Game of Thrones: Daenerys darf nicht zur nächsten irren Königin werden

09.05.2019 - 08:50 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Daenerys als Mad Queen?HBO
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Nach der 4. Episode von Game of Thrones deutet alles auf einen feurigen Ausbruch von Wahnsinn bei Daenerys hin. Die Thronanwärterin wird offenbar genauso verrückt wie ihr Vater - eine schlechte Idee.

Wenn ein neuer Targaryen geboren wird, werfen die Götter eine Münze und die Welt hält den Atem an. Ein bekanntes Sprichwort in Westeros, das darauf hindeutet, dass alle Targaryen zwischen den Polen Größe und Wahnsinn schwanken - und sich irgendwann für eine Seite entscheiden. Die neuste Folge von Game of Thrones hat alles dafür getan, Daenerys in die Richtung des Wahnsinns zu treiben.

Warum Daenerys in Game of Thrones jetzt zur irren Königin wird

Die Schlacht um Winterfell war vor allem für Daenerys verlustreich.

Und wer könnt es ihr verübeln? Nicht genug damit, dass ihre Armee dezimiert ist, zwei ihrer Drachen vernichtet sind, ihre Vertrauten Jorah und Missandei getötet wurden - hinter ihrem Rücken wird auch noch kräftig für Jon Schnee konspiriert, der, wie es der Zufall so will, einen berechtigteren Anspruch auf den Eisernen Thron hat.

Dankbarkeit dafür, dass Daenerys (Emilia Clarke) ihren Feldzug für den Kampf gegen den Nachtkönig ausgesetzt und dadurch viel Machtpotential geopfert hat, sieht auf jeden Fall anders aus.

Es ist schon eine fast schmerzhafte Szene, wenn Daenerys während des Banketts auf Winterfell bemerkt, dass sie plötzlich eine Außenseiterin ist und die Loyalität des Nordens ihrem Partner Jon gilt. Und selbst, wenn dieser behauptet, den Thron gar nicht zu wollen - macht das im Endeffekt einen Unterschied?

Isoliert auf Winterfell: Daenerys

Ein Wunder, warum noch niemand vor Varys darauf gekommen ist, die beiden miteinander zu verheiraten. Doch warum sollte sich Daenerys darauf einlassen? In der frauenfeindlichen Gesellschaft von Westeros und mit Jons Legitimität im Rücken würde sie früher oder später als Jons machtloses Anhängsel betrachtet werden. Da ihr dies mehr als klar ist, scheint ihr Weg zum Wahnsinn vorgezeichnet.

Daenerys tritt in die Fußstapfen ihres Vaters Aerys II. Targaryen

Aber ist das dramaturgisch wirklich eine gute Entscheidung? Das zentrale Thema der Buchvorlage Das Lied von Eis und Feuer ist der Kampf des menschlichen Herzens mit sich selbst. Jon (Kit Harington) ist beispielsweise im Buch immer hin und her gerissen zwischen seiner Familie und seiner Plicht bei der Nachtwache und trifft deswegen durchaus auch schlechte Entscheidungen.

Bei Daenerys ist es in Game of Thrones demgegenüber ihr Zwiespalt zwischen dem, was ihr ihrer Ansicht nach rechtmäßig zusteht und einem akzeptablen Weg, dieses Ziel zu erreichen. Kurz gesagt: Es ist ein Kampf zwischen guter Herrschaft und wahnsinnigem Drachenfeuer.

Daenerys Vater: Der irre König Aerys

Was wird erreicht, wenn die Show sie zu Aerys II. Targaryen 2.0 macht? Daenerys Vater Aerys, der Irre König, ist eine der am meisten verachteten Figuren in der Geschichte von Westeros. Er war nicht nur paranoid, Aerys hat mit seiner krankhaften Liebe zum Seefeuer sowie seinen brutalen Exekutionen auch den Fall seiner eigenen Dynastie zu verantworten.

Die Ermordung von Ned Starks Vater und Bruder hat primär zu Robert Baratheons Rebellion geführt, nicht Roberts unerwiderte Liebe zu Lyanna, wie in Game of Thrones des Öfteren behauptet wird. Wenn Daenerys zur Mad Queen wird, verspielt sie jedes Recht, ihre Herrschaft über die Sieben Königslande auszuüben und wird sich jeden zum Feind machen. Ist es aber vielleicht genau das, was die Serie will, um Fanliebling Jon den Thron zu sichern?

Daenerys hat in Game of Thrones eine spektakuläre Entwicklung durchgemacht

Im Laufe der Serie hat Daenerys immer wieder fragwürdige Entscheidungen getroffen, die ihren inneren Kampf wiederspiegelten. Sie ist mit den Lügen ihres wahnsinnigen Bruders Viserys aufgewachsen, denen zufolge ihr vermeintlich guter Vater hinterrücks ermordet wurde und sie sah es folglich als ihr unwiderrufliches Recht an, auf dem Eisernen Thron zu sitzen.

Ihre undurchdachten Befreiungen in der Sklavenbucht, ihre "Auge um Auge, Zahn um Zahn"- Exekution der Großen Meister und einige Hinrichtungen durch ihre Drachen waren impulsive Entscheidungen, die ihre wahnsinnige Seite zeigten und zu Recht kritisiert wurden.

Dem Feuer durchaus zugeneigt: Daenerys Targaryen

Daenerys hat das schwierige Erbe ihres Vaters jedoch dank Barristan akzeptiert und ehrlich versucht, ihrer Herrschaft einen Sinn zu geben. Das können nicht viele Könige von sich behaupten.

Daenerys strebte sowohl eine Politik des Ausgleichs in Meereen als auch eine sozialrevolutionär begründete Eroberung von Westeros an. Sie hegte den festen Wunsch, das Leben der Menschen zu verbessern, nachdem sie sich erst einmal mit der Geschichte ihrer Familie auseinandergesetzt hatte.

Und was hat es ihr genutzt? Sowohl in der Sklavenbucht als auch in Westeros scheiterten ihre Versuche, die von dem vernünftigen Tyrion gegen ihre impulsive Seite unterstützt wurden, krachend. Am Ende kann man in Game of Thrones mit Diplomatie nur verlieren. Drachenfeuer und Brutalität scheinen hingegen der einzig richtige Weg zu sein. Dramaturgisch eine merkwürdige Entscheidung.

Es ist, als wolle uns die Serie sagen: Vernunft ist Mist, Bosheit gewinnt immer! Ob das Daenerys' Weg besiegelt hat? D.B. Weiss und David Benioff sollten bei diesem Thema auf jeden Fall noch einmal genauer bei Machivaelli nachschlagen.

Game of Thrones hat mit Cersei bereits eine irre Königin

Die hoffentlich einzige Mad Queen der Serie: Cersei

Jetzt hat Daenerys jedoch nicht mal mehr alle drei Drachen, genauer gesagt ist ihr lediglich Drogon geblieben. Trotz Diplomatie, Bündnissen, dem Kampf fürs Leben und der Schonung der Zivilbevölkerung durch Daenerys ist Cersei auf dem Vormarsch. Der brutale Weg scheint für Daenerys also die einzig richtige Entscheidung zu sein. Oder nicht?

Wo wir aber gerade bei Cersei sind: Mit der Lannister-Königin hat die Serie bereits ihre durchgeknallte Mad Queen. Ein Kampf zweier gleichförmiger Charaktere in den letzten Episoden wäre daher viel zu langweilig und sicherlich auch das falsche Signal.

Der Kampf zwischen zwei sympathischen Charakteren ist dramaturgisch anspruchsvoll

Liebe Game of Thrones-Autoren: Lasst Daenerys die richtige Entscheidung treffen und Cersei mit lauteren Mitteln besiegen. Es macht keinen Sinn, sie zur Mad Queen zu machen. Sie muss ein kraftvolles Argument finden, mit dem sie ihren Anspruch auf den Eisernen Thron später gegen Jon durchsetzen kann. Entwicklung sollte sich in Game of Thrones auch auszahlen.

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Denn Jon ist in der Serie ein Charakter ohne Ecken und Kanten, der sich immer für das richtige entschieden hat und so einem langweiligen klassischen Helden

am nächsten kommt. Ein Kampf zwischen Jon und Daenerys - beide eher sympathische Figuren - wäre auch sicher dramaturgisch reizvoller als Daenerys als eine plumpe Mad Queen darzustellen, zu der Cersei bereits geworden ist.

Wollt ihr Daenerys in Game of Thrones als irre Königin sehen?

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