Amazon-Serie erzählt von Gangster-Action nach unfassbarer, wahrer Geschichte: Lohnt sich Luden?

03.03.2023 - 10:09 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
LudenAmazon Prime Video
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Gangster, Schießereien, Prostitution: Luden erzählt auf Amazon eine unglaubliche Story nach wahren Begebenheiten von der Reeperbahn der 80er. Wie gut ist die Serie?

Die Reeperbahn der 70er und 80er bietet eine der spannendsten Gangster-Stories der deutschen Geschichte. Zuhälter mit schillernden Namen wie "Der schöne Klaus" oder "Karate-Tommy" gründeten Gangs, die "Nutella-Bande" hießen. Sie schmückten sich mit Lamborghinis und Rolex-Uhren und klärten einen Streit mit Geld oder Faust. Ihre Sexarbeiterinnen, abfällig "Hühner" genannt, wurden mit falschen Versprechen ins Milieu gedrängt, verprügelt und ausgenutzt. Die Amazon-Serie Luden - Könige der Reeperbahn will diese Schicksale beleuchten, gleichzeitig Gangster-Action und hartes Drama sein. Und das ist ihr größtes Problem.

Darum geht's in der Amazon-Serie Luden

Klaus Barkowsky (Aaron Hilmer) träumt davon, ganz groß rauszukommen. Womit, das weiß der Barkeeper und Wochenendkünstler gar nicht so genau. Als er die Prostituierte Jutta (Jeanette Hain) vor ihrem brutalen Zuhälter Walter "Beatle" Vogeler beschützt und dafür windelweich geprügelt wird, ändert sich für ihn alles.

Da ihr seine verträumte Art gefällt, will Jutta künftig für Klaus anschaffen gehen. Im Gegenzug soll er sie vor Beatle und seiner Bande, der sogenannten GmbH, beschützen. Um den Kiezgrößen nicht alleine entgegentreten zu müssen, heuert Klaus seine Freunde Andi (Henning Flüsloh) und Bernd (Noah Tinwa) an. Bald schon stehen dutzende von Frauen in den Diensten der neuen Nutella-Bande, doch der Kampf um St. Pauli wird immer skrupelloser. Die drei Freunde und Jutta müssen Entscheidungen treffen, die sie für immer verfolgen werden.

Amazon-Serie Luden inszeniert Zuhälter als Rock'n'Roll-Stars

Eine Geschichte über die Reeperbahn in den 80ern ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite reizt der vergessene Prunk der Gangster mit seinen Sportwagen und Föhnfrisuren. Die inszenierte Gnadenlosigkeit des Milieus profitiert von kuriosen Spitznamen und nordischem Schnack. Auf der anderen Seite klafft der tiefe Abgrund der Prostitution mit seiner systematischen Ausbeutung und der brutalen Gewalt gegen Frauen.

Aaron Hilmer als Klaus Barkowksy in Luden

Die Produzenten der Serie inszenieren Luden als Aufstieg eines Tagträumers, der in die Zuhälterei hineinschlafwandelt. Luden ist hier sehr unterhaltsam: knallige Farben, Tempo, Action, Rockmusik, schrullige Figuren und ein Produktionsdesign, das das St. Pauli der 80er von Pelzmänteln über Reklamewände bis in den hintersten Winkel der schmierigen Séparées zum Leben erweckt. Dem Milieu-Kollegen Der goldene Handschuh steht die Serie dabei in nichts nach.

Luden hat ein Riesenproblem mit seinen männlichen Helden

Gleichzeitig wissen die Produzenten, dass sie damit zwangsläufig den Lebensstil der Zuhälter glorifizieren. Deshalb beleuchten sie auch die harten Schicksale der Sexarbeiterinnen. Gerade Jeanette Hains Performance als Jutta ist toll. Deren hartgesottene Figur gerät durch Heroinsucht und das Auftauchen ihrer jugendlichen Tochter Manu (Lena Urzendowsky) ins Schlingern.

Nur leider kann sich die Serie nie zwischen dem Unterhaltungsfaktor der Rock'n'Roll-Zuhälter und der moralischen Verpflichtung der Prostituierten-Schicksale entscheiden. Klaus und seine Freunde sind bis kurz vor Schluss eindeutige Identifikationsfiguren, werden als zerbrechliche Künstlerseelen und temperamentvolle Lebemänner mit Drang nach Liebe inszeniert. Und das alles, während sie Frauen verprügeln oder sie für die Sexarbeit zu 30 Männern auf eine Bohrinsel schicken.

Jeanette Hain als Jutta in Luden

Sie geben tollpatschige Slapstick-Karikaturen ab, die sich mit großen Träumen zum Affen machen. Ihre Figurenzeichnung ist immer knallig genug für Unterhaltung, aber stets zu oberflächlich, um beim Publikum ein moralisches Dilemma zu entfachen. Aaron Hilmers Klaus stottert und stolpert durch eine Situation nach der anderen, und dafür, so wirkt es, soll man ihm die gnadenlose Ausbeutung der Frauen nicht ganz so übel nehmen.

Die Geschichten der Prostituierten kommen in Luden zu kurz

Für die Schicksale der Ausgebeuteten bleibt da wenig Zeit. Jeanette Hains Rolle bekommt erst in den letzten Folgen das verdiente Gewicht, ansonsten wollen die Macher die fehlende Tiefe vieler Figuren durch deren Anzahl wettmachen. Der Kiez-Neuling (Urzendowsky), die junge Prostituierte (Lara Feith) und die Transperson im Geheimen (Tinwa) bleiben viel blasser, als sie sein sollten.

Unterm Strich stolpert Luden über sein kontroverses Thema. Erst in den letzten beiden Folgen sorgt die Story dafür, dass die Rock'n'Roll-Figuren wirklich ambivalent und die traurigen Charaktere wirklich tragisch werden. Bis dahin wird zwar eine ganz unterhaltsame Aufstiegsgeschichte erzählt, aber viel dramatische und moralische Schlagkraft verschenkt.

Die Serie Luden umfasst 6 Episoden, die ab dem 3. März 2023 auf Amazon Prime Video verfügbar sind. Als Grundlage für diesen Seriencheck dienten alle 6 Folgen.

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