Von den letzten Filmen und der Preisverleihung

16.02.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Berlinale, die Letzte
Pulse Films / Part Time Crime LLC
Berlinale, die Letzte
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Mit dem gestrigen 10. Tag der Berlinale fand das Filmfestival auch für mich endgültig ein Ende: Zwei Filme interessierten mich noch sehr, sodass ich sie heute zu meinem Programm machte. Nick Cave und Wes Bentley begleiteten mich auf diesen letzten Pfaden.

Ich stand nicht früh auf, nahm nicht den gewohnten Weg und befand mich nicht mehr im Berlinale-Palast. Das Festival fand für mich gestern seinen Abschluss. Zehn Tage war ich auf Droge, nach zehn Tagen dürstete mein Körper nach Filmen. Um ihn langsam wieder an die Realität zu gewöhnen, die leider keine täglichen, bis zu vier an der Zahl, Filmsichtungen umfasst, sah ich mir zur Entwöhnung zwei Filme auf der Berlinale an. Damit sollte dann Schluss sein. Heute ist der Publikumstag, bei welchem viele Filme gezeigt werden und noch einmal viele Menschen in die Kinos strömen werden. Eine offizielle Pressemitteilung ließ verlauten, dass mit 330.000 verkauften Karten ein neuer Rekord im 64-jährigen Bestehen der Berlinale aufgestellt wurde. Nicht schlecht, dachte ich mir. Den Fakt, das größte Publikumsfestival der Welt zu sein, unterstreicht Direktor Dieter Kosslick damit eindrucksvoll. Doch mit der gestrigen Preisverleihung machte die Berlinale ihrem Ruf auch wieder alle Ehre. Der Reihe nach.

Es zog mich erst gegen Nachmittag zur Schönhauser Allee, genauer gesagt ins Kino Collosseum. Weil Stefan und Sebastian für die Dokumentation 20,000 Days On Earth geschwärmt haben, ließ ich es mir nicht nehmen, mir dieses Werk auch anzusehen. Der Film über und mit Nick Cave stand seit Festivalbeginn auf meiner Agenda, nur schaffte ich es zumeist aus zeitlichen Gründen nie zu den jeweiligen Vorstellungen. So war ich ganz froh, als ich es endlich in den Kinosaal geschafft hatte. Der Musiker Nick Cave war mir schon im Vorhinein ein Begriff, ich kannte einige Lieder, sah mich aber nicht als Fan an. Nur seine Filmmusik zu Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford und The Road, gemeinsam mit Warren Ellis, fand bei mir begeisterten Anklang.

Dennoch schafft der Film ein, auch für Nicht-Fans geeignetes, Portrait eines Menschen, der für seine Musik lebt, seine Texte mit Sorgfalt schreibt und eine Menge Erfahrungen besitzt. All dies vermittelt der Film in einer besonderen Art und Weise, da er die trockene Darstellung vermeidet und Cave selbst seine Geschichte erzählen und inszenieren sind. Dabei vermischen die Grenzen aus Dokumentation und Fiktion, wenn er zum Beispiel mit Kylie Minogue oder dem Schauspieler Ray Winstone im Auto sitzt und sich unterhält, die Personen mit einem weiteren Schnitt allerdings wieder verschwunden sind. Der Film ist keine leichte Kost, insofern, dass Nick Cave halt auch ein schwieriger und eigensinniger Charakter ist. Doch die Sichtung lohnt sich, wenn man vom Musiker zumindest schon einmal gehört hat, um etwas mehr zu erfahren.

Noch einmal verspürte ich anschließend das Gefühl, umgehend zum nächsten Kino zu fahren, um in der eng bemessenen Zeit zwischen den Filmen früh in der Schlange zu stehen und einen guten Sitzplatz zu bekommen. Meine Abschiedsvorstellung hätte mit dem Zoo-Palast gar keine bessere Örtlichkeit bekommen können. Und so fand ich mich gegen Abend in diesem Kino wieder, um mir Things People Do anzusehen. Ich hatte von dem Film erst im Laufe des Festivals erfahren und war neugierig. Die Handlung, in welcher ein ehemaliger Versicherungsangestellter (Wes Bentley) seinen Job verliert und enormen Stress und Druck ausgesetzt ist, um seine Familie zu ernähren, sagte mir zu, denn ich liebe US-amerikanische Mittelstandsdramen. Zudem agiert neben Bentley mit Jason Isaacs auch einer meiner favorisierten Schauspieler, den ich immer gern sehe und für unterschätzt halte. Die Zeichen standen also gut, das Ergebnis war weniger befriedigend.

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