Mann trifft Frau, das Ganze endet in einer Liebesbeziehung. Die Geschichte ist älter als die erste TV-Serie, die jemals über ein Röhrengerät flimmerte, aber trotzdem sticht You're the Worst durch Originalität und Mut hervor und bringt neuen Schwung in die alte Leier von Liebe und Leid. Die Protagonisten Gretchen (Aya Cash) und Jimmy (Chris Geere) sind alles andere als das herkömmliche Serienpaar, das sich mit Kind und Kegel in der Vorstadt breitmachen will oder die Wochenenden auf Wochenmärkten oder in trauter Zweisamkeit verbringt.
Grund 1: Herrlich ehrlich
Gretchen und Jimmy führen in You're the Worst keine perfekte Beziehung. Kaum ein Pärchen macht das. Doch die beiden gehen offen und ehrlich mit der ungeschönten Realität um. Diskutiert und gestritten wird hemmungslos, ob in der Öffentlichkeit oder in den eigenen vier Wänden. Beide machen keinen Hehl daraus, dass sie sich selbst am nächsten stehen und jede Bekundung von Gefühlen vor bitterem Zynismus trieft. Eigentlich möchten sich weder Gretchen noch Jimmy auf eine feste Beziehung einlassen, voneinander los kommen sie dennoch nicht. Eingestehen will sich das aber keiner und so definieren sie ihr Verhältnis als Zusammenkunft von zwei Menschen, die auf eine gleiche Art und Weise innerlich tot sind und stellen den jeweils anderen bei offiziellen Anlässen höflich als ihren Sexualpartner vor. Die etwas andere Romanze begann, als Jimmy von einer Hochzeit flog, da er die Braut beleidigte, während Gretchen Geschenke vom Gabentisch stahl. So oder so: Mit Gretchen und Jimmy haben sich die perfekten Partner gefunden.
Grund 2: Liebenswertes Chaos
Wer jetzt den Eindruck bekommt, dass Gretchens und Jimmys Beziehung in You're the Worst lediglich auf dem Leugnen von Gefühlen beruht, der irrt sich. Die beiden haben noch viel mehr gemeinsam. So teilen sie u. a. einen Hang zum Exzess. An einem ganz normalen Tag fließt mehr Schnaps als an einem Samstagabend in einer Kreuzberger Kneipe, Koks findet sich immer im Vorratsschrank. Nach einer gemeinsamen durchzechten Nacht kann es schon mal sein, dass sich beide nackt im Vorgarten wiederfinden und die Inneneinrichtung des Hauses in Trümmern liegt. Kein Wunder, dass Leber und Beruf unter dem lockeren Lebenswandel leiden. Chaotisch sieht es auch im Seelenleben der Charaktere aus, doch äußert sich das meistens auf recht eigenwillige und sehr charmante Art und Weise. Man nimmt keinem von ihnen eine Grenzüberschreitung übel, sondern wartet gebannt auf die nächste. A propos Chaos: Als Gretchen Jimmy das erste Mal in ihre Wohnung führt, ist das einer der lustigsten Momente der 1. Staffel.
Grund 3: Die feine Balance zwischen Zynismus und bitterem Ernst
Es wird viel gelacht in You're the Worst. Der Zuschauer hat auch viel zu lachen. Serienschöpfer Stephen Falk, der auch Weeds - Kleine Deals unter Nachbarn erdachte und für Orange Is the New Black schrieb, sorgt für clevere Dialoge, viel Wortwitz und schreiend komische Situation. Dennoch klingen im Verlauf der Handlung immer wieder dunkle Töne an, etwa wenn Jimmy sich plötzlich damit abfinden muss, dass er - wie jeder Mensch - über ein Spektrum an Gefühlen verfügt, mit denen er sich auseinandersetzen muss. Oder Edgar bemerkt, wie weitgreifend sich seine posttraumatische Belastungsstörung auf sein Leben auswirkt. Sensibel wird Gretchens klinische Depression immer stärker ein Thema. Die Serie schafft den Spagat zwischen Komödie und Drama, ohne dabei plump zu wirken, und nimmt ihre Helden ernst. In all die wohlplatzierten Lacher können sich auch Tränen mischen.
Grund 4: Sensationelle Sidekicks
Klar, die eigentlichen Protagonisten von You're the Worst sind Gretchen und Jimmy. Doch die beiden wüssten oft nicht ohne ihre besten Freunde Lindsey
(Kether Donohue)
und Edgar (Desmin Borges)
weiter. Edgar ist eine treue Seele, leidet als Ex-Soldat unter den Eindrücken des Irakkriegs an einer posttraumatischen Belastungsstörung und darf kostenfrei in Jimmys geräumigem Haus leben. Er kümmert sich fast schon rührend um den Hausherren, bereitet das Frühstück vor, redet Jimmy (erfolglos) ins Gewissen und erduldet mit einer stoischen Ruhe dessen fiese Sprüche und regelmäßige Exzesse. Lindsay hat erst vor Kurzem geheiratet und macht keinen Hehl daraus, dass allein finanzielle Motive sie vor den Altar führten und ihre amourösen Abenteuer nicht im heimischen Schlafzimmer stattfinden. Im Laufe der Serie wird sowohl Edgar als auch Lindsay mehr Zeit eingeräumt und ihre persönlichen Geschichten treten verstärkt in den Vordergrund. Das ist auch gut so, denn beide sind fein ausgearbeitete Charaktere, die nebenbei unfassbar witzige Sprüche ablassen.
Grund 5. How to do: Sunday Funday
Der Sonntag ist ein ganz besonderer Tag, nicht nur weil er das Ende der Woche/Schöpfungsgeschichte markiert. Während langsam der Schatten einer neuen, langen Arbeitswoche über den unbeschwerten Freizeitgenuss kriecht, bleiben genug freie Stunden, um im Kreise der Freunde den Sunday in einen Funday zu verwandeln (denn Montage sind auch dann schrecklich, wenn man keinem Job nachgeht, stellt Lindsay fest ...). Tadellose Beispiele für die Gestaltung eines solchen Freudentages liefern die vier Freunde Gretchen, Jimmy, Lindsey und Alex. Eingeläutet wird das Vergnügen durch einen alkoholgeschwängerten Brunch, zu dem es sogar einen passenden Song gibt. Danach folgen gemeinsame Aktivitäten, einen bleibenden Eindruck für alle Beteiligten hinterlässt der Besuch im Horrorhaus. Davon solltet ihr euch aber selbst überzeugen und von den Profis lernen.
Aus welchen Gründen seid ihr schon lange Fans von You're the Worst?