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Videospiele & Familiendrama

14.10.2014 - 12:00 Uhr
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Meine Lieblingsszene:

“Lara, I burst to tell you everything, but in the fierceness of my own battles, I strove to tell you only that which would inspire you and keep you safe. I love you so much.”

“But I’ve missed you.”

Die Beziehung zu meinem Vater ist keine besonders gute, keine besonders enge, kaum vorhandene um genau zu sein. Ich bin mir sicher, dass ich da bestimmt nicht der Einzige bin, ich habe allerdings festgestellt, dass sich diese Tatsache auch, obwohl dies natürlich unbewusst geschieht, in der Wahl meiner Lieblingskünstler widerspiegelt, unter denen sich einige finden lassen, denen es genauso geht.

Ich bin auch kein großartiger Gamer. Um meine Fertigkeiten auf diesem Gebiet einordnen zu können – GTA: San Andreas besitze ich etwa seit Erscheinen 2004 und bin noch immer nicht fertig damit. Auf der Hülle steht aber auch etwas von sechzehn Jahren, ein wenig Zeit bleibt mir also noch. Eines der ersten Spiele, mit denen ich mich beschäftigt habe, das ich toll fand und, man mag es kaum glauben, sogar irgendwann durchgespielt habe, war aber Tomb Raider III. Ja, dieses simple Abenteuerspiel hat mich glücklich gemacht. Glücklich machte mich etwas später dann auch die Verfilmung dieser Videospielreihe, die ich zuerst im Fernsehen sah, und anschließend sogar als eine der ersten Videokassetten (die Älteren unter euch erinnern sich vielleicht noch daran, was das ist) in meine Sammlung aufnahm.

Seit diesem Film bin ich auch Fan der wundervollen Angelina Jolie. Es gibt in Tomb Raider eine kurze Szene, relativ gegen Ende, in der die von ihr verkörperte Lara Croft auf ihren verstorbenen Vater trifft. Dieser wird von Jon Voight dargestellt, der bekanntlich auch im wahren Leben ihr Vater ist. Ebenfalls bekannt ist, auch wenn man sich nur kurz mit dem Lebenslauf der beiden beschäftigt, dass die Beziehung von Angie zu ihrem Vater keine besonders gute ist. Ihr Verhältnis zueinander war immer zerrüttet und schwierig, so erfuhr er beispielsweise kürzlich erst aus der Presse von der Hochzeit seiner Tochter mit Göttergatte Brad.

"But time was stolen from us."

Besagte Filmszene ist auch ohne all dieses Wissen schon unglaublich berührend und traurig, mit diesen Hintergrundinfos wird sie für mich aber erst so richtig interessant, wichtig und unverzichtbar für mein eigenes Leben. Denn, wenn Lara hier ihrem Vater begegnet, den sie für immer verloren glaubte, und ihm ihre Gefühle gesteht und sich wünscht, die Zeit zum Punkt Null zurückzudrehen, an dem er noch bei ihr und das Leben ein leichteres war, da ist es gleichzeitig Angelina, die sich hier mit ihrem Vater ausspricht. Die beiden Darsteller bringen ihre Schauspielkunst auf ein hohes Niveau des Method Acting, von wegen nicht nur so tun als ob, sondern sein Charakter WERDEN, weil ich ihnen deutlich anmerke, dass das hier nicht nur gespielt ist, dass hier echte Gefühle im Spiel sind. Die Sätze, die sie sprechen, mögen dem Drehbuch entstammen, aber was sie damit verbinden und das auch genauso vermitteln, stammt aus ihrer persönlichen Vergangenheit, aus ihrem eigenen Leben. Dieses unglaublich Echte, diese Nähe, das Wahrhaftige und Ungekünstelte, das ist es, was diese Szene für mich so bewegend macht. Und das ist es, was mich dazu brachte, diese Szene von all den Tausenden, die ich zur Auswahl gehabt hätte, als meine Lieblingsszene zu deklarieren. Es ist pures, unverfälschtes Filmemachen. Es werden keine besonderen Kameraeinstellungen benötigt, keine überbordenden Spezialeffekte, kein bombastischer Soundtrack, sondern alles wird auf das absolut Wesentliche reduziert. Das Geschichtenerzählen. Und nicht nur die Geschichte des Films, der hier seinen emotionalen Höhepunkt findet, wird vorangetrieben. Gleichzeitig wird auch die Geschichte von Angelina und Jon vermittelt. Ich identifiziere mich dabei mit Lara bzw. Angelina, fühle wie sie, hätte gerne öfter mehr Zeit, Kontrolle über die Zeit, und wünsche mich fern weg, zurück in eine Zeit, an einen Ort, als alles noch leichter und besser war. Weil ich weiß, dass es in der Realität aber nicht so einfach ist wie im Film, bleibt mir nur übrig, mir Tomb Raider und meine Lieblingsszene immer und immer wieder anzuschauen, um so zu versuchen, mich von meinem Seelenschmerz zu befreien. Gleichzeitig male ich mir jedoch auch aus und versuche, obwohl mir das noch schwer fällt, mir vorzustellen, wie ich dieselbe Szene, sollte ich dann überhaupt noch leben, wohl in dreißig oder vierzig Jahren wahrnehmen werde, welche Gefühle es dann in mir auslösen wird, diese Familientherapie zu betrachten, wenn ich selbst in Jon Voights damaligem Alter bin, möglicherweise selbst eine Tochter habe, mit der ich mich im schlimmsten Fall zerstritten habe und nie aussprechen konnte. Vielleicht werde ich diese Szene und den ganzen Film dann mit völlig anderen Augen sehen als heute, vielleicht offenbart sich mir eine neue Welt, ein komplett anderer Film, von Grund auf verändert erscheinende Zusammenhänge. Und das ist es, was mich Filme so lieben lässt, denn das ist es, was diese Kunstform ausmacht. Unbekanntes zu erforschen, Neues zu entdecken und immer noch dazuzulernen, über die Welt, über sich selbst. Und auch wenn ich nicht weiß, was die Zeit mir bringen wird, weiß ich, Tomb Raider wird immer ein Teil von mir sein. Und dafür bin ich dankbar.


Hier präsentieren wir euch die Preise, die ihr gewinnen könnt und möchten uns damit auch bei all unseren Sponsoren und Medienpartnern bedanken, die sie gestiftet haben: 


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