Was passiert, wenn Star Wars 7 ein Reinfall wird?

09.12.2015 - 08:50 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Geölte Maschinen: Star Wars Episode VII – Das Erwachen der Macht
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Geölte Maschinen: Star Wars Episode VII – Das Erwachen der Macht
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Für viele scheint es undenkbar, dass Star Wars: Episode 7 zu einer vergleichbaren Enttäuschung werden könnte wie einst Episode 1. Dem Film käme es zugute, würden wir die Erwartungen an ihn auf ein vernünftiges Niveau schrauben.

"What if the movie sucks?", fragt einer der Fanboys am Schluss des gleichnamigen Films, bevor er und seine Freunde im zur Pilgerstätte umfunktionierten Premierenkino endlich Star Wars: Episode I zu sehen bekommen. In der Komödie von 2009 verweist dieser Schlusssatz freilich auf das historische Wissen um jene flächendeckende Enttäuschung, die bei einer ganzen Generation von Star-Wars-Fans traumatische Spuren hinterließ. Ihre nach Die Rückkehr der Jedi-Ritter über 15 Jahre lange Vorfreude auf ein neues Sternenkriegsabenteuer schlug in blankes Entsetzen um, als George Lucas die berühmte Ur- um eine unerwartet anders ausgerichtete Prequel-Trilogie ergänzte. Der meisterwartete Film der 1990er-Jahre wurde zu einem der meistverrissenen, Jar Jar Binks zu einem ewigen Reizwort im Fandom. Lucas dürfte selbst überrascht gewesen sein, dass die allgemeine Liebe zu Star Wars offenbar keine bedingungslose ist. Es war der inoffizielle Anfang vom Ende seiner Urheberschaft an der Marke, die er 2012 schließlich für vier Milliarden US-Dollar Disney überließ.

Diese Wunden sind heute einigermaßen geschlossen. Vielfach wurde das einst vernichtende Urteil über Episode I einer Revision unterzogen, zumindest aber hat der Auftakt zur zweiten Trilogie längst zahlreiche Fürsprecher. Vielleicht scheiterte der Film weniger an seiner – zugegeben: sehr eigenwilligen – künstlerischen Ambition, als an den hohen Erwartungen der Fans, die das Projekt mit unverhältnismäßiger Bedeutung aufgeladen haben. Star Wars, so wirkt es im Rückblick, war 1999 kein unschuldiges Vergnügen mehr, sondern ein Retter verlorener Kindheiten. Es sollte selbst dann noch ein ganz bestimmtes Gefühl vermitteln, wenn es dazu schon strukturell gar nicht mehr in der Lage war. Gegen ein Star Wars der Nostalgie schien jedes Star Wars der Erneuerungen buchstäblich machtlos. Und es kommt nicht von ungefähr, dass das jetzt mit Star Wars: Episode 7 reaktivierte Tentpole vor allem an sentimentale Reflexe appelliert: Die Flucht auf sicheres Fanservice-Terrain ist alles, was dem Franchise noch bleibt.

Mehr: Wie sich Star Wars ohne George Lucas anfühlt

J.J. Abrams, Regisseur des – so gesehen – wider besseres Wissen von einer Lawine hoher Erwartungen begleiteten Neustarts, kündigte sicherheitshalber an, sein Star-Wars-Film werde die an ihn gestellten Bedingungen nicht erfüllen  können. Er wisse um die Bedeutung der Kinoserie und dass es unmöglich sei, ihr gerecht zu werden. Kluger Schachzug, einerseits. Versucht er doch jenem Hype ein bisschen Wind aus den Segeln zu nehmen, der von ihm und Disney nach allen Regeln der Marketingkunst entfacht worden ist. Und natürlich rekurriert dieses Eingeständnis auch auf das Trauma der Episode I. Andererseits muss man sich fragen, ob J.J. Abrams mit einer solchen selbst erfüllenden Prophezeiung nicht eigentlich das leicht gestörte Verhältnis zwischen Star Wars und Star-Wars-Fans auf den Punkt bringt: Sollte Episode VII ein lediglich guter Film werden, hat er schon verloren. Von der ersten Ankündigung bis zum lang ersehnten Start kommende Woche ist er bereits vollständig durchrezipiert, der Gang ins Kino nicht nur ein Höhe-, sondern vielleicht schon Schlusspunkt der Auseinandersetzung mit ihm.

Was passiert also, wenn Star Wars: Episode VII ein Reinfall wird? Oder anders: Was muss passieren, damit es am 17. Dezember ein neuerlich empörtes Erwachen der Macht gibt? Genügten schon Kleinigkeiten, etwa ein trotz anders lautender Versprechungen doch sehr großzügiger Einsatz suboptimaler CGI? Oder bräuchte es gravierende Splitter im Nerd-Gewe(r)be, sagen wir: sympathische Verrücktheiten und Kanon-Abweichungen, die dem Fandom ganz charmant ans Bein pinkeln? Wie reagieren Starwarsianer, wenn sich der kleine Droide BB-8 zwar nicht als zweiter Jar Jar Binks, aber doch nur mittelprächtiger R2-D2-Aufguss entpuppt? Wenn Luke Skywalker nicht mehr ist, wer er einmal war? Und wenn die geliebten Figuren der Originaltrilogie kaum über den dramaturgisch entbehrlichen Status bloßer Stichwortgeber hinausgehen? Oder, um das vielleicht einzige Problem zu benennen, das Episode VII tatsächlich haben könnte: Wenn J.J. Abrams und Disney geradezu peinlichst genau vermeiden sollten, auf diese Fragen möglicherweise nicht satisfaktionsfähige Antworten zu geben?

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