Jurassic Park – Eine Kindheit in den 90ern

25.07.2011 - 08:50 Uhr
Aktion Lieblingsfilm: Jurassic Park
Universal Pictures/moviepilot
Aktion Lieblingsfilm: Jurassic Park
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In unserer Aktion Lieblingsfilm erzählen moviepilot-User, welche Filme ihr Leben verändert haben. Hier berichtet einer unserer Nutzer, wie Dr. Alan Grant der Held seiner Kindheit wurde.

Wenige Erinnerungen an meine Kindheit sind so lebhaft in meinem Gedächtnis, wie die Erinnerungen an Filme. Ich weiß noch, wie ich das erste Mal Die Rückkehr der Jedi-Ritter schaute. Ich übernachtete bei einem Freund. Jedoch schaltete dieser den Film 10 Minuten vor dem Ende ab und entgegnete mir folgende Worte: „Das Ende kenne ich schon. Lass uns lieber Street Fighter auf meinem Super Nintendo spielen.“ So durfte ich erst Jahre später erfahren, dass Darth Vader Lukes Vater war. Manchmal waren die 90er Jahre schon ganz schön hart.

Doch den bleibendsten Eindruck hinterließ ein ganz anderer Film. Als ich zur gleichen Zeit in der Grundschule war, gab es bei mir und meinen Mitschülern nur ein einziges Thema: Dinosaurier. Penibel wurden alle Informationen und Hinweise auf die alten Urviecher gesammelt und zusammengetragen. Nachmittags wurden Fotos davon geschossen wie sich unsere Plastikdinosaurier in unserem Garten wilde Kämpfe lieferten. An anderen Tagen besuchten wir Museen und Ausstellungen, die Saurierknochen und riesige Nachbildungen zeigten. Dies war für mich alles hochfaszinierend, aber nicht anschaulich genug.

Dann hörte ich von diesem Film. Er war schon vor ein paar Jahren im Kino gelaufen, doch nun sollte er am Wochenende im Fernsehen kommen: Jurassic Park. Die Filmvorschau ließ mich gebannt vor dem Fernseher zurück und ich wusste genau, was ich am Wochenende zu tun hatte. Doch leider wollten mir meine Eltern nicht erlauben, den Film zu sehen. „Riesige Saurier, die Menschen zerfleischen, sind nichts für Neunjährige.“ Im Nachhinein muss ich sagen: Nie lagen meine Eltern mehr daneben.

Dennoch durfte ich diesen Film nicht verpassen. Ich verabredete mich wieder mit meinem Kumpel für eine Übernachtung bei ihm zu Hause. Doch dieses Mal sollte der Super Nintendo abgeschaltet bleiben und Jurassic Park im Zentrum stehen. Mein Kumpel, ebenfalls riesiger Dino-Fan, war von der Idee begeistert und so besorgten wir uns Chips und Cola und freuten uns auf einen fantastischen, vielleicht etwas gruseligen Abend.

Ich erinnere mich noch genau an die erste Szene des Filmes. Draußen wurde es langsam dunkel, die einzigen Lichter im Wohnzimmer waren die letzten Strahlen der Sonne und eine kleine, schimmernde Wohnzimmerlampe neben dem Fernseher. Der Film begann. Soldaten und Parkwärter versuchten eine nicht zu sehende Kreatur zu bändigen. Erfolglos. Ein Mann wurde gefressen. Mein Körper zuckte das erste Mal zusammen. Ich bereute es schon, nun hier zu sitzen und diesen gruseligen Film zu sehen.

Doch dann, in den trockenen und staubigen Weiten der Wüste von Montana, stand er. Mein Kindheitsidol. Dr. Alan Grant. Sein Hut erinnerte mich an einen Cowboy. Doch er war viel cooler. Er war Paläontologe, Dinoforscher. Und so nahm ich das Kissen, das ich vor Schreck vors Gesicht gehalten hatte, wieder weg und bestaunte den mutigen, intelligenten Dinohelden.

Ab diesem Zeitpunkt hatte ich keine Angst mehr. Alan Grant war mein Held und er würde mich beschützen, wenn es im Film wieder spannend wird. Der Film ging weiter. Ich staunte mit Alan Grant über die anmutigen, grazilen Brachiosaurier, ich bewegte mich kein Stück und blieb ganz still sitzen, als der T. Rex aus seinem Gehege ausbrach und die stehengeblieben Wagen angriff und ich lief im Geiste mit Alan Grant vor der Herde der schnellen Gallimimus weg. Für mich war klar: Ich möchte Paläontologe werden.

Dr. Grant und die anderen Charaktere waren noch nicht lange von der Insel geflohen und die Filmcredits noch gar nicht angefangen, da begaben sich mein Kumpel und ich uns in seinem Haus auf die Suche nach Gegenständen, die wir benötigten, um den soeben gesehenen Film nachzuspielen. Er war Dr. Ian Malcolm und ich, ich war natürlich Dr. Alan Grant. Wir griffen uns die Pistolen und Gewehre seines Cowboy-Kostüms, ich setzte den Cowboy-Hut auf und wir rannten durch die Wohnung auf der Suche nach gefährlichen Raptoren. Es war einer der coolsten Abende meiner Grundschulzeit.

Natürlich hatte der Filme auch noch weitreichendere Konsequenzen: Zum nächsten Karneval wollte ich mich natürlich als Dr. Alan Grant verkleiden. Keiner in der Schule erkannte mein Kostüm, aber ich war stolz, genauso wie mein Idol auszusehen. In der Folgezeit verging kaum eine Nacht, in der ich nicht Angst hatte, dass ich im Schlaf von raffgierigen, blutrünstigen Velociraptoren geweckt werden würde. Und nicht zuletzt wurde ich durch Alan Grant auch auf Indiana Jones aufmerksam, meinen zweiten Kindheitshelden. Die beiden sahen sich mit ihrem Schlapphut einfach sehr ähnlich. Durch Indy begann ich mich für Archäologie zu interessieren, was ich nun seit sieben Semestern studiere.

Aber auch nach wie vor begleiten mich die Dinosaurier aus Jurassic Park durch mein Leben. Noch heute schaue ich jede Wiederholung im Fernsehen und habe eine kleine Raptorenfigur auf meinem Schreibtisch stehen. Filme können großen Einfluss auf unser Leben nehmen. Ich liebe es in Filmerinnerungen zu schwelgen, erinnern sie mich doch an meine wunderschöne, sorgenfreie Kindheit. Und Jurassic Park ist ein Teil davon.


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