Abel Ferrara würde Werner Herzog töten...

07.09.2009 - 15:02 Uhr
Eva Mendes und Nicolas Cage
Millenium Films
Eva Mendes und Nicolas Cage
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…vermutet jedenfalls die FAZ. Am Wochenende war Herzogs Remake-aber-irgendwie-auch-nicht-Remake bei den Filmfestspielen in Venedig zum ersten Mal öffentlich zu sehen. Die Kritikermeinungen sind erwartbar durchwachsen.

Viel Verwirrung gab es schon vorab über Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen von Werner Herzog, der lose auf dem von Abel Ferrara inszenierten Bad Lieutenant (1992) basiert, aber – laut Herzog – ausdrücklich kein Remake sein soll. Da muss der Regisseur sich natürlich die Frage gefallen lassen, warum der Film, der außer groben Parallelen in der Situation des Protagonisten kaum etwas mit Ferraras Klassiker gemein hat, eigentlich “Bad Lieutenant” im Name trägt, und desto weniger sollten die Macher sich beschweren, wenn Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen und sein Leading Man Nicolas Cage nach seiner Weltpremiere bei den Filmfestspielen in Venedig an Abel Ferraras Bad Lieutenant und Hauptdarsteller Harvey Keitel gemessen werden. (Achtung: Leichte Spoiler hier und da)

Videoausschnitt: Nicolas Cage und Eva Mendes präsentieren Bad Lieutenant in Venedig

Peter Zander meint da folgerichtig in Die Welt: “Vielleicht hätte man das Werk einfach anders betiteln müssen. Dann würde es als achtbarer, wenn auch routiniert gedrehter Cop-Film durchgehen. So aber muss man es an Ferrara messen, mit dem es wenig mehr gemein hat als den Titel und den Produzenten (”Edward R. Pressman (Edward R. Pressman)“:/people/edward-r-pressman). Verglichen mit den Abgründen, die sich bei Ferrara auftaten, operiert Herzog nur im Souterrain. Und während Keitel sich seiner Figur damals schamlos auslieferte, unterwirft Cage sie nur seinen darstellerischen Manierismen. Kaum zu erahnen, was Herzog daran gereizt haben mag.”

Für Michael Althen, FAZ, ist Herzogs Film “ein ganz ordentlicher, atmosphärisch dichter, manchmal gar exzentrischer Polizeifilm, in dem Nicolas Cage eine Zeitlang der Herausforderung fast gewachsen ist – ehe dann doch alles zur Karikatur wird. Das, was Cage spielt, und das, was Herzog anstellt. Denn im Remake endet der Höllensturz jäh, und wie in einer Parodie auf die Zwänge Hollywoods wendet sich plötzlich alles zum Guten.” Bezug nehmend auf das Gerücht, Abel Ferrara habe Werner Herzog einen langen und qualvollen Tod gewünscht, für den Fall, dass er sich an Bad Lieutenant vergreift, scherzt Althen weiter: “Sicher ist jedenfalls, dass, wenn Ferrara diesen Schluss zu Gesicht bekommen sollte, er eigenhändig für Herzogs langsamen, qualvollen Tod wird sorgen wollen.”

Weniger gnädig ist Anke Westphal im Tagesspiegel: "Werner Herzog hat die Handlung seiner “Bad Lieutenant”-Variante nun nicht allein nach New Orleans verlegt und dem hier von Nicholas Cage gespielten Ermittler einen anderen Fall aufgegeben – er hat seinen Helden auch des metaphysischen Obdachs beraubt, das Ferrara seinem Cop wie dem Publikum zugestand. Herzogs “Bad Lieutenant” ist nur ein Junkie mit amtlichen Befugnissen, der zunehmend komischer dabei wirkt, wie er sich immer mehr in Schwierigkeiten bringt. Überall eröffnet er neue Fronten durch seine Unbeherrschtheit, doch am Ende löst sich das Ganze so unbedeutend auf wie in einer schwarzen Komödie. Das ist zu wenig für einen Regisseur wie Werner Herzog. Sein im Wettbewerb des 66. Filmfestivals von Venedig um den Goldenen Löwen konkurrierender Film wurde am Freitag von den Journalisten ausgebuht."

“Fulminant” dagegen findet Dominik Kamalzadeh vom österreichischen Standard Werner Herzogs Film, den er absurderweise eine “Fortsetzung” nennt: “Wie in einem dieser verworrenen Films noirs der 1940er ist die Lösung des Kriminalfalls fast Nebensache: Er dient mehr als Gitter, durch das man in die Katakomben der Drogenkriminalität hinabsteigt, die wie in der US-Serie The Wire die unterschiedlichsten Milieus durchdringt.” Begeistert ist Kamalzadeh auch von Nicolas Cage, der in seinen Augen “entgegen allen Befürchtungen – eine der stärksten Performances seit langem abliefert.”

Auch Ray Bennett von der amerikanische Agentur Reuters, der den Film als gelungene schwarze Komödie versteht, lobt den Hauptdarsteller: “Es ist Cages Show, und seine Körpersprache vermittelt, was für Schmerzen McDonaugh hat, mit einer ständig verspannten Schulter und mit Adleraugen immer auf der Suche nach dem nächsten Schuss.”

Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen soll Anfang des kommendenen Jahres in Deutschland starten. Hier nochmal der Trailer:

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