Mit einem Budget von nur 35.000 US-Dollar sorgte Terrifier 2016 für großes Aufsehen unter eingefleischten Horrorfans. Allem voran wegen der heftigen Gewalteskapaden des bösen Killerclowns Art. Über die Jahre entwickelte sich der Independent-Slasher zu einem finanziellen Erfolg und gerade die Heimkinoverkäufe halfen bei der Finanzierung von Terrifier 2. Der wurde zum finanziellen Erfolg und führte 2022 zum endgültigen Durchbruch des Franchise.
Die obligatorische Fortsetzung Terrifier 3 ließ diesmal nur zwei Jahre auf sich warten. Obwohl ich nicht der allergrößte Fan der Reihe bin, konnte der furchterregende Killerclown Art in Teil 1 und 2 sogar mich mit seiner Ausstrahlung und extremen Härte in den Bann ziehen.
Doch beim Kinobesuch von Terrifier 3 wird schnell klar: Das Franchise trampelt in Teil 3 auf der Stelle herum und die einst überraschenden Gewaltspitzen haben mich angeödet. Der Versuch von Regisseur Damien Leone, die eigenen Gewaltexzesse erneut zu toppen, geht auf Kosten von jeglichem Spannungsaufbau. Das erinnert an die Fehler vieler vorangegangener Horror-Franchises wie Saw oder Halloween, die früher oder später in die qualitative Abwärtsspirale gerieten.
Terrifier 3 leidet an Ideenlosigkeit: größer, härter, ohne Überraschungseffekt
Der dritte Teil orientiert sich inhaltlich stark an seinem Vorgänger. Nach einer wirklich starken Eröffnungssequenz beginnt er wie Terrifier 2 mit der Wiederbelebung des Killers, ehe der Clown sich wieder mit seinem Müllsack voller Waffen an die Arbeit macht. Der einzige Unterschied: statt Halloween ist nun Weihnachten und das Clownskostüm wird durch den roten Mantel eines Weihnachtsmannes ersetzt.
Originalität sucht man auch bei allen Figuren vergebens. Das Geschwisterpaar Shaw (Lauren LaVera und Elliott Fullam) sind die großen Gegenspieler des Killerclowns Art und bleiben so blass und uninteressant wie im Vorgänger. Auch der neue Killer-Sidekick Vicky (Samantha Scaffidi) ist als überlebendes Opfer des Killers aus dem ersten Film nichts weiter als eine uninspirierte Kopie von Amanda Young aus den Saw-Filmen.
Eine müde Handlung habe ich bereits Terrifier 2 vorgeworfen. Dieser profitierte aber noch stark von seinem enormen viralen Überraschungseffekt. Bei US-Kinostart gingen Aufnahmen der ultrabrutalen Gewaltspitzen auf Plattformen wie TikTok und X (ehemals Twitter) viral. Zusammen mit Berichten von sich übergebendem Publikum, sorgten diese Clips für einen Hype in den sozialen Medien, der zum weltweiten Erfolg des Films beitrug.
Mit einem Budget von ungefähr 250.000 US-Dollar konnte Teil 2 das vom ersten Teil nahezu verzehnfachen. Das finanzielle Upgrade tat dem Franchise gut und schaffte einen Rahmen zu verstärkter inszenatorischer Wucht, an der es dem ersten Teil schlicht fehlte. Der Cast war talentierter und für die Effekte mehr Geld da. Das reichte bei Terrifier 2, um mich gut zu unterhalten. Terrifier 3 schafft das nicht.
Terrifier 3 fehlt dieser Überraschungseffekt und die qualitative Steigerung. Leone verlässt sich nur noch auf die Brutalität. Das erneut erhöhte Budget ist kein Gewinn wie beim Vorgänger. Schon Terrifier 2 hat mit seinen 140 Minuten maßlos übertrieben. Durch die inhaltliche Einfallslosigkeit fühlen sich die 125 Minuten des dritten Teils jedoch noch länger an.
Terrifier 3 ist erwartbar der brutalste Horrorfilm des Jahres geworden. Die Gewalt-Dauerschleife nutzt sich enorm schnell ab. Die einst unterhaltsame Härte des Franchise wird ihm jetzt zum Verhängnis. Damit schürt Terrifier 3 ungute Erinnerungen an viele andere Horror-Fortsetzungen in mir.
Nerviges Sequel-Problem: Terrifier 3 kopiert den Vorgänger und ist nur noch brutal
Dass Fortsetzungen vom Aufbau her ihren Vorgängern zu sehr ähneln, gibt es nicht nur beim Horror. Doch gerade dort macht es sich aufgrund der geringeren Budgets und limitierten Schauwerte gravierender bemerkbar. Bei den erfolgreichen Conjuring-Filmen war die simple Steigerung vom ersten zum zweiten Teil spaßig, wurde aber spätestens mit dem dritten Teil und den unzähligen Spin-offs redundant. Ähnlich ging es mir mit den Insidious-Sequels und ihrem faden Kopieren des Erfolgsrezepts.
Bei Reihen wie Terrifier, wo die Gewalt im Vordergrund steht, macht sich der qualitative Abstieg noch stärker bemerkbar. Hier wird gar nicht mehr versucht, das eigene Publikum mit Atmosphäre oder Grusel zu überzeugen. Das haben auch schon die bekannten und ultrabrutalen Torture Porn-Reihen Saw oder Hostel vergeigt: Die Story wird immer alberner und konfuser. Der Spannungsaufbau gerät völlig in den Hintergrund und weicht dem ewigen Blutbad.
Dabei zeigt Terrifier-Regisseur Leone in seinem dritten Teil sogar, wie es eigentlich gehen könnte. Er zieht es aber nicht durch. Der Film startet mit einer zehnminütigen Sequenz, in der wir einen Angriff von Art auf eine Familie aus der Perspektive der Opfer mitverfolgen. Hier konnte ich bei den Figuren noch mitfühlen und das erste Erscheinen des Clowns fürchten. Diese Furcht legte sich aber spätestens beim dritten Blutbad des verrückten Killers. Dabei fällt Leone nichts Besseres ein als noch mehr misogyne Szenarien und Kinder als Opfer für den größtmöglichen Schockeffekt.
Besonders bitter war dieser Trend der Abnutzung in der jüngsten Halloween-Remake-Trilogie (Halloween, Halloween Kills, Halloween Ends) von David Gordon Green mitzuverfolgen. Je präsenter uns der Killer Michael Myers in Szene gesetzt wurde, desto schneller verlor er jeglichen Grusel und Reiz. Verstärkt wird das in Terrifier 3 noch durch sämtliche Versuche, dem Killer-Clown mehr Hintergrund zu geben. Das entmystifiziert ihn und es hilft auch die gute Präsenz von Art-Darsteller David Howard Thornton nicht.
Das Traurigste an der Sache ist: Der Erfolg gibt dem formelhaften Arbeiten bei Horror-Reihen meist recht. Filmreihen wie Conjuring und Saw umfassen mittlerweile neun und zehn Einträge, die selten Neues boten, aber die Kinokassen verlässlich klingeln ließen. In einigen Ländern startete Terrifier 3 bereits am 11. Oktober und konnte das Einspielergebnis des Vorgängers schon jetzt verdreifachen. Zwei weitere Fortsetzungen sind in Arbeit.
Für mich hat es sich mit Art dem Clown aber ausgeschlachtet.
Terrifier 3 läuft seit dem 31. Oktober 2024 in den deutschen Kinos.