Oscars 2009: Die eingereichten Filme für den Besten Auslands-Oscar

12.02.2009 - 11:52 Uhr
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67 Filme wurden für den Besten Nicht-Englischsprachigen Film eingereicht. Hier sind sie…

Geschafft haben es für das Jahr 2008 die Österreicher, Franzosen, Israelis, Japaner und Deutschland. Sie alle stehen mit einem Film im Wettbewerb um den Oscar für den Besten Nicht-englischsprachigen Film, welcher seit 1947 unregelmäßig und seit 1956 jährlich verliehen wird (zuvor hatte die Akademie keinerlei Unterschied zwischen englischsprachigen und nicht-englischsprachigen Filmen gemacht). Anders als bei anderen Kategorien wird dieser Spezial-Oscar für den Besten Nicht-englischsprachigen Film übrigens an das gesamte Filmteam verliehen, nicht nur an den Regisseur oder Produzenten. Außerdem ist ein US-Kinostart im betroffenen Jahr nicht zwingend notwendig, vielmehr werden Gewinner dieses Spezialpreises oft erst nachdem sie gekürt wurden von US-Verleihern eingekauft. Sollte der Film jedoch bereits im Internet zu sehen sein oder im Fernsehen des Produktionslandes ausgestrahlt worden sein, so gilt er als disqualifiziert.

Mittlerweile müssen die eingereichten Filme nicht mehr in der Sprache des Produktionslandes gedreht werden, vorausgesetzt sie ist nicht englisch. Beispielsweise wurde daher der israelische Film Die Band von nebenan disqualifiert und im Gegenzug durften Letters from Iwo Jima oder Apocalypto ebenso nicht eingereicht werden, da sie US-Produktionen mit Fremdsprachen sind. Kritiker bemängeln, dass jedes Land einen Film nach seinen eigenen Regeln benennen darf und keine einheitlichen Verfahren verlangt werden. Sobald ein Film benannt wurde, dürfen die Mitglieder der Academy die fünf Nominierungen in geheimer Wahl wählen. Den Gewinner dürfen dann nur aktive Mitglieder wählen, die alle fünf nominierten Filme auf Kinoleinwand gesehen haben. Der Kritik ausgesetzt ist zudem die Tatsache, dass Länder mit starker Filmindustrie gezwungen sind, einen einzigen Film auszuwählen, während die Einreichung eines Landes mit schwacher Filmindustrie mangels Produktions- und Vertriebsstrukturen in vielerlei Hinsicht unterlegen ist. Darüber hinaus wurden in der Vergangenheit oft Filme ausgeschlossen, die in vielen Ländern produziert wurden (z.B. Die Reise des jungen Che).

Wir möchten euch drei Filme vorstellen, die es nicht bis zur Nominierung geschafft haben, aber unserer Meinung nach durchaus sehenswert sind.

1. Taare Zameen Par – Ein Stern auf Erden von Aamir Khan, Indien

Ein Film für Bollywood-Hasser, der das Essentielle des indischen Kinos mit erträglicher Spielfilmlänge und einer allgültigen Aussage kombiniert: Jeder Mensch ist individuell, keiner lässt sich über einen Kamm scheren und in Formen pressen. Der arrivierte Schauspieler Aamir Khan führte bei dem Drama um einen Jungen mit Leseschwäche Regie, sein Neffe spielte die Hauptrolle. Heraus kam ein indisches Meisterwerk, das in Indien als Kassenschlager des Jahres 2008 gilt und einen wundervollen Soundtrack hervorbrachte.

2. Captain Abu Raed von Amin Matalqa, Jordanien

Jordaniens erster Spielfilm, der außerhalb von Jordanien im Kino zu sehen ist! Das Märchen über einen alten Mann, der auf einem Flughafen putzt und den Kindern in seiner Nachbarschaft von seinen (angeblichen) Erlebnissen als Pilot erzählt, rührt zu Tränen. Bei uns wird der Film ab dem 12. März 2009 im Kino zu sehen sein. Vielleicht eine Möglichkeit, einen ungewöhnlichen Film zu huldigen, der unter schwierigsten Produktionsbedingungen entstanden ist?

3. O’Horten von Bent Hamer

O’Horten erzählt die Geschichte des Quasi-Rentners Odd Horten, der sich mit 67 Jahren auf seiner vorletzten Fahrt von Oslo nach Bergen befindet. Der Zugführer denkt überhaupt nicht daran, sich als Alteisen abstempeln zu lassen. Mit Herz und Verstand kämpft er sich so durchs Leben – auch wenn es zukünftig nicht mehr die stählernen Gleise sind, die seinen Lebensweg vorgeben. Er trifft auf eine skurille Gestalt nach der anderen. Ein Alkoholiker, der ihm erzählt, er sei Botschafter in Afrika gewesen und könne mit geschlossenen Augen fahren, wird sein Freund. Er ist zwar das Gegenteil des ängstlichen Odd, kann ihm jedoch eine Menge beibringen. Denn Odd selbst möchte auch aus seiner Haut herausschlüpfen und seiner alten Mutter beweisen, dass er wie sie ein tapferer Skispringer sein kann.

Die Nominierten Filme

Österreich: Revanche von Götz Spielmann
Frankreich: Die Klasse von Laurent Cantet
Japan: Nokan – Die Kunst des Ausklangs von Yôjirô Takita
Deutschland: Der Baader Meinhof Komplex von Uli Edel
Israel/Deutschland: Waltz with Bashir von Ari Folman

Die eingereichten Filme, alphabetisch geordnet

Ägypten: “El Gezira”, Sherif Arafa
Afghanistan: “Opium War,” Siddiq Barmak
Albanien: “The Sorrow of Mrs. Schneider,” Piro Milkani and Eno Milkani
Algerien: “Masquerades” (Mascarades), Lyes Salem
Argentinien: Leonora, Pablo Trapero
Aserbaidschan: “Fortress,” Shamil Nacafzada
Bangladesh: “Aha!,” Enamul Karim Nirjhar
Belgien: “Eldorado,” Bouli Lanners
Bosnien und Herzegowina: Snijeg, Aida Begic
Brasilien: Ultima Parada 174, Bruno Barret
Bulgarien: “Zift,” Javor Gardev
Chile: “Tony Manero,” Pablo Larrain
China: “Dream Weavers — Beijing 2008,” Gun Yu
Dänemark: To verdener, Niels Arden Oplev
Estland: Mina olin siin, Rene Vilbre
Finnland: Tummien perhosten koti, Dome Karukoski
Georgien: “Mediator,” Dito Tsintsadze
Griechenland: Diorthosi, Thanos Anastopoulos
Großbritannien: “Hope Eternal,” Karl Francis
Hong Kong: Wa pei, Donnie Yen
Indien: Taare Zameen Par, Aamir Khan
Iran: “The Song of Sparrows,” Majid Majidi
Island: Bruoguminn, Baltasar Kormakur
Italien: “Gomorra,” Matteo Garrone
Jordanien: “Captain Abu Raed,” Amin Matalqa
Kanada: “The Necessities of Life,” Benoit Pilon
Kasachstan: “Tulpan,” Sergey Dvortsevoy
Kirgisistan: Tengri, Marie Jaoul de Poncheville
Kolumbien: “Dog Eat Dog” (Perro Come Perro), Carlos Moreno
Kroatien: Niciji sin, Arsen A. Ostojic
Lettland: Rigas Sargi, Aigars Grauba
Libanon: “Under the Bombs,” Philippe Aractingi
Litauen: Nereikalingi zmones, Maris Martinsons
Luxemburg: “Nuits d’Arabie,” Paul Kieffer
Marokko: Adieu Meres, Mohamed Ismail
Mazedonien: Jas Sum Od Titov Veles, Teona Strugar Mitevska
Mexiko: Arrancame la Vida, Roberto Sneider
Niederlande: “Dunya and Desie”, Dana Nechustan
Norwegen: “O’Horten,” Bent Hamer
Palästina: Milh Hadha al-Bahr, Annemarie Jacir
Philippinen: “Ploning,” Dante Nico Garcia
Polen: “Sztuczki”, Andrzej Jakimowski
Portugal: “Aquele querido mes de agosto”, Miguel Gomes
Rumänien: “The Rest Is Silence”, Nae Caranfil
Russland: Rusalka, Anna Melikyan
Schweden: “Everlasting Moments,” Jan Troell
Schweiz: “Der Freund”, Micha Lewinsky
Serbien: “Turneja”, Goran Markovic
Singapur: “My Magic,” Eric Khoo
Slowakei: “Slepe lasky”, Juraj Lehotsky
Slowenien: “Petelinji Zajtrk”, Marko Nabersnik
Spanien: “Los Girasoles Ciegos”, Jose Luis Cuerda
Südafrika: “Jerusalema,” Ralph Ziman
Südkorea: “Keurosing”, Kim Tae-gyun
Taiwan: “Cape No. 7,” Wei Te-sheng
Thailand: “Rak haeng Siam”, Chookiat Sakveerakul
Türkei: Uc Maymun, Nuri Bilge Ceylan
Tschechische Republik: Karamazovi, Petr Zelenka
Ukraine: “Illusion of Fear”, Aleksandr Kiriyenko
Ungarn: “Iska’s Journey,” Csaba Bollok
Uruguay: “Matar a Todos”, Esteban Schroeder
Venezuela: “El Tinte de la Fama”, Alejandro Bellame Palacios

Kennt ihr einen der eingereichten Filme? Sagt uns eure Meinung!

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