Community

Eine Odyssee mit weit geschlossenen Augen

14.10.2014 - 12:00 Uhr
Bild zu Eine Odyssee mit weit geschlossenen Augen
Warner Bros.
Bild zu Eine Odyssee mit weit geschlossenen Augen
0
10
Die Versuchung des Verbotenen:

Ich kann es bereits sehen.

Es liegt entfernt, derartig, dass es fast schon ein Geheimnis zu sein scheint.
So weit entfernt, dass man erst das Tor überwinden muss, welches gut einen halben Kilometer davon entfernt liegt, um es überhaupt aus der Nähe betrachten zu können.
Wir haben Nacht, das Mondlicht und die Lichter der Zivilisation aus der Distanz hüllen die Schwelle zum Grundstück in ein schweigendes Licht.

Das Anwesen, zu welchem mich mein Taxi bringt, existiert nicht.
Es gehört niemandem, niemand geht dorthin, nichts geschieht dort.
Und doch fahre ich dorthin, ohne zu wissen, was mich erwartet.
Ich weiß zwei Dinge:
1. Man muss maskiert sein
2. Ich gehöre nicht dorthin

Ich bin am Tor angelangt und spreche das Passwort.
"Fidelio".
Der Beweis, dass ich hierhin gehöre.
Man bittet mich in eine Limousine einzusteigen, die mich die Strecke zu besagtem Haus entlangfährt.
Alles fühlt sich an wie reinste Seide. Der Klang der Schritte unter meinen Schuhen, die Eleganz des Fahrzeugs, dass mich flüsternd zu meinem ersehnten Hauch des Verbotes führt, und das Gebäude selbst, dass eine so kunstvolle Fassade innehat, dass es jedem Gemälde unzählige Male das Wasser reicht.

Ich komme an.
Die Pforten öffnen sich.
Ich spüre etwas. Ich höre etwas. Ich sehe etwas.
Ich merke, dass ich mich in unmittelbarer Gefahr befinde, denn ich bin nun einmal nicht hier - der Rausch des Verbotenen.
In meinen Ohren erklingen sofort leise Töne, die ankündigen, welches Schaffen sich im nächsten Raum abspielt - düstere Töne, die Klaviatur des Bösen.
Ich sehe Ornamente in leuchtenden, lebendigen Farben, aufregendes und leidenschaftliches Rot - ein Mosaik der Träume.

Man fragt mich erneut nach dem Passwort, ich antworte.
Jeder Schritt vorwärts macht es riskanter für mich.
Ich demaskiere mich als Unbekannter und setze mir meine Maske auf.
Ich gehe vorwärts.

Die Musik wird lauter, deutlicher. Ich höre ihre dunkle Melodie. Schreiend flüstert sie mir ins Ohr: du gehörst nicht hierher. Sie warnt mich.
Ich kann nicht mehr zurück. Ich bin eingedrungen, wo es mir nicht zusteht. Ich schreite voran.
Der Hauch verwandelt sich mehr und mehr in einen Sturm.

Ich sehe etwas. Erhasche von Weitem einen Blick.
Betäubende, hypnotisierende Dämpfe werden in der Mitte des Raumes verbreitet, umgeben von Frauenkörpern, die symmetrisch wie dieser nicht real wirkende Raum in Reih und Glied stehen.
Ich habe noch nie etwas Vergleichbares gesehen.
Ich betrete den Raum vollends und vor mir entblättert sich die Wahrheit, der Genuss penetriert meinen Verstand, ich kann mich dieser Macht nicht mehr entziehen, ich durchlebe einen Sinnesrausch, lasse mich in die ungezügelten Beobachtungen fallen, die sich pulsierend über mein Bewusstsein erstrecken.

Ich kann nicht in Worte fassen, was ich gesehen habe, und glaube selbst heute nicht, dass alles, was sich an jenem Abend, jener Nacht, zugetragen hat, der Wirklichkeit entsprach.
Es war eine Erfahrung, die einem Traum zu gleichen scheint. Ist es ein Alptraum? Oder einfach eine unbeschreibliche Odyssee gewesen?
Ich hielt meine Augen offen, beobachtete scharf - und doch waren meine Augen so weit verschlossen, dass zu begreifen ich nicht imstande bin.
Doch ich weiß, dass ich die Luft des Verbotenen in mir aufgenommen habe...
...und meine Lust mit der drohenden Konsequenz einherging.

Die Schlinge zog sich immer weiter um meinen Hals und ich schaffte es nicht, abzuspringen. Eine mysteriös vertraute, fremde Frauengestalt, die durch ihre Maskierung ihrer Identität beraubt wurde, warnte mich noch vor, sie kündigte an, was passieren würde, doch ich versteckte mich hinter meiner Maske.

Das Verbot ist eine Versuchung.
Manchmal prickelt es in uns, es zu erkunden und manchmal bricht es über uns herein.

Doch wir müssen uns im Klaren sein: manchmal ist es besser, seine Augen weit geschlossen zu halten.


Hier präsentieren wir euch die Preise, die ihr gewinnen könnt und möchten uns damit auch bei all unseren Sponsoren und Medienpartnern bedanken, die sie gestiftet haben:


Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News