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1959 - Die Rache der Pharaonen

19.10.2014 - 16:55 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
John Banning (Cushing) ist zu allem entschlossen, sein leben vor Kharis' (Lee) Rache zu schützen
Warner Bros.
John Banning (Cushing) ist zu allem entschlossen, sein leben vor Kharis' (Lee) Rache zu schützen
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In so vielen Gräbern hab ich gearbeitet... sozusagen mein halbes Leben verbringe ich unter Toten. Aber niemals war ich an einem Platz, der so unheimlich gewirkt hat... so gefährlich...

Auch wenn Der Hund von Baskerville an der Kinokasse nicht den erwünschten Erfolg gebracht hatte (wir erinnern uns, eigentlich hatte es eine ganze Filmreihe mit der Detektiv aus der Baker Street geben sollen), so bewahrheitete sich für Hammer das alte Sprichwort: Wenn Gott die Tür schließt öffnet er woanders ein Fenster. Denn der Erfolg von Dracula ein Jahr zuvor holte die Kollegen von Universal von der anderen Seite des großen Teiches auf den Plan.

Hatte man den englischen Kollegen nämlich noch bei Frankensteins Fluch und Dracula jedwede Ähnlichkeit zu den Universalfilmen der Dreißiger untersagt, so hatte der große Erfolg gerade dieser beiden Filme dazu geführt, dass Universal als amerikanischer Verleiher finanziell wieder auf die Beine kam, denn sie waren wohl kurz vor der Pleite. Doch nach dem großen Erfolg von Dracula erhielt man von Universal die Erlaubnis, sich an ihrer Version von Die Mumie von 1932 mit Boris Karloff in der Rolle des Imhotep schadlos zu halten. Damit war bereits vor Der Hund von Baskerville schon klar, dass Hammer auch bald eine Neuverfilmung der Mumie machen würde... doch trotz aller Freiheiten in ihrem eigenen Stil, wie sie es auch schon bei Frankenstein und Dracula gemacht hatten... und natürlich mit dem erfolgreichen Triumvirat, welches schon bei Frankenstein, Dracula und Der Hund von Baskerville zusammengearbeitet hatte: Peter Cushing und Christopher Lee als Antipoden und Terence Fisher auf dem Regiestuhl. Klappe, die Erste für Die Rache der Pharaonen...

Nun ist Rache der Pharaonen jedoch keine alleinige Neuverfilmung des eigentlichen Filmes Die Mumie, sondern macht zusätzlich noch einige Anleihen bei Fortsetzungen, die Universal in den Vierzigern selbst gemacht hatte. Aus der Mumie wurden die Namen Joseph Whemple und Ardath Bey (teilweise) übernommen sowie die Liebesgeschichte zwischen Imhotep und Anck-Es-En-Amun, der Rest kam teilweise aus der Fortsetzung The Mummy's Hand von 1940, wie etwa der Name Kharis für die Mumie oder der Umstand, dass Kharis nicht eigenständig handelte sondern unter Befehl. Die Handlung sieht daher ein wenig anders aus als im Original von 1932, aber das tut die Handlung der Neuverfilmung aus den Neunzigern (Die Mumie) auch...

1895 versuchen John Banning (Cushing) sowie sein Vater Stephen (Felix Aylmer) und sein Onkel Joseph Whemple (Raymond Huntley) das Grab der verstorbenen Prinzessin Ananka zu finden. Als sie gerade fündig geworden sind, werden sie von einem Ägypter (George Pastell) vor dem Fluch gewarnt, doch sie schenken ihm keine Beachtung. Joseph geht zu John, der sich kurz vorher das Bein gebrochen hat, und lässt Stephen allein in der Grabkammer zurück, wo er die Schriftrolle des Lebens findet. Als er aus ihr vorliest, erweckt er die Mumie des Hohepriesters Kharis zum Leben. Bei ihrem Anblick verliert Stephen den Verstand... Nach drei Jahren zurück in England schickt sich der Ägypter nun an, die Schändung des Grabes der Prinzessin Ananka zu rächen und bedient sich dafür des blinden Gehorsams von Kharis, der einst lebendig neben der Prinzessin begraben wurde, weil er sie verbotenerweise liebte...

Gab es sowohl bei Frankensteins Fluch als auch noch bei Dracula reichlich leuchtendes rotes Filmblut auf der Leinwand zu sehen, so schaltete man bei der Mumie einen Gang runter. Jeder Tod ist hier absolut unblutig, da Lee seine Feinde schlicht erwürgt. Dennoch war hauptsächlich Lee der Leidtragende der Dreharbeiten...

Pannen beim Dreh, die Erste: Kharis soll mit voller Wucht durch eine geschlossene Tür brechen... einer der Setmenschen hatte das wohl wörtlich genommen und die Tür verriegelt...                                     Resultat: Lee kugelte sich eine Schulter aus.

Pannen beim Dreh, die Zweite: Da Kharis ja ein lebender Toter ist, machen ihm Kugeln nichts aus... und das soll mehrfach von Cushing durch Pistolen- und Gewehrschüsse unter Beweis gestellt werden... also gibt es ein paar kleine Explosivpacks in Lees Kostüm... doch leider etwas zu tief unter die Bandagen... Resultat: Lee erlitt Verbrennungen am Oberkörper während der Gewehrschussszene.

Pannen beim Dreh, die Dritte: Gegen Ende des Films soll Kharis seine vermeintliche Liebe durch den Sumpf tragen... Yvonne Furneaux musste dafür schlaff mit vollem Gewicht in Lees Armen hängen... zu den Rückenschmerzen nach mehreren Takes kam die Erschwernis, dass Lee keine freie Sicht nach unten hatte, zum einen durch die Frau in seinen Armen, zum anderen durch das hüfthohe "Sumpfwasser", durch welches er lief...                                                                                                                                                       Resultat: Lee schlug sich mehrfach Knie und Schienbeine an den unter Wasser versteckten Leitungen auf.

Wären Cushing und Lee nicht schon seit Frankensteins Fluch dicke Freunde gewesen, hätte er sich nach all dem vielleicht nicht getraut, Lees Unverwundbarkeit noch zu erweitern. Cushing hatte nämlich das Werbeplakat gesehen, auf welchem ein Taschenlampenstrahl durch den offenen Bauch der Mumie leuchtet... aber Kharis hatte kein durchgehendes Loch im Bauch. Also sprach er mit Lee und Regisseur Fisher, ob man nicht eine Sequenz drehen könnte, in welcher er Lee einen Speer durch den Körper jagt... und Lee stimmte zu. Vermutlich wird er sich in diesem Moment gedacht haben: Peter und sein verfluchter Perfektionismus. Gesagt haben soll er etwa folgendes: Schöner Freund, erst Pflöcke, jetzt Speere...

Aber Lees Leiden sollten sich auszahlen, denn Rache der Pharaonen schlug wieder so in der Gunst des Publikums ein, dass Hammer über die Jahre noch drei weitere Mumienfilme machen sollte, alle jedoch ohne Lee, der bald auf den blutrünstigen Grafen festgelegt wurde und leider auch alle ohne Cushing, der vom Mumienprojekt 1970 zurücktreten musste... aber das ist eine andere Geschichte... und soll ein anderes Mal erzählt werden.

Ich danke all denjenigen unter euch, die sich tapfer bis hierhin durchgekämpft haben. Und ja, ich weiß auch, dass der letzte und dieser Artikel einiges über Lee erzählt haben, obwohl meine Reihe ja Die Filme von Peter Cushing heißt, aber da sie zeitlebens so enge Freunde waren, glaube ich nicht, dass Peter es übelnehmen würde, seinen Freund auch ein wenig ins Rampenlicht zu setzen.

Falls ich euch jetzt nicht vollkommen mit der Artikellänge verschreckt habe, freue ich mich schon, euch nächste Woche wieder begrüßen zu dürfen. Dann erzähle ich euch etwas über Der Arzt und die Teufel von 1960.

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