Britischer Schuldirektor verlangt Shakespeare statt Harry Potter

10.05.2016 - 18:00 Uhr
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Ein britischer Schulleiter hat mit einem Artikel für Aufsehen gesorgt. In einem Blogeintrag ließ er sich über mögliche negative Einflüsse beliebter Buchreihen wie Harry Potter aus und rät zur klassischen Literatur.

Es ist ein mittlerweile fest eingeübter Zirkel der Ereignisse: Wenig durchdachte Abhandlungen über Medien und ihre Wirkung auf Kinder oder Jugendliche werden begleitet von Schlagworten wie "Das hat mir auch nicht geschadet." oder irgendwas mit Brot . Dieser Kreis begann kürzlich von Neuem mit einem Blogartikel von Grame Whiting, seines Zeichens Schulleiter der ACORN School in Gloucestershire. In dem Artikel mit dem Namen The Imagination of the Child  drückt Whiting Besorgnis über mögliche negative Einflüsse auf die Entwicklung aus durch den Umgang mit sozialen Medien und dem zu starken Einfluss von Bildschirmgeräten. Besondere Aufmerksamkeit bekam er aber durch seine Einschätzung aktueller Buchreihen wie Harry Potter, Game of Thrones oder Die Tribute von Panem:

Ich setze mich ein für die altmodischen Werte traditionsreicher Literatur und klassischer Poesie, Wordsworth, Keats, Shelley, Dickens, Shakespeares Werke, und andere großartige Autoren, die auch noch in Zukunft von Kindern gelesen werden, deren Eltern sie vor dunkler, dämonischer Literatur voller Ideen über Magie, Kontrolle und angsteinflößenden Geschichten [...] schützen. Was ist mit ihrem Unterbewusstsein? [...] Wo soll diese Abhängigkeit von inakzeptabler Literatur hinführen?
Ich möchte, dass Kinder eine für ihr Alter geeignete Literatur lesen und mystische, schaurige Texte für eine Zeit aufheben, in der sie Fiktion und Realität auseinanderhalten können. Harry Potter, Der Herr der Ringe, Game of Thrones, Die Tribute von Panem und Terry Pratchett, um nur ein paar moderne Pflichttitel zu nennen, enthalten [fragwürdiges] Material, das ein schwieriges Verhalten in Kindern auslösen kann, und doch können sie ohne weiteres erworben werden.

Whiting bezieht sich dabei auf seine persönlichen Erfahrungen, in denen er schon als Kind mit viel klassischer Literatur in Kontakt kam und offensichtlich seinen Spaß daran hatte. Was er in der Zeit vergessen haben zu scheint, ist, dass auch seine Empfehlungen nicht unbedingt an Sex, Gewalt und Gotteslästerung sparen. Mary Shelleys Frankenstein handelt von einem Wissenschaftler, der sich über die Naturgesetze hinwegsetzt, wenn auch durch Wissenschaft statt durch Magie. William Shakespeares bekanntesten Werke handeln von einem blutigen Rachefeldzug und dem Selbstmord von zwei Minderjährigen - und das sind noch zwei seiner harmloseren Werke. Darüber hinaus ist für einige der schmutzigsten Sätze  der klassischen Literatur  verantwortlich.

Ich bezweifle nicht, dass Mr. Whiting glaubt, im besten Interesse von Eltern und Kindern zu handeln, aber den Lesestoff von Kindern komplett bestimmen zu wollen, ist der schnellste Weg, ihnen die Lust am Lesen zu nehmen. Vielleicht ist es nicht die beste Idee, einem Kind die Game of Thrones-Bücher in die Hand zu drücken, aber irgendwem Terry Pratchett verweigern zu wollen, sehe ich als schwere pädagogische Fehlleistung.

Was haltet ihr von dem Artikel des Schuldirektors?

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