American Gothic - Die Murder-Mystery-Serie im Pilot-Check

24.06.2016 - 09:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
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Wir haben den Piloten zur neuen Thrillerserie American Gothic von Elementary-Schöpferin Corinne Brinkerhoff unter die Lupe genommen. Ob sich das Rätselraten um einen Serienmörder in einer angesehenen Bostoner Familie lohnt, erfahrt ihr hier.

Wer ist der berühmt-berüchtigte Bostoner Serienkiller? Ein Mitglied des wohlhabenden Hawthorne-Clans, so viel steht fest. In den 13 Episoden der Thriller-Serie American Gothic wird genug Zeit sein, die Eltern und die vier Sprösslinge zu verdächtigen. Die älteste Tochter Alison (Juliet Rylance, The Knick) kandidiert für das Amt der Bürgermeisterin. Ihre PR-Beraterin trommelt die gesamte Familie im elterlichen Anwesen zusammen, um die Familiengeschichte volksnah für die Wählerschaft aufzubereiten. Emporgestiegen aus der Arbeiterklasse leitet Vater Mitchell (Jamey Sheridan, Homeland) nun ein Beton-Imperium. Die ersten Risse in der Fassade der perfekten Familie werden bereits nach der Vorstellungsrunde deutlich und ein Skandal steht ins Haus, als ein Deckenteil eines Autotunnels herunterkracht und einen Unfall verursacht. Denn der Beton ist ein Fabrikat der Firma Hawthorne.

American Gothic ist nicht nur der Titel einer weiteren Serie aus dem Hause CBS, sondern des ikonischen Gemäldes von Grant Wood von 1930, das ein griesgrämiges dreinschauendes Ehepaar mit erhobener Mistforke vor ihrem hölzernen Anwesen zeigt. Mit beiden hat die neue Murder-Mystery-Serie nicht viel gemeinsam. Das Thema und der Titel jeder Episode ist einem berühmten amerikanischen Gemälde entlehnt, kündigte Showrunner Corinne Brinkerhoff, die als Schöpferin von preisgekrönten Serien wie Jane the Virgin und Good Wife Erfolge erzielte, im Vorfeld an. Am Beginn des kunsthistorischen Exkurses steht der Pilot Arrangement in Grey and Black, im Folgenden werden Werke von Georgia O'Keeffe und Edward Hopper titelgebend sein.

Warum der Pilot den Titel Arrangement in Grey and Black trägt, bleibt eines von vielen ungelüfteten Geheimnissen in dem mäßig spannenden Auftakt zum "Whodunit". Vielleicht zielt er auf die Charaktere ab, die allesamt recht blass und farblos bleiben, obwohl an manchen Stellen zu dick aufgetragen wird. Düster ist zumindest die Stimmung im Hause Hawthorne, denn ein Gürtel, der mitsamt der Tunneldecke freigelegt wird, lenkt zwar vom Pfusch am Bau ab, aber gibt einen Hinweis auf einen Mord aus dem Jahr 2002, der auf das Konto des Silver Bell Killers geht. Außer einer kleinen Glocke hinterließ dieser Serienmörder keine Spuren am Tatort. Als Ermittler in diesem Fall, der Boston noch immer in Atem hält, ist zufällig Tochter Tessas (Megan Ketch) Ehemann Brady (Elliot Knight).

Vater Mitchell erleidet aufgrund dieser Nachricht einen Herzinfarkt und liegt im Koma. Sein Sohn Cam (Justin Chatwin, Shameless) findet unterdessen im Keller des Anwesens einen Karton voller kleiner Glöckchen, die verdächtig wie die Signatur des Killers aussehen. Der fürchterliche Verdacht liegt auf der Hand, der Karton wird aber vorerst wieder in den Schrank geschoben, denn mit einem Serienmörder als Vater könnten die Geschwister ihre Karrierepläne an den Nagel hängen. Nach der Bürgermeisterwahl bleibt genug Zeit, sich dem Fund erneut anzunehmen. Cam bietet genug Potenzial um neben seinen erfolgreichen Schwestern als schwarzes Schaf der Hawthornes abgestempelt zu werden. Als ehemaliger Junkie kümmert er sich allein um Sohn Jack (Gabriel Bateman), dessen Mutter noch immer süchtig ist. Und dann wäre da noch Garret.

Der abtrünnige Bruder Garret (verkörpert von Antony Starr, bekannt aus Banshee - Small Town. Big Secrets) ist ein selbsterwählter Aussteiger. 14 Jahre blieb er ohne jedes Lebenszeichen verschwunden. Was hat er in der Zeit wohl gemacht? Das Rätsel löst Garret nun auf: Er war in Maine und hat viele Büche gelesen. Vor 14 Jahren schlug übrigens auch der Serienkiller ein letztes Mal zu. Wenn da nicht alle Alarmglöckchen schrillen?! Die Wiedereingliederung in den zivilisierten Kreis der Familie fällt ihm schwer. Auf Drängen schläft er nicht in der Gartenlaube, sondern im seinem ehemaligen Kinderzimmer - allerdings auf dem Fußboden, nicht im Bett, mit geöffneten Augen. Zur Rasur nutzt der wortkarge Naturbursche ein Jagdmesser, dass er an einem Stein im Vorgarten schleift, den Rasierer seines Bruders lehnt er ab. Diese Softskills lassen ihn höchst verdächtig erscheinen.

Der kleine Junge Jack scheidet aufgrund seines Alters aus dem Kreise der Verdächtigen aus. Fest steht, dass hier der nächste potenzielle Serienkiller heranwächst. Denn er zeichnet gerne Tote und möchte, wenn er einmal groß ist, Leichen auf dem Seziertisch auseinandernehmen. Früh übt sich und so trennt er Nachbars Katze mit einer Heckenschere den Schwanz ab ("Die Heckenschere kann sogar Knochen schneiden!"). Dass er andere Hobbys hat als seine Altersgenossen, weiß er selbst. "Du bist merkwürdig. Das macht nichts, ich bin auch merkwürdig", vertraut er seinem Onkel Garret an. Der junge Schauspieler Gabriel Bateman scheint die ideale Besetzung für das creepy Kind zu sein. Aktuell ist er in der Serie Outcast vom Dämon besessen und auch im Puppen-Horror Annabelle ist der Kleine zu sehen. Leider wirken sowohl Jack als auch Garret nicht nur "weird", sondern unfreiwillig komisch.

Der bekanntere Titel als Arrangement in Grey and Black ist übrigens Whistler's Mother (James Abbott McNeill Whistler, 1871), ein ikonisches Gemälde der amerikanischen Kunstgeschichte (eine prominente Rolle nahm das Bild u.a. auch in Bean - Der ultimative Katastrophenfilm ein, als Rowan Atkinson das Gesicht der Dame durch einen Nieser verschmierte und mit einem Edding nachmalte). In der finalen Einstellung sitzt Madeleine (gespielt von Virginia Madsen, die etwas zu jung ist, um als vierfache Mutter und dreifache Großmutter durchzugehen) in der gleichen Position mit gefalteten Händen und im Profil auf einem Stuhl. Sie hat sich übrigens schon als Mörderin bewährt.

Packend ist der Pilot zur Miniserie American Gothic nicht. Wer gerne Rätsel löst, findet einen Grund, weiterhin einzuschalten. Neben der Frage, ob Vater Mitchell der gesuchte Serienkiller ist und ob er vielleicht sogar Hilfe aus der Familie bekam, ist noch zu klären, welche grausigen Experimente Jack in Zukunft durchführen wird, ob die Nachbarin ihre nun schwanzlose Katze Caramel wiederfinden wird und welche Pläne Mama Madeleine verfolgt.

Wer ist wohl der Mörder?

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