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14.04.2014 - 00:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Die Filmanalyse zu The Lego Movie
Moviepilot
Die Filmanalyse zu The Lego Movie
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Der ach so tolle Film The Lego Movie ist nicht wirklich kapitalismuskritisch. Oh nein, keineswegs! Und der Filmanalytiker verrät euch auch, warum.

Auf die Gefahr hin, als böser Spielverderber aufzutreten, muss ich The Lego Movie scharf kritisieren. Filmästhetisch betrachtet, ist er so gut wie wertlos. Ja, es gibt die eine oder andere Pointe und man hat mit viel Detailfreude das Lego-Universum auf die Leinwand gebracht, doch dann sind wohl die Bausteine für das Handlungsgerüst ausgegangen, so dass es sich nur um eine Aneinanderreihung von Werbeclips handelt. Mag sein, dass kleine und große Kinder an dieser quietschbunten Hektik ihren Spaß haben und in den popkulturellen Referenzen schwelgen, als Film überzeugt dies alles nicht.

Doch viel interessanter ist, wie der Film von den Kritikern aufgenommen wurde: Alle waren begeistert, ja, dies sei sogar ein Film mit einer kapitalismuskritischen Botschaft. Und tatsächlich ließen sich ein paar wackere Erzkonservative in den USA finden, die genau deshalb das Filmchen verteufelten. Doch ist dies wirklich ein subversiver Film? Ist gar der Kapitalismus in Gefahr? Man kann Entwarnung geben, denn The Lego Movie reformiert lediglich jenen Kapitalismus, wie es ihn noch vor fünfzig Jahren gab. Längst baut der Kapitalismus nicht mehr auf Werte wie Ordnung, Anpassung, Uniformität und protestantische Arbeitsethik, wie sie im Film durch den bösen Präsidenten namens Business vertreten werden. Heute ist der Kapitalismus genau so bunt, chaotisch und kreativ, wie es die Lego-Rebellen im Film fordern. Gerade im digitalen Zeitalter ist diese Form der Rebellion eine Pose geworden, mit der sich ordentlich Reibach machen lässt.

Auch Katrin Göring-Eckart, die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, gibt immer noch vor, an diese kreative Subversion zu glauben, wenn sie in einem FAZ-Artikel über die digitale Welt schreibt: „Dieser Rest – als Ironie, Obsession oder bloß sinnlos vorübergehende Laune – macht das anarchische, dionysische Moment des Netzes aus.“ Dieses Dionysische aber, was auch im The Lego Movie propagiert wird, ist es, was längst zur Handlungsmaxime im Silicon-Valley (siehe Prakti.com) und an der Börse (siehe The Wolf of Wall Street) geworden ist.

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