Mein Regie-Liebling des Jahres - Ang Lee

26.12.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Mein Regieliebling des Jahres - Ang Lee
Mein Regieliebling des Jahres - Ang Lee
2
7
Heute startet Life of Pi in unseren Kinos, der vielleicht schönste Film des Jahres. Grund genug, um Ang Lees Fähigkeiten in einem bescheiden Text zu würdigen, schließlich liefert er seit jeher ein Meisterwerk nach dem Nächsten ab.

Das Kino ist für viele Filmfreunde, inklusive mir, ein Ort der Verzauberung. Für einen Moment können wir aus unserem Alltagsleben entfliehen, um in eine andere Welt einzutauchen. Im gesamten Kinojahr 2012 gab es wahrscheinlich keinen Film, in dem der Zuschauer so sehr die Kinomagie zu spüren bekommt, wie in Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger, der ab heute in unseren Lichtspielhäusern zu sehen ist. Regisseur Ang Lee lieferte mit seinem Werk (mal wieder) solch eine meisterliche Arbeit ab, dass ich ihn kurzerhand zu meinem persönlichen Regie-Liebling des Jahres ernennen muss.

Life of Pi erzählt im Groben die Geschichte des jungen Inders Piscine, dessen Eltern Zoobesitzer sind. Eines Tages beschließen sie jedoch, nach Kanada auszuwandern und so gehen er, seine Familie, sowie die Tiere aus dem Zoo an Bord eines Frachters, um den Weg in das neue Zuhause zu finden. Während der Reise kommt es allerdings zu einem verheerenden Sturm, der den meisten Passagieren den Tod beschert. Pi kann sich auf einem kleinen Boot retten, doch er ist nicht allein: Ein Zebra, ein Orang-Utan, eine Hyäne und Richard Parker, ein ausgewachsener, gefährlicher Tiger, sind mit von der Partie.

Zunächst einmal sollten wir im Hinterkopf behalten, dass die Vorlage, ein Roman von Yann Martel, eigentlich als unverfilmbar galt. Und tatsächlich haben sich schon einige gestandene Filmemacher an einem Versuch die Zähne ausgebissen, darunter M. Night Shyamalan und Alfonso Cuarón. Mit Ang Lee sollte aber alles anders werden, sodass der Film doch noch den Weg auf die große Leinwand gefunden hat und sich an keiner Stelle anmerken lässt, dass seine Vorlage unverfilmbar wäre, ganz im Gegenteil. Lee hat mit seinem Abenteuer ein Meisterwerk erschaffen, das seinesgleichen sucht.

Von der ersten Minute an werden wir von dem Geschehen auf der Leinwand gefesselt. Die Welt, die Ang Lee erschaffen hat, ist rein optisch eine wahre Augenweide. Zudem war ich erstmals wirklich glücklich darüber, in einer 3D-Vorstellung zu sitzen, selten wurde dies nämlich so gut eingesetzt, wie in Life of Pi. Vermutlich ist es unmöglich, sich diesen Film anzuschauen und in den zwei Stunden auch nur eine Sekunde an das eigene Leben zu denken, zu einnehmend sind die Bilder, zu sehr werden wir in dieses fiktive Universum hineingesogen, das nicht zuletzt durch die dritte Dimension an Intensität gewinnt.

Es wäre jedoch unfair und unangebracht, Life of Pi allein auf seine optischen Qualitäten zu reduzieren. Die häufig zitierte Geschichte, die einen an Gott glauben lässt, lädt zu Befürchtungen ein, dass wir es mit einem kitischigen, pathetischen Machwerk zu tun bekommen könnten, doch diese Ängste räumt Ang Lee problemlos aus der Welt. Das hängt damit zusammen, dass es tatsächlich schwierig ist, zu behaupten, dass diese Beschreibung falsch ist, denn wenn es einen Film gibt, der seinen Zuschauer davon überzeugen kann, an eine höhere Macht zu glauben, dann ist es Life of Pi. Ang Lee gelingt es wie keinem Zweiten, sein Gespür für überragend schöne Bilder so zu nutzen, dass sie nicht zum Selbstzweck verkommen, sondern einfühlsam eine Geschichte von Hoffnung, Glaube und der Liebe zum Leben erzählen. Er kreiert damit solch eine unerschöpfliche Quelle von Emotionen, dass selbst dem Kältesten unter den Gefühlslosen warm ums Herz wird.

Falls mich jemals jemand fragen sollte, wozu das Kino erfunden wurde, werde ich ihm Life of Pi zeigen. Ohne Worte.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News