Willi Weitzel ist der Willi aus “Willi wills wissen”. Vom Kinderkanal hat er es in Willi und die Wunder dieser Welt jetzt auf die große Leinwand geschafft. Hier beantwortet er Fragen zu dem Film.
Wie viel echter Willi steckt im Kino-Willi?
In “Willi” stecken ganz viele Anteile von mir. Bei “Willi wills wissen” kann ich eine Seite von mir ganz besonders entfalten: meine Neugier, meine kindliche Seite. Sagt man nicht immer: In jedem Mann steckt ein Kind? Also bei mir steckt ziemlich viel Kind drin. Natürlich würde ich im echten Leben nicht einfach durch die Hintertür in ir¬gendeine Fabrik reinspazieren, so wie es bei “Willi wills wissen” der Fall ist. Die würden mich rausschmeißen, logisch. Es sei denn, sie erkennen mich durch Zufall – und würden dann wahrscheinlich fragen “wo ist denn die Kamera?”
Ich habe ja Lehramt studiert, und es macht mir einfach Spaß, Kindern etwas zu vermitteln. Das ist für mich der Sinn meiner Arbeit: Ich frage die ganzen Fragen nicht nur für mich, sondern eigentlich für die Zuschauer und die haben dann etwas davon. Es macht mich glücklich, dass ich nicht nur irgendeinen “Dödelkram” vor der Kamera mache, sondern etwas, von dem die Leute hinterher sagen: Ach, das war ja interessant. Da haben wir was gelernt und es hat überhaupt nicht wehgetan.
A propos Lernen: War beim Kinofilm vieles anders für dich als bei deiner Arbeit fürs Fernsehen?
Es war komplett anders und doch genauso wie immer. “Willi wills wissen” zu drehen bedeutet, ganz früh morgens aufstehen, sich mit einem Regisseur, einem Kameramann und einem Tonmann in einen Bus zu setzen und an den Drehort zu fahren. Bei “Willi und die Wunder dieser Welt” hat der VW-Bus natürlich nicht ausgereicht. Wir haben einige der extremsten Lebensräume der Welt kennen gelernt, mussten uns zum Teil richtig durchkämpfen, das war neu und aufregend.
Wie würdest du Willis wichtigste Eigenschaften beschreiben?
Der neugierige Willi, der’s wissen will. Das bin ich. Ich bin interessiert, an Menschen und an Dingen. Ich habe da natürlich eine tolle Spielwiese. Ich kann den Professor befragen, den Politiker, den Fußballtrainer, den Kanalarbeiter oder jeweils in unterschiedliche Lebenswelten auf verschiedenen Kontinenten eintauchen, so wie im Kinofilm – das ist schon eine sehr besondere Situation und ein Privileg, das ich sehr genieße.
Möchtest du uns ein bisschen über deine älteste Freundin Frau Klinger erzählen?
Ich finde es großartig, dass Frau Klinger in dem Film vorkommt. Ich bin vor vierzehn Jahren nach München gezogen und habe Frau Klinger beim Studieren kennen gelernt. Sie war Senioren-Studentin und saß durch Zufall hinter mir in der Reihe. So kamen wir ins Gespräch. Frau Klinger war meine erste und älteste Freundin hier in München. Meine Familie lebt in Hessen, fünfhundert Kilometer entfernt. Deshalb war Frau Klinger auch eine Art Großmutter-Ersatz für mich. Sie ist mit über 90 Jahren gestorben, aber sie hatte bis zum Schluss einen jungen Geist und war interessiert an allem. Das war einfach toll. Trotz des riesigen Altersunterschiedes haben wir uns immer super unterhalten. Ich habe zu ihr gesagt: “Frau Klinger, das wäre toll, wenn Sie in dem Film dabei wären.” Und ihre Antwort war: “Das möchte ich unbedingt schaffen”.
Irgendwann hat sie mich angerufen und gesagt: “Wir müssen jetzt drehen.” Da habe ich einen richtigen Schrecken gekriegt und wir haben schnell unser Team zusammengestellt, sind zu ihr gefahren und haben gedreht. Aus unserem Ge¬spräch ergab sich zufällig der spätere Aufhänger für den gesamten Film: “Ja, bringen Sie mir doch ein bisschen Sand aus der Wüste mit”, hat Frau Klinger gesagt. “Okay! Das verspreche ich Ihnen. Versprochen ist versprochen!” Ungefähr vier Wochen später ist Frau Klinger gestorben. Sie hat es leider nicht mehr erleben können, dass ich ihr den Sand zurückbringe. Ich glaube aber daran, dass sie irgendwo da oben ist und zuschaut. Genau so, wie sie im Film zu sehen ist, so wach und interessiert, so war sie nämlich.
Wenn du jetzt auf den Film zurückblickst, was war das Schwierigste für dich dabei und was war das Schönste?
Das Schwierigste für mich war, die Sahara durchzustehen. Wir sind mit dem Motorrad mehr als tausend Kilometer einfach durch den Sand, über Felsen, durch Geröll gefahren. Wir haben uns etwa fünfzig Mal wirklich hingelegt, sind gestürzt. Es ist aber nichts passiert. Das war schon sehr spannend, in so einer ganz abgelegenen Region zu sein, in der einsamsten Gegend der Welt überhaupt! Sicherheitshalber haben uns unsere Tuareg-Begleiter immer geraten, nachts lieber irgendwo versteckt zu schlafen. Das war teilweise schon ein mulmiges Gefühl. Es gab eine ganze Reihe von Situationen auf dieser Reise, da war ich wirklich dankbar, dass nichts passiert ist.
Und was war besonders schön?
Es gab natürlich einige Momente bei den Dreharbeiten, in denen ich ganz klein geworden bin vor Ehrfurcht. Als plötzlich wirklich ein Eisbär in Schneeballwurfweite stand, das war so ein magischer Augenblick. Die Tiere sind nun mal die gefährlichsten Landraubtiere der Welt, auch wenn sie so nett aussehen. Ein anderes Mal, als wir mit einem Hubschrauber über die Hudson Bay geflogen sind. Da unten waren riesige Eisschollen, wir haben einen unglaublich klaren Tag erwischt. Und unten konnte ich die Eisbären laufen sehen. Ich saß ja neben dem Piloten und habe ihn immer wieder gebeten, noch eine Schleife zu fliegen und noch eine und noch eine. Das habe ich total genossen.
Was wünschst du dir für die Zukunft?
Mein größter Wunsch für die Zukunft, also die nahe liegende Zukunft, ist, dass viele Menschen diesen Film sehen. Ich finde, er ist wunderschön geworden. Es ist für jeden etwas dabei; mal ist es spannend, mal lustig. Ich wünsche mir, dass es den Kindern so geht wie mir bei den Dreharbeiten: Dieses Gefühl, dass es überall etwas Tolles zu entdecken gibt, egal wo man ist. Und das hab ich auch als Erwachsener wieder mehr gelernt, genau hinzuschauen und sich zu freuen, wie wunderbar doch Vieles um uns herum ist. So schaue ich zum Beispiel Ameisen inzwischen mit ganz anderen Augen an.
Quelle: Mit Material von MFA