The Walking Dead - Staffel 8, Folge 5: Negan im Beichtstuhl

21.11.2017 - 08:40 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
The Walking Dead - Staffel 8, Folge 5: The Big Scary UAMC
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The Big Scary U, die 5. Episode der 8. Staffel von The Walking Dead, dreht sich um Geständnisse und blickt hinter die Kulissen des Sanctuary. Außerdem erhalten wir ein Udate, was Negan und Gabriel aktuell in der Zombie-Apokalypse so treiben.

Der Wert des Menschen ist in der Zombie-Apokalypse denkbar gering. Rick (Andrew Lincoln) würde dem zwar vehement widersprechen, ausgehend von den jüngsten Ereignissen in The Walking Dead sieht die Situation anders aus. Im Krieg gegen die Saviors wurden unlängst mehr Überlebende durch Kugeln als durch Beißer getötet. Besonders Ezekiel (Khary Payton) musste die verheerenden Auswirkungen der bewaffneten Auseinandersetzung, die bisher nichts als Tod und Schmerz hervorgerufen hat, mit eigenen Augen bezeugen. Durch Leichenberge kroch der König der Toten, ehe er erkannte, wie hoffnungslos verloren er als einfacher Mensch in dieser Welt ist. Ausgerechnet Bösewicht Negan (Jeffrey Dean Morgan) schlägt sich in The Big Scary U (bei uns: Die Beichte), der 5. Episode der 8. Staffel, auf die Seite all jener einfachen Menschen, die im Sanctuary als Arbeiter Zuflucht gefunden haben, im Angesicht des Kontrollverlusts der Führungsetage jedoch eine Revolte anzetteln.

Bevor es so weit ist, macht The Walking Dead allerdings einen großen Schritt zurück und entführt uns in eine Zeit, in der Gabriel (Seth Gilliam) noch in seiner Kirche war und sich hilfesuchend an seinen Gott wandte. Während die Welt um ihn herum zusammenbricht, fleht er im Gebet um einen Zweck, den er zu erfüllen hat. Wenige Augenblicke später findet er sich im postapokalyptischen Beichtstuhl wieder und soll den ersten Teil seiner Erfüllung finden. Ein starkes Bild entwirft Regisseur Michael E. Satrazemis, wenn er eine der zerbrechlichsten Figuren dieser Serie mit dem größten Poser des gesamten The Walking Dead-Universums auf engstem Raum gefangen hält. Nachdem Gabriels Versuch, Gregory (Xander Berkeley) zu retten, gewaltig nach hinten losgegangen ist, ringt er nun mit Negan in einem Wohnwagen um sein Leben, während außen von allen Seiten die Toten gegen die Wände klopfen und ihre Silhouetten für alptraumhafte Erscheinungen sorgen.

The Walking Dead - Staffel 8, Folge 5: The Big Scary U

Kaum ein Lichtstrahl fällt in diesen gottverlassenen Raum. Dass Gabriel überhaupt länger als fünf Minuten in Negans Gegenwart überlebt, gleicht einem Wunder. Die Finsternis entwaffnet den gefürchteten Antagonisten aber geschickt: Hier, im Dunkeln, offenbart Negan eine unerwartet vernünftige, eine unerwartet menschliche Seite. "I think I'm here to take your confession", nähert sich Gabriel seinem Gegenüber vorsichtig an. Nach ein paar verbalen Ausfällen gibt er tatsächlich etwas über sich preis, das er im Kreis seiner Gefolgschaft wohl lieber für sich behält. Ein guter Mensch wird Negan aufgrund dieser aufrichtigen Worte über seine Vergangenheit zwar nicht. Dafür fördert das Skript von David Leslie Johnson und Angela Kang einige unerwartete Momente zutage, die stets mit unserer Erwartungshaltung spielen: Wann wird Negan die Scharade beenden und Gabriel mit der gleichen Gleichgültigkeit aus dem Leben katapultieren, wie er es unzählige Male zuvor gemacht hat?

Das Töten geht für Negan nämlich völlig in Ordnung - vorausgesetzt, es handelt sich um die richtigen Umstände. Stolz posaunt er seine Mentalität in einer Sequenz heraus, die zeitlich gesehen nur wenige Minuten vor Ricks Angriff auf das Sanctuary spielt. Im War Room der Saviors soll Gregory seine Loyalität erweisen, entpuppt sich dabei jedoch einmal mehr als der elende Tropf, der er ist. Keine Haltung, keine Linie: Gregory biegt sich wie ein Fähnchen im Wind und schafft es, mit jedem weiteren Wort aus seinem Mund nur noch dümmer dazustehen als zuvor. Wo The Walking Dead letzte Woche verblüffende Arbeit leistete, um Ezekiels überdrehte Figurenzeichnung wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen, liegt den Autoren an Gregory scheinbar nicht so viel. Unermüdlich redet er sich mit den erbärmlichsten Ausreden um Kopf und Kragen. Genüsslich waltet die Kamera auf seinem Gesicht, um jede Sekunde seines selbstverschuldeten Untergangs zu zelebrieren.

Zurück im stillen Kämmerlein mit Gabriel lässt Negan allerdings von seinem unerträglichem Sadismus ab und greift erst zu Lucille, wenn es darum geht, gemeinsam aus der Sackgasse durchs Zombie-Meer zu entkommen. Von jeder Gelegenheit, Gabriel den Garaus zu bereiten, bleibt Negan geradezu unbeeindruckt. Stattdessen arbeitet er mit ihm zusammen und erkennt den Wert des - ihm gegenüber ungleichen - Menschen. So lustvoll er sich bereits des ein oder anderen Erdenbürgers entledigt hat: In Gabriel erkennt Negan keine Gefahr wie in Rick, Maggie (Lauren Cohan) und Ezekiel. Stattdessen nimmt er ihn als wertvolle Ressource wahr, als wertvolle Ressource Mensch. Wo die zweitklassige Führungsriege der Saviors rund um Simon (Steven Ogg) die Macht der Masse aufgrund der eigenen Arroganz gänzlich unterschätzt, weiß Negan genau, welche Knöpfe er drücken muss. Illusionen sollten sich also keiner machen: Er ist und bleibt ein Bösewicht.

The Walking Dead - Staffel 8, Folge 5: The Big Scary U

Eindrucksvoll führen die Autoren Negans Einfluss vor, wenn er in der entscheidenden Szene aus dem Nirvana zurückkehrt und alleine mit einem Pfeifen aus dem Off mehr Macht demonstriert, als es irgendeine andere Figur könnte. Wo eben noch der Aufruhr dominierte, sogar der erste Schuss gefeuert wurde, herrscht plötzlich Totenstille. Ehrfurchtsvoll verneigen sich die Häupter der Saviors, ehe die aufgebrachte Menge vor ihrem Herrn und Retter niederkniet. Demütig und voller Reue wagt kaum einer, Negan ins Gesicht zu blicken. "Thank you Negan. Thank God for you", platzt es schließlich aus einer Frau heraus und beschert der Episode ihren bizarren Höhepunkt. Irgendjemand wird all diesen Menschen eines Tages sagen müssen, dass Negan nicht der große Humanist ist, als der er sich gerne präsentiert. Denn die Saviors können nur retten, indem sie zerstören bzw. töten. Nun liegt es an Gabriel, sich in einen Moses zu verwandeln.

Zwar gesteht auch Gabriel in The Big Scary U seine große Sünde, trotzdem findet er sich nun in einer Position, in der er endlich etwas verändern könnte. Jetzt muss er den Zweck, den er sich im einleitenden Flashback so sehnlichst erbettelte, nur noch erkennen. Wo Gabriel einst seine Gemeinde im Stich gelassen hat, tut sich ihm hier die Möglichkeit auf, erneut Hirte über verlorene Schafe zu werden, die sich Negan, dem falschen Gott, unterworfen haben. David Leslie Johnson und Angela Kang stellen hier wirklich ein paar interessante Untersuchungen der "Ressource Mensch" an. Auch zwischen Rick und Daryl (Norman Reedus) spiegelt sich der Konflikt wider. Während Daryl am liebsten ein für alle Mal einen Schlussstrich ziehen möchte, wenngleich dafür noch viele weitere Menschen ihr Leben lassen müssen, vertritt Rick eine andere Meinung. Es kommt zum - putzigen - Gerangel zwischen den beiden, bevor sie der große Feuerball im Hintergrund wieder vereint.

Die 8. Staffel von The Walking Dead wird Sonntags in den USA auf AMC ausgestrahlt und ist hierzulande auf FOX zu sehen. Wer noch mehr über den Staffelauftakt erfahren will, kann heute um 17:00 Uhr bei unserem Livestream auf YouTube vorbeischauen.

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