Es ist jedes Mal ein bisschen schade, wenn der Tatort versucht, sich an das Alarm für Cobra 11-Publikum zu wenden. Das Scheitern ist vorprogrammiert und eigentlich unter dem Niveau der Institution Tatort. Tatort: Der Polizistinnenmörder war auch dementsprechend haarsträubend auf mehr als eine Art. Schieben wir das dem Drehbuchautor mit dem bizarren Künstlernamen Leo P. Ard in die Schuhe? Auf jeden Fall! Denn Regisseur Florian Froschmayer hat sich sichtlich Mühe gegeben, aus dem Schund das Beste rauszuholen. Leider ohne Erfolg. Früher schrieb der Herr Ard übrigens für die RTL-Serie Balko – da wäre auch dieser “Tatort” besser aufgehoben gewesen…
Die Fotos zum gestrigen Tatort – Polizistinnenmörder
Während eines Zugriffs auf einen Waffenhändler wurde eine junge Polizistin erschossen. Eine Tragödie, wie uns der Staatsanwalt versicherte. Aber auch gleichzeitig lediglich der Aufhänger für die hanebüchenen Verwicklungen die folgten.
Mit Hilfe ihres Schweizer Kollegen Flückiger (Stefan Gubser) gelingt Klara Blum (Eva Mattes) schließlich die Festnahme des mordverdächtigen Waffenhändlers. Bei der Überführung über die Grenze stellt sich jedoch heraus, dass dessen Geschäftspartner ihn umbringen wollen, bevor er zuviel ausplaudern kann. Da überschlagen sich Autos, gibt es Schießereien nebst fiesen Staatsbeamten und Edelpelze tragenden Gangsterbossen.
Tatort funktioniert immer am besten, wenn er sich auf die Personen bezieht und die Fälle durch Einblicke in die Persönlichkeiten gelöst (mehr noch: erklärt) werden. Bei Tatort: Der Polizistinnenmörder gab es nur Spektakel und Abziehbilder, wo Persönlichkeiten hätten sein sollen.
“Was ist das da?” – “Das ist ein Strohhalm…”
Eva Mattes spielt die Klara Blum stets etwas hölzern, daran sind wir gewöhnt und es fällt auch gar nicht auf, wenn die restlichen Rollen ebenfalls platter als der Bodensee sind. Der Schweizer Waffenhändler im Pelzmantel war stellenweise so stereotyp, dass sich der Zuschauer unweigerlich die Frage stellte, warum er nicht gleich eine weiße Katze auf seinem Schoß kraulte. Und Assistent Perlmann (Sebastian Bezzel) legt das Einfühlungsvermögen einer Abrissbirne an den Tag, wenn er von der Tochter des Waffenhändlers tatsächlich verlangt, sich von ihrem Vater abzuwenden, weil der etwas Böses gemacht hat…
Und dann hätten wir da noch Klara Blum selbst: Sie fühlt mit, sie leitet, sie kämpft an allen Fronten. Das ist noch längst nicht alles: Sie trifft auf 100 Meter einen Autoreifen (aber keinen Ganoven), assistiert bei Operationen und entwaffnet Bösewichte mit Highkicks wie Emma Peel. Superblum! Würden sie dieser Frau eine eigene Serie geben, sie würde die UNO reformieren, den Regenwald aufholzen und Windows fehlerfrei machen.
Wenn der Waffenhändler am Ende dann doch keine Schuld am Polizistinnenmord trägt, sondern einfach nur den einen oder anderen Völkermord da draußen im Ausland unterstützt, dann ist die Welt wieder in Ordnung und alle lächeln. Sollte Leo P. Ard noch einmal auf die Idee kommen, einen actionlastig-aufgepeppten Tatort wie Tatort: Der Polizistinnenmörder schreiben zu wollen, antworten wir ihm mit dem Satz, der Klara Blum die schnellste Entwaffnung in der Tatortgeschichte einbrachte: “Tun Sie’s nicht!”