Persönliche Erinnerungen an King of Queens

03.09.2012 - 08:00 Uhr
Erinnerungen an King of Queens
CBS
Erinnerungen an King of Queens
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Wir alle verbinden mit unseren Lieblingsserien auch persönliche Erinnerungen. Ein User hat seine – sehr privaten – Assoziationen mit King of Queens für euch aufgeschrieben.

Ich kann mich komischerweise noch genau erinnern, wo ich mich befand, als mir King of Queens zum ersten Mal ans (Serien-)Herz gelegt wurde. Es war irgendwann im Frühling oder Sommer 2002. Ich war zu Besuch bei meinem damals besten Freund Andy. Ein etwas breiter gebauter, kräftiger Kerl mit Brille und krausen Haaren, einem jungen Doug Heffernan gar nicht so unähnlich. Wir beide kannten uns seit der fünften Klasse und zu dieser Zeit besuchten wir die siebte. Andy war ein sehr ruhiger, zurückhaltender, aber kreativer Typ – so wie ich -, weshalb wir uns auch so gut verstanden. Wir spielten beide gerne Nintendo, waren süchtig nach Videospielen wie Super Mario, Final Fantasy oder The Legend of Zelda (letzterem bin ich bis heute verfallen) und ließen uns davon zu eigenen Ideen inspirieren, die wir auch mal in Form von Geschichten aufschrieben.

Ich weiß noch, es war an jenem Tag warm draußen und wir saßen im obersten Stock der Wohnung in Andys Dachbodenzimmer. Wir saßen da oben und die beiden Fenster an den Schrägen waren geöffnet, so wie immer eigentlich, wenn die Sonne so heiß auf das Dach schien. Insektengitter hielten uns buchstäblich die Mücken vom Leib. Wir hatten uns verabredet Der Schuh des Manitu zu schauen, denn den hatte er neu auf DVD und ich war noch nicht dazu gekommen, ihn zu sehen.

Noch während ich allerdings das Zimmer betrat, lief da etwas anderes in Andys eigenem Röhrenfernseher. Es war King of Queens, eine Serie, die ich zwar schon vom ‘Durchzappen’ kannte, aber der ich bis dahin noch keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Nun war es mein bester Freund Andy, der sich eine dieser Folgen vor meinen eigenen Augen zu Gemüte führte. Er fragte mich, ob ich die Serie kenne und ich stellte eine etwas unbeholfene Gegenfrage: ‘Ist das nicht die mit dem Dicken?’ Andy missfiel die peinliche Würdelosigkeit, mit der ich diese Äußerung von mir gegeben hatte und schob direkt hinterher, dass die Serie sehr witzig sei. Und dann überkam mich plötzlich ein ungewohntes Interesse. Es war das erste Interesse für eine Sitcom, das ich je entwickelt hatte. Sollte mich eine ‘Erwachsenenserie’, in der zu jedem noch so blöden Witz Lacher eingespielt werden, wirklich überzeugen können?

Ja, das sollte sie und meine Brüder waren nicht weniger begeistert. Auch heute noch kann ich laut über Dougs Slapstick-Einlagen lachen, über Arthurs sinnlose Wutausbrüche, Deacons trockenen Humor, Spencers nerdige Kommentare, Dannys universelle Unfähigkeit, Richies Unverfrorenheit und Carries Art, mit all dem Wahnsinn umzugehen. King of Queens ist zeitlos, weil der Humor dieser Serie zeitlos ist.

Zehn Jahre sind bereits vergangen und so langsam meine ich, fast jede Folge auswendig zu können. Zehn Jahre. Jetzt, wo ich es nachgerechnet hab, kann ich es selbst kaum fassen. So zeitlos King of Queens ist, so stark hat sich mein Leben in diesen zehn Jahren verändert. Ich zog irgendwann von Westdeutschland nach Bayern und hatte dort kaum noch Kontakt zu Andy. Als ich zwei Jahre später zurückkam, hatte nicht nur ich, sondern auch er eine Klasse wiederholt. So kam es, dass wir die Zehnte in Parallelklassen besuchten. Andy hatte sich stark verändert, er rauchte jetzt und wusste es, die Mitschüler mit seiner neuen, aufmüpfigen Art zu beeindrucken. Damit konnte ich damals nichts anfangen und fand zu Andy keinen richtigen Bezug mehr. Ich sah in ihm noch den selben verschlossenen Typen, wie damals, aber er wollte jemand anderes sein. So haben sich unsere Wege nach dem Abschluss getrennt.

King of Queens hat mich auch in schweren Zeiten zum Lachen gebracht. Wer weiß, ob ich ohne meinen guten Freund je auf diesen Schatz gestoßen wäre? Wahrscheinlich schon. Und trotzdem werde ich ‘die Serie mit dem Dicken’ immer auf Andy zurückführen müssen – so unsittlich das auch klingen mag, man verstehe es als Kompliment. King of Queens erinnert mich an die Menschen, mit denen ich lachen durfte, bevor ich um sie geweint habe und daran, dass gute Zeiten vorbeigehen, ausbleiben, aber dann in anderer Form auch wiederkehren.

Ich weiß, dieser Text fällt unerwartet sentimental aus und hat wenig mit meiner Lieblingsserie an sich zu tun, doch soll dies ein Versuch sein, darzulegen, was ich mit King of Queens verbinde. Kevin James konnte in keinem weiteren Film so glänzen, wie er es hier tat, obwohl er doch immer nur sich selbst spielt. Es fehlt einfach immer ein aufsässiger Arthur, eine strenge Carrie oder ein beliebiger anderer Charakter aus King of Queens, um die Würze perfekt zu machen. Das ist es, was mich noch immer auf eine Verfilmung der Serie hoffen lässt – und mögen die Heffernans darin noch so viele Kinder haben, ich würde sie mir anschauen.

Jetzt habe ich leider schon fast über das Limit geschrieben und muss Schluss machen. Vielleicht sollte ich Andy mal wieder einen Besuch abstatten…


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