Es ist Weltfernsehtag und statt Euch einen Überblick über die 7 besten Serien im TV zu geben, schauen wir heute mal auf die Serien, die es mittlerweile nicht mehr gibt. Jedes Jahr tauchen Dutzende neuer Serien auf dem Markt auf, und ebenso viele verschwinden wieder. Manchmal sind die Serien einfach schlecht oder haben mit der Zeit so stark nachgelassen, dass sie zu recht kein Publikum mehr finden. Andere finden erst gar keine Zielgruppe, egal wie gut sie sind. Wir haben uns heute mal ganz auf Serien konzentriert, die keine Eintagsfliegen waren. Vollkommen subjektiv, versteht sich…
7. Star Trek
Gebt mir eine gute Star Trek-Serie! Nicht so ein Welt-Sheriff-im-Weltraum-Patriotismus-Geschwurbel wie die zurecht untergegangene Enterprise. Schon bei Voyager stiegen einige Fans aus, aber bei The next Generation und dem heimlich noch viel besseren Deep Space Nine waren noch alle dabei. So erleichtert ich auch bin, dass Star Trek im Kino eingeschlagen hat wie eine Bombe – das ist immer noch kein Ersatz für eine vernünftige Star Trek-Serie mit Tiefgang, Humor, Technobabble und dem einen oder anderen politischen Kommentar.
6. Gilmore Girls
Okay, ich gebe zu, die letzte Staffel war wirklich nicht mehr gut. Eigentlich sind die Gilmore Girls das perfekte Beispiel dafür, dass es manchmal auch gut ist, wenn eine Serie abgesetzt wird, bevor sie noch schlechter wird. Aber das ändert nichts daran, dass es in den letzten Jahren keine Serie gegeben hat, die so gute Dialoge hervorbrachte. Es wird sogar gemunkelt, dass auch der ein oder andere Hetero-Mann heimlich mitgeschmachtet hat. Nr.6 dieser Liste ist also mein Beitrag für’s Herz – ein bißchen Kitsch, ein bißchen Romantik und Maschinengewehr-Dialoge. Amy Sherman könnte ruhig nochmal so ein Suchtmittel erfinden.
5. Boston Legal
Da ich schon die Gilmore Girls in der Liste habe, verzichte ich mal auf Ally McBeal und führe stattdessen ihren jüngeren Bruder Boston Legal ins Feld. Erfinder David E. Kelley schafft es in jeder Serie, einzigartig durchgeknallte Charaktere zu erschaffen, die einfach Spaß machen. So auch hier: Denny Crane (William Shatner), Alan Shore (James Spader) und Shirley Schmidt (Candice Bergen) sind das furiose Trio Infernale, von dem die Serie lebt. Was Ally McBeal für die weiblichen Zuschauer war, ist Boston Legal für die männlichen. Und wer hätte gedacht, dass William Shatner noch einmal ne coole Sau wird? Und das sogar trotz der unterirdischen Synchro, die deutschen Zuschauern nicht das geringste Maß an Ironiefähigkeit und Denkpotential zutraut und jeden, aber auch jeden guten Wortwitz gewollt umschreibt.
4. Ein Herz und eine Seele
Dem deutschen Fernsehen fehlt 2009 eine ganze Menge. Das Fehlen guter Comedy ist nur einer der Misstände. Alles muss ganz offensichtlich und auch noch für den letzten geistigen Wackelkandidaten gehirnschonend verpackt sein. Ich weiß nicht wie es Euch geht, aber ich vermisse eine Serie, die deutsch und trotzdem einzigartig ist; die intelligent und trotzdem lustig ist; die so unverschämt ist, dass der eine oder andere Moral-Hüter vor Frust ein Ei legt. Und mit “unverschämt” meine ich nicht Mario Barth-hoho-Humor…
3. So ziemliche jede BBC-Comedy
Blackadder hat schon vor Jahren sein letztes Gift verspritzt. Absolutely Fabulous haben auch den Geist aufgegeben. Und Victor Meldrew hat mittlerweile mehr als nur One Foot in the Grave. Ich will endlich wieder britische Comedy-Serien (vorzugsweise mit Stephen Fry), die man in jeder Lebenslage zitieren kann. Aber bitte, BITTE! keine Synchronisation. Die ist nämlich grundsätzlich schlecht. Mal davon abgesehen, dass die Wortspiele nie ins Deutsche übersetzt werden können, liegt der halbe Spaß schon in den Stimmen der Schauspieler. Und in den Synchros bekommt Rowan Atkinson grundsätzlich eine Schlumpfstimme.
2. Daria
Die Leiden der jungen Morgendorffer waren rückblickend wohl das Einzige, was mich beim Erwachsenwerden von dem ein oder anderen Amoklauf abgehalten hat. Das Spin Off von Beavis & Butthead (welches mit dem Original aber genauso viel zu tun hat wie Brot mit Jauche) wurde von 1997 bis 2002 vom amerikanischen Sender MTV ausgestrahlt. Darias zynische Kommentare zu ihrer Umwelt schlugen bei mir ein wie eine Offenbarung, die Geschichten waren eigentlich Nebensache. Viel wichtiger war die Erkenntnis, dass wir Nerds viel cooler sind als alle Cheerleader zusammen…
1. Buffy, the Vampire Slayer
Buffy Summers sitzt nicht rum und schmachtet ihrem Vampirlover hinterher. Buffy Summers hat keine Angst vor Sex, sie muß nicht gerettet werden. Buffy Summers ist keine Bella Swan – und das allein ist schon Grund genug, die coolste Vampirjägerin aller Zeiten als Gegengift zu zwielichtigen Glitzervampiren wiederzubeleben. Sieben Staffeln lang lieferte Joss Whedon eine Serie ab, die bewies, dass Spaß und Vielschichtigkeit sich nicht ausschließen. Sarah Michelle Gellar verteilt Arschtritte und hat die wohl beste Supporting Cast aller Zeiten. Die ungewöhnliche Verteilung von Geschlechterrollen, mehr Popkultur-Zitate als in jeder anderen Serie und verschiedene, perfekt ineinander greifende Handlungsebenen haben Buffy nicht nur zu einer der beliebtesten Kultserien gemacht. Es gibt auch keine TV-Produktion, die so oft Gegenstand von wissenschaftlichen Arbeiten und Untersuchungen war, wie Buffy, the Vampire Slayer. Fun Fact: Der Bösewicht der offiziellen 8. Staffel von Buffy, die Joss Whedon gerade als Comic veröffentlicht, heißt Twilight …
Ich hätte eigentlich noch mehr Serien in Petto: Cybill, My so-called Life, Veronica Mars, Dead like me, Will & Grace… Aber diese 7 müssen erst einmal reichen. Und jetzt los, zerfetzt mich in der Luft, dass ich Eure abgesetzte Lieblingsserie nicht aufgelistet habe!