Stephen Daldry, sollte er den Obi Wan Kenobi-Film tatsächlich umsetzen, bestätigen die Tendenz.

Von der negativen Stimmung hat sich Ron Howard aber keineswegs verunsichern lassen. Im Gegenteil: Mit dem größten Budget (und vermutlich auch der größten Verantwortung) seiner Karriere nimmt er - mit gewohnter Bescheidenheit - die Mammutaufgabe in Angriff und dreht je nach Aussagen bis zu 70 Prozent des Films neu. Während an Howards Effizienz wohl nie jemand gezweifelt hat, konnte mit einer anderen Entwicklung allerdings keiner rechnen: Trotz einer der ikonischsten Filmfiguren im Titel ist es momentan nicht Han Solo, über dessen Heldentaten berichtet wird, sondern Ron Howard höchstpersönlich. Die Variety  widmet ihm neben Emilia Clarke und Alden Ehrenreich auf dem Cover ihrer jüngsten Ausgabe sogar die meiste Aufmerksamkeit. Besonders die damit einhergehende, lesenswerte Cover-Story richtet ihren Fokus ganz auf Ron Howard, den Regisseur.

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Zuletzt war es Rian Johnson, der rund um die Produktion und Veröffentlichung von Star Wars 8: Die letzten Jedi der als Regisseur zum Star seines Films aufgestiegen ist. Ron Howard beschreitet einen ähnlichen Weg, selbst wenn er sich in einigen Punkten definitiv unterscheidet. Nach einer langen Zeit der Ungewissheit, in der wir keinerlei Material von Solo: A Star Wars Story zu Gesicht bekamen, versprühte Ron Howard eine verblüffende Ruhe und Gelassenheit bei der Übernahme des Projekts, bei dem eigentlich alle Alarmglocken läuteten. Mit jedem weiteren Social Media-Post  strahlte Ron Howard eine bemerkenswerte Zuversicht aus, die sicherlich auch im Sinne von Lucasfilm war, im fertigen Film aber ebenso zu vernehmen ist, der sich zu keiner Sekunde anmerken lässt, dass er unter anderen Umständen womöglich nichts weiter als ein Scherbenhaufen hätte werden können.

Ron Howard, der seinen persönlichen Star Wars-Film schafft

Verklärt soll Howards Arbeit an Solo: A Star Wars Story hier nicht werden. Die Beobachtung ist dennoch interessant: Gerade, als es so wirkte, Lucasfilm habe sich von der Idee des Regisseurs als treibende Kraft hinter einem Star Wars-Film endgültig verabschiedet, erstaunt es, wie präsent zuletzt Rian Johnson und nun Ron Howard ihre Filme begleiteten und zum Sprachrohr dieser wurden. Das Aufatmen beim Marketing ist förmlich zu hören, wenn Ron Howard begeistert seine Instagram-Gefolgschaft auf eine kurze Radtour auf der Sykwalker Ranch mitnimmt und regelmäßig Updates über die Dreharbeiten und Postproduktion liefert. Ungeachtet dessen ist es am Ende aber immer noch Ron Howard, der Solo: A Star Wars Story ohne mit der Wimper zu zucken pünktlich Ende Mai in die Kinos brachte - und zwar als Film, in dem sein gesamtes Herzblut steckt, wie nicht zuletzt die vielen Überschneidungen mit seiner Filmografie erahnen lassen.

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Wie auch immer das Han Solo-Abenteuer von Phil Lord und Chris Miller ausgesehen hätte: Ron Howard hat dem Film nach der Übernahme zweifelsohne seine eigene Handschrift verpasst, wenngleich diese nicht so markant wie die eines anderen Regisseur sein mag. Altbekannte Themen und Motive - wie etwa der Rausch der Geschwindigkeit, der sich von Grand Theft Auto bis hin zu Rush - Alles für den Sieg zieht - lassen sich in Solo: A Star Wars Story finden. Ebenso seine Vorliebe für auffallende Bilder, wie sie zuletzt bei Im Herzen der See zu sehen waren und nun durch Kameramann Bradford Young zum Leben erweckt werden. Das ist wohl mehr, als wir uns zwischenzeitlich von Solo: A Star Wars Story hätten erhoffen können. Ron Howard hat den Kessel Run der Filmproduktionen unter höchstem Zeitdruck gemeistert und den Millennium Falcon sicher gelandet.

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