Woody Allen zieht sein Ding durch

18.04.2012 - 08:50 UhrVor 13 Jahren aktualisiert
Woody Allen liegt darnieder
United Artists
Woody Allen liegt darnieder
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Wie viele andere Menschen weltweit ist auch moviepilot-User J!GS4W ein Fan von Woody Allen, weshalb er ihn mit einem Text würdigt.

“I can’t listen to that much Wagner. I start getting the urge to conquer Poland.”

1,65 m groß, charismatische Brille auf der Nase, wilde Gestikulation und immer einen flotten Spruch auf den Lippen, welche eigentlich immer auf humoristische, aber doch ehrliche Weise über den Sinn des Lebens sinnieren. Das ist Allan Stewart Konigsberg, oder besser: Woody Allen.
Und jedem ist dieser Name sicherlich schon einmal begegnet, ob man aber tatsächlich auch einen Film von ihm gesehen hat, ist wiederum eine andere Sache und sicherlich auch ob man wirklich Gefallen an seinen Werken findet. Denn Woody Allen ist vor allem unkonventionell, gewagt und für mich persönlich: liebenswürdig.

“Most of the time I don’t have much fun. The rest of the time I don’t have any fun at all.”

Doch woher kommt dieses “Andere”? Was macht Woody Allen aus?
Mittlerweile hat Woody Allen rund 50 Filme gemacht und ist schon seit den 60ern im Geschäft. Gesehen habe ich persönlich mittlerweile 19 Stück, das ist zwar nur ein geringer Teil seiner Werke, aber sicherlich genug um etwas über diese lebende Legende zu schreiben, zumal mich schon ab der ersten Minute irgendetwas mit Woody Allen verband, was ich erst mit der Zeit so richtig verstehen konnte; doch dazu gleich noch mehr! Meine Befürchtung ist, dass Woody Allen viele als den seltsamen kleinen Filmemacher abstempeln, der seine eigene Adoptivtochter heiratete, oder noch schlimmer: als seltsamen kleinen Filmemacher, der diese seichten Unterhaltungsfilme macht. Denn das macht er nicht!

“If it turns out that there is a God, I don’t think that he’s evil. But the worst that you can say about him is that basically he’s an underachiever.”

Woody Allen macht Filme, die nur so vor Skurrilitäten strotzen, die auf den Zuschauer ein Dialogfeuer abschießen, das ihn oftmals verwirrt, ob er nun laut lachen soll oder sich ernste Gedanken über das Leben machen soll und irgendwie ist das auch schon der Clue, denn bei Allens Filmen geht oftmals beides. Das soll aber weiß Gott nicht heißen, dass Allen perfekte Filme macht, denn nicht jeder Film kann einen erreichen; manche sind sehr albern, manche vielleicht zu sehr hommagierend und oftmals klaut Allen auch ganz einfach bei sich selbst. Das Wirrwarr der Liebe, eine gesunde Selbstironie und zahlreiche Verstrickungen im Bereich menschlicher Beziehungen sind meist schon typische Mittel und Szenarien in der Filmwelt des Woody Allen, was einem immer mehr und mehr bei der Betrachtung seiner Filme auffällt. Übel nimmt man ihm das aber eigentlich nie, da er es immer wieder schafft etwas Neues zu schaffen, neue verrückte Ideen zu präsentieren und sich somit immer tiefer im Herzen des Zuschauers einzunisten, sobald er etwas an der Oberfläche gekratzt hat.

“I was thrown out of college for cheating on the metaphysics exam; I looked into the soul of the boy sitting next to me.”

Und manchmal, ja manchmal da zelebriert Allen auch ganz einfach seine Allmacht über sein Medium. Da vermischt er die Kunst mit seinem Leben so intensiv und schelmisch, dass ein Meisterwerk entsteht. Mein ganz eigenes Beispiel ist hierfür Harry außer sich. Was für ein Film! Da spielt Allen wie so häufig den Protagonisten, welcher selbst Autor ist. Das Fantastische ist hierbei der Bruch sämtlicher Wände. Der Schriftsteller spricht mit seinen eigenen Figuren, denen selbst allerlei Missgeschicke widerfahren und diese geben dann wiederum ihm selbst Ratschläge. Die Erkenntnis ist umso brillanter und Allen ist so offen und gibt sie dem Zuschauer direkt mit auf den Weg: Der Künstler ist ein Mensch, der in der normalen gesellschaftlichen Welt nicht mehr funktionieren kann, sodass er sich in seine Geschichten flüchtet. Er versucht quasi dem Leid aus dem Weg zu gehen und findet alsbald Neues. Da ging mein Herz einfach auf und ich hatte gar keine andere Wahl als ihn sogleich als Lieblingsfilm zu markieren.

“The last time I was inside a woman, was when I visited the Statue of Liberty.”

Doch was verbindet mich mit Woody Allen? Ich habe euch ja versprochen, dass ich darauf zurückkomme! Nun, ich bin auch ein kleiner Mensch mit einer Sehschwäche, aber irgendwie ist es das noch nicht. Woody Allen kann über sich selbst lachen und das macht er auch gern. Das ist etwas, was ich absolut bewundere! Auch bleibt er sich stets treu und zieht sein Ding durch. Ähnlich wie Herr Dr. Uwe Boll gibt er nicht so viel darauf, was andere sagen und macht Jahr um Jahr seine Filmchen. Bei seinen 4 Oscargewinnen war er jedes Mal nicht da um seinen Preis entgegenzunehmen. Woody Allen ist, wenn auch nicht perfekt, ein Idol. Ein Künstler, bei dem das Menschliche an oberster Stelle steht! Er lebt seinen Beruf und zeigt uns damit, wie schön das Leben doch sein kann, wenn man es nicht einfach absitzt, sondern damit spielt, egal wie furchtbar die Rahmenbedingungen sind. Und so ist Woody Allen ganz einfach ein Manifest, ganz Allenesque, ganz wunderbar, jemand, der einem das Herz bereits mit seiner Stimme erwärmt, ganz ähnlich wie ein Peter Jackson (noch jemand, der mal dringend hier eine Lobeshymne verdient!), ganz ehrlich und einfach nur toll. Woody eben.

“My one regret in life is that I am not someone else.”


Vorschau: Sie sind super, sie sind Helden und sie tragen Capes. Mehr dazu in der nächsten Woche.


Dieser Text stammt von unserem User J!GS4W. Wenn ihr die Moviepilot Speakers’ Corner auch nutzen möchtet, dann werft zuerst einen kurzen Blick auf die Regeln und schickt anschließend euren Text an ines[@]moviepilot.de

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