EudoraFletcher68 - Kommentare

Alle Kommentare von EudoraFletcher68

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    Drei Urgesteine Hollywoods kommen zusammen um (k)einen Film zu machen. Man merkt, wieviel Spaß alle bei der Produktion gehabt haben (jedenfalls wirkt es so auf mich): Robert de Niro als schmieriger und verlogener erfolgloser Produzent holt einen alternden und suizidalen Western-Schauspieler (Tommy Lee Jones) aus dem Altersheim für dieses Projekt. Er hat sich sehr viel Geld von einem gefährlichen Mann (Morgan Freeman) geliehen, der es verzinst zurückhaben will und vor Gewalt nicht zurückscheut.

    Mehr durch Zufall (der alte Cowboy findet sie sexy) hat man sich eine junge Frau als Regisseurin für den Film gecastet. Die Dynamik in Hollywood wird wunderbar durch den Kakao gezogen. Ich hatte das Empfinden, hier einen hoch-konzentrierten Film zu sehen, aus dem man gut und gerne eine Mini-Serie hätte machen können. So ist alles ziemlich auf den Punkt und in hohem Tempo.

    Der arme Produktionsassistent ist gleichzeitig der Neffe des Produzenten erfährt hier Dinge über seinen Onkel, die er lieber nicht gewusst hätte.

    https://boxd.it/2yXHq
    https://boxd.it/fre42

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    • 8

      Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #211
      RETURN TO SEOUL war für den Un Certain Regard Award nominiert.

      Als erstes fallen die sehr schönen Bilder auf!

      Eine junge Frau südkoreanischer Abstammung, die als Kleinkind von Franzosen adoptiert worden war, reist das erste Mal in ihrem Leben nach Südkorea, um ihre Wurzeln kennen zu lernen. Zuerst lernt sie Einheimische kennen. Mit den Sitten und Gebräuchen konfrontiert, nimmt sie diese zur Kenntnis, bleibt aber bei ihren eigenen Verhaltensweisen und irritiert die Einheimischen, die aus hilfloser Höflichkeit auf die Frau eingehen.

      Sie macht sich auf die Suche nach ihren biologischen Eltern, hat aber keinerlei Papiere über ihre Adoption dabei. Aber die Südkoreaner sind super organisiert und offenbar auch hilfsbereit. Jedenfalls bekommen sie mit Hilfe eines alten Fotos und einer Nummer an die Daten ihrer Eltern. Wir sehen der jungen Frau dabei zu, wie sie sich mit Südkorea auseinandersetzt.

      Der Culture Clash ist sehr sensibel dargestellt und der subtile Humor ist genial! Interessant sind für mich einige Szenen auf den Straßen von Seoul gewesen, das auf mich z.T. sehr europäisch wirkt! Traurig und witzig gleichzeitig ist die Kommunikation und die Übersetzung durch ihre neue Freundin zwischen der Französin und ihrer biologischen Familie. Die Dynamik zwischen der Französin und der Familie väterlicherseits ist berührend und auch ziemlich gruselig.

      https://boxd.it/pX9xC
      https://boxd.it/cQ55I
      https://boxd.it/eqWlK

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      • 8
        EudoraFletcher68 06.06.2024, 07:37 Geändert 06.06.2024, 10:17
        über Welcome

        Ein 17jähriger irakischer Kurde ist auf dem Weg zu seiner Freundin nach London. Er hat es bis nach Calais geschafft und auch schon bei der Familie angerufen und sich angekündigt. Er wird an der Grenze von der Polizei geschnappt und erhält eine vorläufige Duldung in Frankreich. Dort geht er ins Schwimmbad um kraulen zu lernen. Seine Idee ist wohl, nach England zu schwimmen. Sein Schwimmlehrer wird gespielt von Vincent Lindon, den ich als Typ ziemlich cool finde (im zuletzt gesehenen STREIK ist er z.B. auch sehr überzeugend). Und auch hier überzeugt er als ambivalenter Mann mit emotionalen Konflikten zu 100%.

        Der Schwimmlehrer beginnt sich für seinen Schüler zu interessieren und sich führ ihn verantwortlich zu fühlen. Ich denke, das ist nur menschlich. Man tritt in Beziehung zueinander und dann fühlt man sich eben zuständig. Ein Problem von vielen ist hier, dass es für die Einwohner von Calais unter Strafe verboten ist, den Migranten zu helfen. Somit bringt sich der Schwimmlehrer in vielfältiger Hinsicht in Schwierigkeiten.
        Es ist für mich oftmals spannender einen Mann dabei zu beobachten, wie er Gefühle entwickelt, mit denen er nicht klarkommt und wie er dann versucht, dem Jugendlichen zu helfen und dabei aber wütend ist, weil er Angst hat und weil er sich auch schnell zurückgewiesen fühlt und dann beleidigt ist und dann aggressiv wird.

        Merke: Die Polizei muss man nicht in seine Wohnung lassen, wenn sie keinen Hausdurchsuchungsbefehl hat und keine Gefahr im Verzug ist.

        Die Kamera ist sehr gut inclusive der Nachtszenen: https://boxd.it/j79eC

        https://boxd.it/eqWlK
        https://boxd.it/tNt3o

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        • 8
          EudoraFletcher68 05.06.2024, 07:14 Geändert 05.06.2024, 09:10

          Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #210

          Einige von euch werden es vielleicht nicht für möglich halten, aber: FURIOSA: A MAD MAX SAGA hatte tatsächlich seine Premiere in Cannes!

          So war ich mal wieder seit längerem im Kino, vielleicht sogar das erste Mal in 2024?
          Nachdem ich kaum Erinnerungen an die Handlung von MAD MAX: FURY ROAD hatte, aber sehr wohl natürlich an die Locations und die hässlichen Herrscher. Dass Furiosa die Hauptfigur aus FURY ROAD ist, wusste ich aber nicht mehr...

          Somit wurde ich davon überrascht, was ich aber positiv finde. Ich habe Lust bekommen, mir dann FURY ROAD nochmal anzusehen. FURIOSA hat deutlich mehr Handlung als FURY ROAD und ich hatte definitiv Spaß sowohl an der Geschichte als auch an den Bildern, wenngleich mir FURY ROAD auf jeden Fall besser gefällt. Der hat mich einfach total geflasht.

          Hier wird jedenfalls ein kleines Mädchen aus einem kleinen Paradies entführt und erlebt fürchterliche Dinge. Das Mädchen wächst heran und will sich sowohl rächen als auch in ihre Heimat zurück. Aber das ist alles nicht so einfach. Sehr selten freue ich mich auf Prequels und Sequels und Filme über weitere Figuren aus irgendwelchen Fantasy-Universen, aber von MAD MAX werde ich mir bestimmt alle weiteren Teile ansehen, wenn welche kommen sollten. Die Optik ist einfach super.

          Furiosa rockt!

          https://boxd.it/pX9xC

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          • 5 .5

            Ein Marokkaner der 2. Generation in den Niederlanden erzählt uns von seiner (Groß-)Familie. Ziemlich viele Klischees, aber auch durchaus zwischendrin auch mal recht lustig. Die arabischstämmigen Einstellungen und die oftmals fehlende Bildung sowie der Blick auf die niederländische Kultur wird durch den Kakao gezogen.
            Kann man anschauen, muss man aber nicht.

            https://boxd.it/tNt3o

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            • 8 .5
              EudoraFletcher68 04.06.2024, 06:36 Geändert 11.02.2025, 20:50
              über Streik

              Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #209

              En Guerre war für die Goldene Palme nominiert.

              Hauptdarsteller Vincent Lindon ist ein supercooler Typ! Als Gewerkschafter und Anführer eines Arbeitskampfes bei einem Autoteilezulieferer, der nach 5 Jahren unbezahlten Überstunden der Mitarbeiter trotzdem dichtmachen möchte und alle 4.000 Angestellten entlassen, ist er topp! Wir sehen den Verhandlungen und den Entwicklungen zu. Die Arbeiter bekommen keine Unterstützung von der Justiz oder der Regierung. Die Firma sagt, dass der Standort eben nicht rentabel genug für die Aktionäre ist.

              Inszeniert und gefilmt ist EN GUERRE in einem semidokumentarischen Stil mit Wackelkamera.

              Einige Politiker der Regierung werfen den Gewerkschaftern „blinden Aktionismus“ vor und die Entscheidung des Gerichts, dass der Konzern berechtigt ist, die Fabrik zu schließen soll akzeptiert werden.

              Die Verhandlungen zwischen Konzernvertretern, Politikern und den Gewerkschaftern sind total authentisch und glaubwürdig. Die Politiker äußern Verständnis und rufen zur Mäßigung auf, versprechen ihre Unterstützung, die nie kommt. Der Konzernvertreter labert und lügt, behauptet der Standort wäre nicht rentabel. Der Gewerkschafter zitiert aus dem Bericht für die Aktionäre. Die Dividenden der Aktionäre und Vorstände sind um 20 % und mehr gestiegen. Die Firma bietet Abfindungen in Höhe von € 25.000,-. Lächerlich für eine verlorene Stelle.

              Jedenfalls hat man als Zuschauer das Gefühl, man sieht ganz konkret einem Arbeitskampf in Frankreich zu. Von den Franzosen könnten wir in Deutschland etwas lernen. Aber bei uns wird ja über die Lokführer geschimpft, wenn sie streiken, anstatt über die Bahn als Arbeitgeber.

              Der Schluss ist ein brutaler Schlag in die Fresse.

              https://boxd.it/pX9xC
              https://boxd.it/eqWlK
              https://boxd.it/B0FTU

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              • 8 .5
                EudoraFletcher68 04.06.2024, 06:35 Geändert 04.06.2024, 07:08

                Dieser Film wurde von Indien für die Oscars eingereicht. DAS LICHT AUS DEM DIE TRÄUME SIND läuft bei Prime (sogar in deutscher Synchro – wie die ist weiß ich nicht, habe die OmU-Version gesehen) und ist einfach nur entzückend! Der Film ist mega-kurzweilig und super-sympathisch.

                Ein kleiner Junge, der Sohn eines erfolglosen Brahmanen (eine der obersten Kasten in Indien), interessiert sich für das Kino und die Filmkunst. Der Vater verbietet es ihm (weil es gegen die Religion verstößt, quasi unsittlich ist), aber der Junge schafft es durch Zufall, sich mit dem Filmvorführer anzufreunden und lernt von ihm das Business. Daraufhin möchte er gerne bei sich im Dorf auch eine Art Kino für seine Peers einrichten, aber das ist natürlich alles nicht so einfach.

                Neben der schönen, aber einfachen Geschichte, sind hier die Bilder wirklich toll und die kleinen Nebengeschichten. Z.B. kocht die Mutter des Jungen fantastisch. Die Bilder davon sind einfach nur wunderbar und auch die Begeisterung des Filmvorführers für das Essen der Mutter ist total schön für Foodies, deshalb: https://boxd.it/2SGCI

                Der Junge, ein Laiendarsteller, ist wirklich entzückend und ein Naturtalent. Auch seine Freunde machen ihre Sache sehr gut. Die Auswahl der Locations ist super und was mir persönlich auch gefällt, ist das tolle Lokalkolorit. Außerdem bekommt man auch reale Probleme aus dem Alltag der Menschen mit. Außerdem bringt er einen zum Lachen, Weinen, Mitfiebern, macht neugierig, Wütend, traurig. ... Was kann man mehr wollen?

                Das Herz eines jeden Filmfreundes müsste hier eigentlich höherschlagen!

                https://boxd.it/fre42
                https://boxd.it/jrTey
                https://boxd.it/cQ8hC

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                • Cameron Howe (Mackenzie Davis) aus Halt and Catch Fire
                  Olive Kitteridge (Frances McDormand) aus Olive Kitteridge
                  Virginia Johnson (Lizzy Caplan) aus Masters of Sex
                  Jane Villanueva (Gina Rodriguez) aus Jane the Virgin
                  Petra Solano (Yael Grobglas) aus Jane the Virgin
                  Hannah Horvath (Lena Dunham) aus Girls
                  Tulip O'Hare (Ruth Negga) aus Preacher
                  Beth Harmon (Anya Taylor-Joy) aus Das Damengambit
                  Stella Gibson (Gillian Anderson) aus The Fall: Tod in Belfast
                  Lena (Katherine Moennig) aus Ray Donovan

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                  • 7

                    Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #209

                    STRANGE HARBOR war nominiert für den Grand Prize of the Festival.

                    Im polnischen Hafen Gdynia liegt im Winter 1938 seit einigen Wochen ein leeres schwedisches Frachtschiff, an dem Reparaturen durchgeführt werden. Der Kapitän wartet anscheinend „auf Anweisungen“. Verschiedene Parteien möchten das Wenn das Schiff für ihre Zwecke nutzen. Wenn es nicht bald abfährt, wird das Meer gefroren sein. Die Besatzung macht sich Gedanken über die geplante Fracht. Die einen glauben, es wird Kohle geladen werden, die andere haben gehört, es wären Lebensmittel-Konserven aus Deutschland. Im Hafenort und auch in der Hafenkneipe lernen wir diverse Schicksale kennen. So gibt es z.B. eine mittellose jüdische deutsche Frau, die von ihrem Vermieter immer mehr bedrängt wird und die deshalb um jeden Preis mit dem schwedischen Schiff fliehen möchte. Außerdem wird ein Matrose erschossen, als er aus der Hafenkneipe Richtung Schiff lief. Warum? Wusste er zu viel?

                    Als dann endlich die Fracht geladen wird, fragen die Matrosen sich, was da wohl in den Kisten ist.

                    Es gibt ein paar recht schöne Szenen der winterlichen Umgebung (incl. des Meeres). Insgesamt lohnt sich der Film für die kreativen Bilder. Dann gibt es recht schön inszenierte Szenen, wie z.B. die Assoziation der hungrigen Polen mit den Möwen - finde ich sehr gelungen! Und das schreibe ich, obwohl ich mich mit Filmen aus dieser Zeit etwas schwertue.

                    In den letzten 15 Minuten klärt sich auf, warum der Film anscheinend vom Publikum in Cannes negativ aufgenommen und als sowjetische Propaganda eingestuft wurde. Mir dagegen hat diese Idee gefallen – es war ja auch damals schon klar, dass die Sowjets nicht ernsthaft eine gleichberechtigte kommunistische Gesellschaft anstrebten. Für mich kann ein Film, in dem auf einer Beerdigung die Internationale gesungen wird, schon mal nicht schlecht sein!

                    Das konkrete Ende ist dann etwas kitschig, aber das kann ich STRANGE HARBOR gut nachsehen.

                    https://boxd.it/pX9xC
                    https://boxd.it/gDz9A
                    https://boxd.it/3Maow

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                    • 7 .5

                      Zwei Italienerinnen fahren mit ihrem PKW von Tunesien nach Hause. Die eine bemerkt beim Grenzübergang einen Jugendlichen, der sich in ihrem Auto versteckt hat (Hä? Wie kann sich ein fremder Mensch, auch wenn er sich klein macht, in einem PKW „verstecken“? Erzählt wird es so, dass sie einen Service genutzt haben, der ihnen ihr Auto gepackt hat. Naja.). In Italien angekommen holen sie ihn aus dem Auto und nach einigem Hin und Her will sich die eine Frau darum kümmern, dass er nach Mailand kommt, wo er einen Onkel hat. Ich kann mir das gut vorstellen, wenn man erst einmal einem Menschen (unwissentlich) geholfen hat und mit ihm gesprochen hat, dann fühlt man sich wahrscheinlich für ihn verantwortlich.

                      Der Film beantwortet meine Frage, wie es illegale Einwanderer wohl schaffen, eine Arbeit zu bekommen, die nicht total mies und schlecht bezahlt ist.

                      Aus dem Budget von 130.000 $ (Wikipedia) wurde viel herausgeholt, auch wenn man es dem Film natürlich schon etwas ansieht. Immerhin überzeugen die Darsteller alle und die Produzenten haben interessante Locations gefunden und ausgewählt.

                      https://boxd.it/eUmE2
                      https://boxd.it/tNt3o
                      https://boxd.it/esNdm

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                      • Update:
                        SNOW AND THE BEAR (2022)
                        200 METERS (2020)
                        MEDITERRANEA (2015)
                        THE UNKNOWN SAINT (2019)

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                        • 7
                          über France

                          Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #207

                          FRANCE war für dir Goldene Palme nominiert.

                          Mein erster Film von Autor-Regisseur Bruno Dumont.

                          Der Titel ist doppeldeutig: Die Protagonistin, eine berühmte Politik-Journalistin, heißt France und das Land, um das es geht natürlich auch. Wie kann man nur wie sein Land heißen? Wenn ich Deutschland oder Germany hieße? Komisch....^^

                          Es ist unfassbar komisch, wie Sexbombe France am Anfang eine Gruppe bewaffneter Kämpfer in der Sahelzone, die von Frankreich im Kampf gegen den IS unterstützt werden, interviewt und dann instruiert, was sie machen sollen. Sie braucht sogenannte „Antexter“ mit ihnen und lässt sie vor der Kamera herumlaufen und posieren. Überhaupt scheint sie sich nur als Kriegsberichterstatterin lebendig zu fühlen. Wobei sie den Krieg eher als Background für eine Art Abenteuerspiel betrachtet und nicht über Hintergründe spricht und im Grund sind die Länder, in denen sie da ist, zweitrangig. Nur Kulisse für ihren angeknacksten Narzissmus.

                          Die Frau ist leer und lebt in einer oberflächlichen Welt in einer wahnsinnig schick eingerichteten Wohnung mit einem Mann und einem Sohn, die sie beide nicht liebt. Irgendwann verändert sich ihre Einstellung zu sich selbst und ihrem Leben gegenüber und der Film geht anders weiter, als ich das erwartet hätte. Es folgen weitere überraschende Brüche im Leben und Handeln der Protagonistin.

                          Für ungefähr 2/3 des Films hatte mich FRANCE nicht genug berührt und ich ging von einer 6er Bewertung aus. Aber die letzten 20,25 Minuten sind einfach nur großartig!

                          https://boxd.it/pX9xC
                          https://boxd.it/eqWlK

                          Nur noch bis 5.6.2024: https://www.arte.tv/de/videos/090552-000-A/france/

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                          • 7 .5

                            Passende Doku zu IO CAPITANO. Sehr interessant auch sind die Produktionszeiten. Zwischen der Veröffentlichung der Doku und IO CAPITANO liegen 7 Jahre. Die Doku scheint aber aktueller zu sein, als der Spielfilm. Es werden die verschiedenen Routen von afrikanischen Ländern nach Europa diskutiert. Libyen war schon 2014 viel zu gefährlich für den Protagonisten Paul René Nkamani aus Kamerun, den der deutsche Dokumentarfilmer im Grenzgebiet von Melilla, einer spanischen Enklave bei Marrokko, zufällig kennen gelernt hat und der ihm bereitwillig Auskunft erteilt. Seine Geschichte ist hochinteressant. Er habe in seiner Heimat zu studieren begonnen, habe Diplomat werden wollen. Aber dann habe es einen Streik gegeben und er habe die Uni verlassen müssen, weil er Mitglied des Studentenrats gewesen sei. Er habe dann ein Stipendium für Kanada erhalten, aber kein Visum. Als er in sein Dorf zurückgekehrt sei, hätten ihn alle als Versager angesehen und seine Versuche mit Landwirtschaft zu etwas zu kommen, seien gescheitert. So habe er sich auf den Weg nach Europa gemacht, in dem Wissen, dass er keinesfalls noch einmal mit leeren Händen zurückkehren könne (Ich schreibe das alles in indirekter Rede, weil ich nicht weiß, ob seine Angaben stimmen. Allerdings kam er mir glaubhaft vor – und ich habe schon Menschen ähnliche Lügenmärchen erzählen gehört. Diese erkennt man oft daran, dass die Leute stark übertreiben und man bei ihren Erzählungen merkt, dass sie sich gar nicht auskennen, wie es z.B. an so einer Uni zugeht oder was die Inhalte eines Studiums sind usw.).
                            Es werden noch spanische Polizisten aus Melilla und EU-Grenzbeamte interviewt, die ihre Sicht darlegen und ihre Arbeit beschreiben.

                            Der Film entwickelt sich dann immer mehr zu einem sehr persönlichen Bericht über die sich entwickelnde Freundschaft zwischen Preuss und Nikamani. Nachdem es Nikamani gelungen ist, über Spanien, nach Paris und dann nach Deutschland zu gelangen, bringt Preuss ihn bei seinen Eltern unter.

                            Die Doku ist aus meiner Sicht „gut gemacht“, d.h. sie ist unterhaltsam und informativ, die Bilder sind gut, es gibt kunstvoll animierte Szenen, die visualisieren, was die Migranten berichten und was der Filmemacher Jakob Preuss nicht begleitet hat. Auch wenn es immer wieder einen Erzähler gibt, so ist die Doku doch abwechslungsreich und zeigt uns ohne erhobenen Zeigefinger in die ein oder andere Richtung, wer diese Leute sind, die zu uns kommen wollen, was sie antreibt und was sie über Europa oder Deutschland denken.

                            Besonders gut gelungen sind die Nachtaufnahmen: https://boxd.it/j79eC

                            https://boxd.it/tNt3o
                            https://boxd.it/2sMNK

                            27
                            • 6 .5
                              über Titane

                              Bis 14.06.24: https://www.arte.tv/de/videos/107857-000-A/titane/

                              12
                              • 4

                                Ich fand den zwar langweilig, aber vielleicht freut sich ja jemand von euch:

                                Noch bis zum 30.9.24: https://www.arte.tv/de/videos/117143-000-A/i-am-love/

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                                • 7

                                  Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #206

                                  COLD WAR war für die Goldene Palme nominiert und Autorenfilmer Pawel Pawlikowski wurde als bester Regisseur ausgezeichnet.

                                  Es gibt anfangs wunderbare Bilder von verschneiten Landschaften – großartig! Leider nicht genug für meine Schneeliste. Überhaupt sind die Bilder atemberaubend. Und es gibt einige wunderbare Locations. Das half mir, das langsame Tempo und die Gesangseinlagen gut auszuhalten, bzw. es störte mich nicht. Allerdings sind die wesentlichen Elemente so gar nicht mein Interessengebiet: Gesang und Tanz, eine Liebesgeschichte... Und dann auch noch eine, die mich nicht tendenziell genervt bzw. kalt gelassen hat. Aber die Musik gefällt!

                                  Kurz nach dem 2. WK wird in Polen eine Musik- und Tanzschule in einem ehemaligen Herrenhaus auf dem Land eröffnet. Es wird eine Gruppe junger Männer und Frauen für Folkloretänze trainiert. Der musikalische Leiter beginnt eine Liebesbeziehung mit einer der Frauen. Er will mit ihr aus Polen fliehen, aber sie geht nicht mit. Er lebt in Paris. Sie begegnen sich immer wieder. Diese Liebesgeschichte hätte ich nicht unbedingt gebraucht. Der Film ist in erster Linie schön anzusehen und die Atmosphäre der Zeit des Eisernen Vorhangs wird sehr gut rüber gebracht.

                                  7 Punkte hauptsächlich wegen der fantastischen Bilder!

                                  https://boxd.it/pX9xC

                                  25
                                  • 6 .5

                                    Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #205

                                    Der argentinische Autorenfilm war nominiert für Un Certain Regard Award

                                    Von Rodrigo Moreno kenne ich noch DER LEIBWÄCHTER, der mir in jeder Hinsicht zu reduziert war.

                                    Das kann man von DER MISSETÄTER nicht sagen. Die Bilder sind lebhaft und absolut supertoll, vor allem die Nachtaufnahmen: https://boxd.it/j79eC

                                    Ein Bankangestellter bricht aus seinem Alltag, der ihn anödet aus. Dies hat ungeahnte Konsequenzen für ihn und einen Kollegen. Später wird dann noch ein Film gedreht, dessen Inhalt sich mir nicht so wirklich erschlossen hat, aber da ich gerne Filme über Filmproduktionen sehe, hat es mir trotzdem Spaß gemacht.

                                    Auch wenn DIE MISSETÄTER einige Längen hat, so habe ich den Film doch recht gerne gesehen. Ich mag das lakonische, das typisch für einige argentinische Filme ist.

                                    https://boxd.it/pX9xC
                                    https://boxd.it/ekkHQ
                                    https://boxd.it/fre42

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                                      EudoraFletcher68 31.05.2024, 07:33 Geändert 31.05.2024, 07:59

                                      Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #204

                                      ADIEU PHILIPPINE hatte seine Premiere in Cannes.

                                      Ein Kameramann lernt zwei junge Frauen kennen, die in ziemlich unprofessionellen Werbefilmen mitmachen. Die Filmproduktionsszenen sind durchaus sehenswert! Der Typ wird zum Militärdienst (Algerienkrieg) einberufen. Er will nicht, aber er will sich auch nicht mit Hilfe einer Connection der Frauen drücken.

                                      Die Handlung insgesamt fand ich nicht besonders spannend. Sehenswert ist hier vor allem die Atmosphäre des Paris der 1960er und später auch die Szenen am Strand (Korsika).

                                      Sehr gut sind auch die Nachtszenen: https://boxd.it/j79eC

                                      https://boxd.it/pX9xC
                                      https://boxd.it/eqWlK
                                      https://boxd.it/fre42

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                                        Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #203

                                        MÄDCHENBANDE war für die Queer-Palme (Warum? Spät im Film gibt´s ein paar Hinweise auf mögliche Homosexualität, aber das sehe ich nicht von wesentlicher Bedeutung für den Film) nominiert.

                                        Coming-of-Age eines Mädchens aus prekären Verhältnissen mit einem aggressiven und prügelnden großen Bruder, das sich einem weiblichen Schlägertrupp anschließt und darüber an Selbstvertrauen gewinnt.

                                        Mir tendenziell zu stylisch, auch wenn die Mädchen durchaus ihren Reiz haben. Und Autorenfilmerin Céline Sciamma hat auch Humor: Die Mädchengang hat mehrere aggressive Auseinandersetzungen mit anderen Gangs, die ganz genauso aussehen und sprechen, wie sie selbst.

                                        Kann man sich anschauen, wenn man an Coming of Age oder Schwarzen Pariserinnen interessiert ist.

                                        https://boxd.it/eqWlK
                                        https://boxd.it/pX9xC

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                                          über Kampon

                                          Von dem Autorenfilmer King Palisoc kenne ich noch TANDEM (6 Punkte).

                                          Eine Frau aus der Oberschicht wünscht sich vergeblich ein Kind. Da steht eines nachts ein ungefähr 5jähriges Mädchen vor der Tür der Villa und sagt, dass es Jade heißt und nach dem Ehemann fragen sollte. Er soll der Vater sein, was ihm natürlich gar nicht gefällt. Es wird ein DANN-Test gemacht. Das Mädchen spielt super! Die Erwachsenen sind dagegen höchstens mittelmäßig.

                                          Es gibt immer wieder blutige Szenen, deren Zusammenhang zur Hauptgeschichte erst einmal völlig unklar ist. Diese sehen aber gut aus und haben eine interessante Atmosphäre, sogar wenn man, wie ich, keine explizite Freundin von Horrorfilmen ist. Auch hat es KAMPON geschafft, meine Aufmerksamkeit zu wecken, was mich überraschte, erwartete ich doch einen der vielen philippinischen Schrott-Filme, die NF sonst so zu bieten hat.

                                          Visuell hat mir der Film gut gefallen, nachdem ich die Einstellungen auf meinem Fernseher etwas angepasst hatte.

                                          Es wird viel geträumt und oft weiß man nicht, ob das was passiert, passiert oder ein Traum ist.

                                          https://boxd.it/bZCw2

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                                            über Caché

                                            Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #202

                                            CACHÉ war für die Goldene Palme nominiert, Michael Haneke wurde als bester Regisseur ausgezeichnet, erhielt den FIPRESCI-Preis und den Preis der Ökumenischen Jury.

                                            Der Hauptdarsteller Daniel Auteuil (MEINE LIEBSTE JAHRESZEIT, DIEBE DER NACHT) ist mir seit meiner Cannes-Challenge ein Begriff und ich schätze ihn.
                                            Eine Familie bekommt anonyme Anrufe, es klingelt an der Tür, keiner ist da, der Sohn erhält Postkarten in die Schule geschickt (Absender angeblich sein Vater) und dann kommen noch Videokassetten an mit Aufnahmen vom Eingangsbereich des Stadthauses. Der Mann hat eine Idee, wer hinter dem Ganzen stecken könnte, will es seiner Frau aber nicht sagen, bevor er das überprüft hat, was seine Frau gar nicht lustig findet. Seine Recherche führt ihn in seine Vergangenheit.
                                            Was soll ich davon halten? Es gibt zwar eine konkrete Handlung, die einigermaßen stringent erzählt wird (nicht einzelne abgehackte Mosaikstücke wie bei dem zuvor gesehenen CODE: UNBEKANNT), aber so richtig hat der Film mein Interesse nicht geweckt. Erst nach ca. 80 Minuten wurde es spannender für mich und dann sogar richtig gruselig.

                                            Mittendrin wird plötzlich ein Huhn geschlachtet. Die Szene ist erschreckend (gut!) und soll es wohl auch sein.

                                            Übergeordnet geht es um den Umgang mit Schuld.

                                            Das Ende habe ich nicht verstanden, bzw. womöglich ist es ein offenes, das man so interpretieren kann, wie man möchte.

                                            Läuft auf ARTE bis 13.10.24: https://www.arte.tv/de/videos/031899-000-A/cache-versteckt/

                                            https://boxd.it/pX9xC
                                            https://boxd.it/eqWlK

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                                              Dieser Debutfilm des Autorenfilmers John Rogers ist typisch für das NF-Angebot an philippinischen Filmen: Kitschig, billig gemacht, schlechte bis mittelprächtige Darsteller. Die Geschichte spielt sich in der Oberschicht ab. Ohne jedes Lokalkolorit.
                                              Eine 27jährige Vloggerin hat ihre besten Tage hinter sich. Zufällig lernt sie einen unbekannten Musiker bei einer Faschingsparty kennen. Die Hauptdarstellerin Ashley Ortega ist nicht im Ansatz überzeugend. Auch Khalil Ramos (ihr neuer Fake-Freund) wirkt unbeholfen.

                                              Die Idee ist nicht uninteressant: Die Kreation einer Fake-Welt für die Vlogs der Protagonistin. Offenbar wollen die Zuseher hauptsächlich romantische Liebesgeschichten von ihr sehen – diese stellt sie dann her. Bei einem Abendessen mit der Mutter des Musikers wird sie von ihr gefragt, was ihre Ziele im Leben sind, was sie erreichen möchte. Das könnte ich mir in einem amerikanischen Film vorstellen, aber auf den Philippinen hätte diese junge Frau mit ihrem Einkommen es doch geschafft! Eine tolle Wohnung und ausreichend Kohle. Sie gehört sicherlich zu den oberen 5 % in ihrem Land. Natürlich hat die Mutter grundsätzlich auch irgendwie Recht. Die Frau hat keinen ernstzunehmenden Beruf, sondern produziert nur irgendwelche albernen Filmchen für ihre Follower.

                                              Die Idee, dass aus einer Fake-Beziehung eine echte Beziehung wird, welche dann natürlich zu Problemen führt, ist gar keine so schlechte, aber die Umsetzung ist allerhöchstens mittelmäßig. Und mal wieder musste man die Buchstaben-Leute integrieren, ohne dass es der Geschichte weiterhilft und auch ohne, dass es irgendwie glaubhaft rüberkommt. Auch wollte man eine psychische Erkrankung darstellen, ohne etwas davon zu verstehen.
                                              Jedoch gibt es so ungefähr in Minute 60 eine geniale Szene, die richtig schön boshaft ist. Diese und die folgende Entwicklung hat den Film für mich ein wenig interessanter gemacht.

                                              https://boxd.it/bZCw2

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                                                EudoraFletcher68 28.05.2024, 07:26 Geändert 30.05.2024, 21:24

                                                Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #201

                                                SERRE MOI FORT wurde 2021 in Cannes uraufgeführt.

                                                Sehr interessanter Film über eine Frau, die ihren Mann und ihre 3 Kinder unangekündigt verlässt, einfach plötzlich weg ist. Ist auch eine Fantasie von mir, nur habe ich im Gegensatz zu der Frau nicht den Mut, ohne Geld einfach abzuhauen. Mir wurde auch nicht so ganz klar, wie sie zu dem nötigen Geld kommt, um sich unterwegs über Wasser zu halten.

                                                Inszenierung und Schnitt finde ich super. Man sieht die parallelen Geschichten und wie die Mutter noch mit ihrer Kleinsten emotional verbunden ist und beide Fantasie-Gespräche miteinander führen.

                                                In Minute 44 legt sich jemand mit Straßenschuhen ins Bett: https://boxd.it/joDOY

                                                Insgesamt hat der Film mich dann aber doch nicht ausreichend bei der Stange gehalten, um richtig begeistert zu sein. Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass er hier einige Fans finden könnte, wenn er denn angesehen werden würde. Freunde ungewöhnlich erzählter, subtiler Arthouse-Dramen, wie z.B. AFTERSUN dürften hier schon auf ihre Kosten kommen, meine ich. Noch dazu, weil es zum Ende hin eine Erklärung für den Zustand der Frau gibt, die zumindest interessant ist.

                                                Läuft unter dem Titel FÜR IMMER UND EWIG und unter dem Produktionsjahr 2019 noch bis zum 21.6.24 auf ARTE: https://www.arte.tv/de/videos/092067-000-A/fuer-immer-und-ewig/

                                                https://boxd.it/pX9xC
                                                https://boxd.it/eqWlK

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                                                  „THE ONE WHO NEVER TRIES ALWAYS FAILS”

                                                  Sehr gut geschriebenes und umgesetztes Drama um die Themen Ehrlichkeit versus Betrug/Korruption, arm vs. reich, Hingabe, Ehrgeiz, Hoffnung, Umgang mit Niederlagen, der Wert von Bildung, Freundschaft, Hilfsbereitschaft.

                                                  Empfehlenswert für alle, die gerade einen Durchhänger beim Studieren haben oder kurz vor irgendwelchen Abschlussprüfungen sind.

                                                  Mit schönem Lokalkolorit begleitet man einen jungen Mann aus der Unterschicht, der ein Studium für die gehobene Laufbahn bei der Polizei beginnt. Mit ihm zusammen fangen 100.000e an, aber nur weniger als 1% erreichen ihr Ziel. Fast der gesamte Film dreht sich um die Frage, ob er wohl die Prüfungen schaffen wird.

                                                  Insgesamt ist der Film unterhaltsam gemacht, die Geschichte ist spannend, die Darsteller sind alle überzeugend.

                                                  Das ist auch ein Film für Indien-Anfänger ohne Tanz, Gesang oder krassen Kitsch.
                                                  Nicht so gut hat mir das übergeordnete neo-liberale Märchen gefallen, dass man sich nur genug anstrengen muss, dann wird man auch seine Ziele erreichen.

                                                  https://boxd.it/cQ8hC

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                                                  • EudoraFletcher68 27.05.2024, 11:39 Geändert 27.05.2024, 22:15

                                                    Lenny Belardo (Jude Law) aus The Young Pope/The New Pope
                                                    Frank Underwood (Kevin Spacey) aus House of Cards
                                                    Ali Hamady (Kida Khodr Ramadan) aus 4 Blocks
                                                    Leonard Pine (Michael Kenneth Williams) aus Hap and Leonard
                                                    Saul Goodman (Bob Odenkirk) aus Better call Saul
                                                    Ray Donovan (Liev Schreiber) aus Ray Donovan
                                                    Mickey Donovan (Jon Voight) aus Ray Donovan
                                                    Adam Sackler (Adam Driver) aus Girls
                                                    Raylan Givens (Timothy Olyphant) aus Justified
                                                    Boyd Crowder (Walton Goggins) aus Justified

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