Kevin Costner macht keine halben Sachen. Seine extrem erfolgreiche Serie Yellowstone hat er in den Wind geschossen, um ein vierteiliges, vermutlich etwa zwölfstündiges Western-Epos ins Kino zu bringen. Dessen ersten Teil kann man jetzt mit Horizon im Kino bewundern.
Kevin Costner spricht über das Western-Epos Horizon und den Vergleich zu Yellowstone
Ob Kevin Costner sein großes Herzensprojekt jemals abschließen wird, scheint derzeit fraglich. Hat er den größten Fehler seines Lebens gemacht? Ist er ein störrischer Eigenbrötler, ein Western-Visionär oder ein Hollywood-Gigant auf verlorenem Posten? Unserem Gespräch zufolge brennt Costner vor allem für seine Figuren. Im Moviepilot-Interview sprach er über die Horizon-Story, den beklagenswerten Stand des Western-Genres und die Zukunft seiner epischen Saga.
Moviepilot: Horizon vereint viele Geschichten, Figuren und Schicksale. Hat dieser große Rahmen dem Western zuletzt gefehlt?
Kevin Costner: Ja, ich finde schon. Es gab ein paar gute Filme, aber die meisten drehen sich nicht um echte Situationen. Es geht nicht um echtes Verhalten oder echtes Aussehen. Western werden immer nur als 2-Stunden-Streifen betrachtet, daher sind ihre Möglichkeiten begrenzt. Ich finde, sie können mehr. Deswegen besteht [die Horizon-Saga] auch aus vier Filmen.
Schaut euch hier den Trailer zu Horizon an:
Deine Figur Hayes Ellison hat mich an Clint Eastwoods Figur aus Erbarmungslos erinnert. Beide suchen Frieden, können der Gewalt aber nicht entfliehen. Woran liegt das?
Viele Männer im Wilden Westen hatten Erfahrungen mit Gewalt. Aber das bedeutet nicht, dass sie für immer Gewalt ausüben wollen. Das Problem ist, dass ihnen der Ruf vorauseilt, stark und fähig zu sein. Nicht jeder im Wilden Westen hat getötet. Die, die es taten, besaßen Fähigkeiten, die andere für sich nutzen wollten.
Welche Filme haben Horizon inspiriert?
Es gibt Filme, die mich inspirieren. Aber hier hatte ich eine andere Inspiration: Ich wollte, dass Menschen aus dem Kino kommen, die nichts mit Western am Hut haben, und sich denken: 'Ich verstehe diese Menschen. Ich verstehe eine Frau, die sich so dreckig fühlt, dass sie baden muss. Und damit aber auch sich und ihre Mitreisenden in Gefahr bringt' Ich wollte, dass Zuschauer:innen sagen 'Wow, darüber habe ich nie nachgedacht.'
Von den Figuren im Film hat mir die Sykes-Familie besonders gut gefallen. Sie ähneln mehr Wölfen als Menschen. Was ist ihre Rolle im Film?
Sie sind ein Clan aus den Bergen. Sie sind skrupellos, rau und gemein. Wer ihnen begegnet, wird fertiggemacht. Die gab es schon 1988 im Original-Drehbuch. Auch da verfolgten sie [meine Figur] Hayes.
Wann kommen die Fortsetzungen Horizon 3 und 4?
Ich habe mit Horizon 3 angefangen, der Dreh geht im Frühling weiter. Vielleicht mache ich Teil 4 dann zur selben Zeit.
In letzter Zeit haben viele beliebte Serien eine Western-Thematik. Was gibt Horizon den Menschen, was ihnen Serien wie Yellowstone, Lawless oder Deadwood nicht bieten können?
Keine Ahnung, so denke ich darüber gar nicht. Ich denke, [Serien und Filme] sind, was sie sein müssen. Alle diese Filme landen am Ende in Flugzeugen, auf deinem iPhone, auf deinem Fernseher oder auf dem Videomarkt und so weiter. Ich will, dass meine Story den Menschen wichtig bleibt. Sie muss emotional sein. Ich denke, Horizon hat in vielen Menschen große Gefühle ausgelöst.
Western sind oft ein Nachsinnen über die amerikanische Gegenwart. Hat sich dein Blick auf Amerika seit deinen anderen Western Der mit dem Wolf tanzt und Open Range - Weites Land verändert?
Nein. Ich habe nur gemerkt, wie unvorstellbar hart es für die Menschen gewesen sein muss, Richtung Westen zu ziehen. In einem kleinen Wägelchen mit allem, was sie besitzen. Ohne zu wissen, wo sie eigentlich hingehen. Ohne zu wissen, wann sie das nächste Mal Wasser bekommen. Und am Ende folgen sie einer Lüge.
Bekommen wir das in Horizon 2 zu sehen?
Der Film wird viele Fragen beantworten. Aber nicht alle.