Lucifer Rising - Beschwörung des Undergroundfilms

14.01.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Lucifer rising
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Lucifer rising
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Diese Woche steht die moviepilot Speakers’ Corner ganz im Zeichen von Underground und Avantgarde. Moviepilot-User JimiHendrix nimmt uns mit auf einen ganz besonderen Trip: Kenneth Angers psychedelisches Kunstwerk Lucifer Rising.

Der Cockpit-Spray-Geruch der letzten Community-Befragung liegt noch schwer in der Luft und ich beschwerte mich – gleich dem letzten Jahr – wie ein Rohrspatz ob der schlechten medialen Präsentation und Themenaufbereitung von Filmen fernab des Hollywood-3D-Mainstream-Popcorn-Blockbusteruntums.

Nun, Nörgeln allein hilft uns ja nicht weiter, zumal es ja redaktionell diverse Möglichkeiten zur aktiven News-Mitgestaltung gibt. Wieder mal nutze ich diese, um euch mit einem schlichten, und wie immer sehr subjektiven Filmkommentar über einen der großen rebellischen Saurier des subversiven Schattenkinos zu berichten, sowie dessen letzte bedeutsame Zuckungen, bevor der digitalcineastische Meteorit die Kinosäle erfasste. BUUUHMM!!

Kenneth Angers satanophiles Hauptwerk Lucifer Rising ist hypnotisch-manipulierender, symbolgeschwängerter und tiefgreifend-böser Okkultismus. Zusammen mit dem psycho-diabolischen Gitarrensoundgemenge des zum Tode verurteilten Bobby Beausoleil ist er einer DER Kultfilme der amerikanischen Gegenkultur, ein pyramidaler Meilenstein des Undergroundfilms der 70er!

Kein anderes Werk Angers ist so sehr von seinem Kontakt zur magischen Sekte “Ordo Templi Orientis” gebrandmarkt und beeinflusst wie dieser Film. Vor allem der britische Flügel der O.T.O. unter der Leitung von Angers “Mentor“ Aleister Crowley, der auch esoterische Ritualmagie praktizierte und als schriftlich-gedanklicher Vater des Neo-Satanismus gilt, scheint in dem Film vielfach Eingang gefunden zu haben.

Zu sehen bekommt der Zuschauer die sumerische Göttin Lilith (Marianne Faithfull) sowie die der ägyptischen Mythologie entnommenen Osiris und Isis, den Magus (Kenneth Anger) und Luzifer in einem psychedelisch-experimentellen Bilderrausch voll religiöser und anti-religiöser Materie, welche, unter anderem in der ägyptischen Kulturlandschaft, die Auferstehung Luzifers als geborenen Antichrist zelebriert und heraufbeschwört. Dabei ist jedes einzelne Bild eine Metapher für sich und ergibt zusammen ein surreal-bewusstseinsveränderndes Konglomerat aus wilden Bildeffekten und optischen Sinnesreizen. Und doch wird die Geschichte relativ frei und interpretativ erzählt, und zeigt uns die Lava ankündigenden Wehen eines Vulkans, welchen man als Geburtskanal des aus dem tiefen Dunkel des Erdkerns aufsteigenden Magus sehen kann. Die weitere Reise kommentiert Anger so:

"A film about the love generation – the birthday party of the Aquarian Age showing actual ceremonies to make Lucifer rise. Lucifer is the Light God, not the devil – the Rebel Angel behind what’s happening in the world today. His message is that the key of joy is disobedience. Isis (Nature) wakes. Osiris (Death) answers. Lilith (Destroyer) climbs to the place of Sacrifice. The Magus activates the circle and Lucifer – Bringer of Light – breaks through.”

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