Über Jahrhunderte hinweg beanspruchte die katholische Kirche die Deutungsmacht über die Ordnung der Welt. Sie ließ neues Gedankengut, neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu oder ächtete sie. Sie entschied über Richtig und Falsch, erlaubte Fortschritt oder versuchte, ihn zu verhindern. Doch ihre Überzeugung, die ewige Wahrheit zu besitzen, war nicht unumstritten. Gutenbergs Druckerpresse ermöglichte es immer mehr Freidenkern, ihre Gegenwelten mit Hilfe des gedruckten Buches in tausendfacher Auflage zu verbreiten und neue Erklärungen der Welt zu wagen, die oft gefährlich im Widerspruch zu den päpstlichen standen. Der Vatikan erfand deswegen den Index, die Liste der verbotenen Bücher. Wer sie trotzdem las, dem drohte die ewige Verdammnis.
Nach vielen Bemühungen öffneten sich für ein Team des ZDF die geheimen Archive der Inquisition und Indexkongregation. Die Filmemacher und Historiker stellten sich die Fragen: Wer wurde verboten, warum wurde verboten, und wovor hatten die Päpste Angst? Die zweiteilige Fernsehdokumentation rollt die wichtigsten geheimen Prozesse auf, die im Kampf um das Seelenheil der Menschheit geführt wurden. Immer wieder geht es um entscheidende Wendepunkte in der Geschichte, deren Diskussion bis heute nicht an Brisanz verloren hat.
Interessante Dinge kamen da zum Vorschein. Welche Fälle wurden in den geheimen Prozessen verhandelt? Wieso wurde Luthers in hunderttausenden Exemplaren verbreitete Bibelübersetzung verboten, Galileo Galilei verurteilt, der Müller Menocchio verhaftet und verbrannt? Was war in den Augen der Zensoren so gefährlich an Büchern von Heinrich Heine? Warum wurden die Werke von Darwin und Marx nicht verboten? Und warum kam “Mein Kampf” von Adolf Hitler nie auf den Index der verbotenen Bücher?
Kritiker sind begeistert von der zweiteiligen Dokumentation Index – Die schwarze Liste des Vatikan, die Montag, 22.45 Uhr sowie Dienstag, 22.15 Uhr ausgestrahlt wird. "Dass der Spagat zwischen Wissenschaft und populärer Darstellung gelingt, liegt auch an einem anderen Kniff: Moderiert wird die Dokumentation vom Protestanten Wolf von Lojewski, lange Jahre Chef des “heute-journals”. Er liefert sich mit dem Historiker Hubert Wolf amüsante kleine Duelle über die wichtigsten wissenschaftlichen Streitfragen. Durch diese Szenen entsteht eine Werkstatt-Atmosphäre, in der die Zuschauer viel über die Ziele der kirchlichen Buchzensur, die spektakulären Fälle von Darwin bis Hitler und das Ende des Index im Jahre 1966 erfahren.", lobt das Hamburger Abendblatt.
Das ist "Wissenschaftsfernsehen als Schlagabtausch zwischen “good guy” und “bad guy”", schreibt Thomas Gehringer im Tagesspiegel. Für ihn funktioniert die Idee sehr gut. Anschaulich und spannend wird hier Kirchengeschichte präsentiert.