Die Berlinale wagt dieses Jahr auffällig offene Gehversuche im deutschen Genrebereich. Die Genrenale ist dort bereits fest angekommen.
Wer 2013 auf der Berlinale unterwegs war, ist an Ihnen nicht vorbeigekommen. Auffällige knallgelbe Poster, Aufkleber und Flyer mit den radikal abgetrennten Köpfen der Berlinale-Bären, aus denen eine rote Blutspur läuft. Die Macher der GENRENALE, dem ersten Festival, das sich ausschließlich dem deutschen Genrefilm verpflichtet hat, zogen alle Register, wenn es darum geht, wirklich aufzufallen.
Paul Andexel, ein ehemaliger moviepilot-Praktikant und mittlerweile als Filmproduzent unterwegs, und der Regisseur Krystof Zlatnik stampften 2013 spontan ihr eigenes Festivals aus dem Sand. Ihr Ziel war es, für die Genres im Film zu werben, die es im deutschen Kino und Fernsehen faktisch nicht gibt und auf Festivals und wichtigen Preisverleihungen gerne übergangen oder gar nicht erst eingeladen werden. Herausgekommen ist die GENRENALE, das Festival, das das 100 Prozent Beste des deutschen Genrefilms eines Jahres zeigt. Zusammen mit vielen jungen Filmemachern, die mit Klassikern wie E.T. – Der Außerirdische, Terminator, Die unendliche Geschichte und anderen aufgewachsen sind, formte sich letztes Jahr die Bewegung des Neuen Deutschen Genrefilms. Der Vorwurf liegt auf der Hand: Filmförderungen und Sendeplätze zielen auf normierte Komödien, herzschlagloses Betäubungsfernsehen oder das immer gleiche Betroffenheitskino mit den immer gleichen Dritte Welt-, Stasi- oder DDR-Themen. Der Mut zum Experiment ist faktisch in Deutschland nicht vorhanden und kommt ein Genrefilm mal ins Kino und floppt, wird das immer wieder als Rechtfertigung dafür genommen, dass der deutsche Genrefilm eben nicht funktioniert. Es galt, hier etwas zu ändern.
So organisierten Krystof und Paul 2013 während der Berlinale spontan die GENRENALE und zeigten im vollbesetzten Kino in der Kulturbrauerei in einem zweistündigen Programm vier Kurzfilme sowie eine Handvoll Trailer kommender Produktionen. Offensichtlich traf die Veranstaltung auf Gegenliebe, Zuschauer bedankten sich “für die besten Filme, die ich auf der Berlinale gesehen habe”.
Motiviert davon, dass es nicht nur ein einmaliges Ereignis bleiben kann und nun weiter daran gearbeitet werden muss, dass in Deutschland die Zuschauer und Entscheider für das Phantastische sensibilisiert werden und eine Genrekultur entstehen muss, gingen sie die nun kommende GENRENALE2 ein. Über 100 Einreichungen bekamen sie über das Jahr verteilt, von denen nun 20 ausgewählte am 12. Februar 2014 im Genrenale-Palast, wie sie das Babylon Mitte für einen Tag umbenennen werden, in vier Filmblöcken gezeigt werden. Alle Genres sind hierbei vertreten, von Fantasy über Science Fiction bis zu Martial Arts und Horror. “Widererwartend ist die Filmauswahl sehr vielseitig, ein großartiges Zeichen, dass nicht nur blutiger Horror und Splatter für unsere Idee stehen”, erzählt Krystof Zlatnik.
Schaut man sich das Programm der diesjährigen Berlinale einmal an, wird man überrascht sein, wie viele Genreproduktionen im Programm vertreten sind. Ein Zeichen, dass die beiden als guten Anfang werten. “Ich glaube ja ein wenig daran, dass die Berlinale vergangenes Jahr davon erfahren und Wind bekommen hat, dass wir eine Erweiterung des Programms anbieten. Ich würde es toll finden, wenn wir die Berlinale zu neuen Entwicklungen und Perspektiven animieren konnten”, so Paul.
Neben dem ganzen Filmprogramm ist den beiden aber auch das Zusammentreffen von Gleichgesinnten und der Blick über den Tellerrand wichtig. Es geht Ihnen gar nicht darum, gegen das wichtige Festival zu pöbeln, sondern auch entscheidend dazu beizutragen, dass sich in den kommenden Jahren etwas in der filmischen Erzählung ändert. Deshalb wird es eine öffentliche Podiumsdiskussion geben, in der bekannte Vertreter aus der Branche offen über die Problematik und die Widerstände in der Branche sprechen. “Unser Ziel ist, dass wir eines Tages die Filme machen können, auf die wir Lust haben, die wir erzählen wollen und die sicherlich der eine oder andere Zuschauer auch sehr gerne sehen wollen würde.”
Die GENRENALE findet statt am
Mittwoch, 12. Februar 2014, 14:00 bis 01:15.
Ort: GENRENALE-Palast, Babylon Mitte (Rosa-Luxemburg-Straße 30)
Das komplette Programm, sowie Tickets zum Kaufen gibt es auf ihrer Website oder auf Facebook