Wir Wunderkinder heißt unser heutiger TV-Tipp einigermaßen ironisch, denn das Wunder des wirtschaftlichen Aufstiegs der Bundesrepublik Deutschland in den 50er Jahren ist alles andere als übermenschlich. In seiner Satire vergleicht Regisseur Kurt Hoffmann auf Basis eines Romans von Hugo Hartung den Lebensweg eines Journalisten, der während der Nazi-Herrschaft das Land verlassen musste, und den seines Schulfreundes.
Dieser Schulfreund Bruno Tischel (Robert Graf) profitiert als NS-Funktionär von der Herrschaft Hitlers und erarbeitet sich nach Kriegsende erst auf dem Schwarzmarkt, dann in der freien Wirtschaft ein Vermögen. Der verehrten Säule des Wirtschaftswunders steht Journalist Hans Boeckel (Hansjörg Felmy) gegenüber, der seiner Arbeit nach der Machtübertragung an die Nazis nicht mehr nachgehen kann und sich in Dänemark durchschlägt. Boeckel kehrt nach Deutschland zurück und widmet sich dem zwielichtigen Aufstieg seines Schulkameraden. Erzählt wird die Satire Wir Wunderkinder mit Hilfe einer kabarettistischen Rahmung, in der uns Wolfgang Neuss und Wolfgang Müller als Conferencier und Pianist in einzelne Episoden einführen.
Regisseur Kurt Hoffmann drehte Wir Wunderkinder 1958 nach dem Riesenerfolg von Das Wirtshaus im Spessart, und obwohl wir es hier mit einer Komödie zu tun haben, fällt der Film durch seinen vergleichsweise offenen Umgang mit dem Nationalsozialismus und all jenen auf, die nach dem Krieg nahtlos in die höheren wirtschaftlichen und politischen Kader der Bundesrepublik gewechselt haben. Insofern bildet Wir Wunderkinder ein perfektes Double Feature mit Rosen für den Staatsanwalt, der ein Jahr später erschien.
Heute im TV: Wir Wunderkinder
Wann: 21:40 Uhr
Wo: arte