Die Anime-Night des Berliner Publishers KAZÉ ging am 26. Juli in ihre nunmehr vierte Runde. Nur drei Tage nach dem Kinostart in Japan setzten Ruffy und seine Freunde auch in Deutschland die Segel, um auf den Weiten der Ozeane ein neues Abenteuer zu erleben.
One Piece Film: Gold ist der mittlerweile 12. Kinofilm zu Eiichiro Odas Piraten-Epos One Piece, welches bereits seit 19 Jahren als Manga weltweit Erfolge feiert. Mit über 380 Millionen verkauften Bänden ist One Piece der erfolgreichste Manga aller Zeiten. Der Anime startete vor 17 Jahren und erfreut sich, wie die Vorlage, ebenfalls enormer Beliebtheit. Auf den anhaltenden Siegeszug der Piraten-Saga folgten außerdem eine breite Palette an Merchandise-Artikeln sowie zahlreiche Videospiele. Wie schon bei den zwei vorangegangenen Kinofilmen One Piece: Strong World und One Piece Film Z war Oda direkt an der Produktion von Gold beteiligt. Der Mangaka zeichnete nicht nur für die Charakterdesigns des neuesten Films verantwortlich, er betreute und überwachte das Projekt zudem als Executive Producer.
Worum geht es in One Piece?
Ihr wollt meinen Schatz? Den könnt ihr haben. Sucht ihn doch! Irgendwo habe ich den größten Schatz der Welt versteckt!
Mit diesen Worten, die der Piratenkönig Gol D. Roger kurz vor seiner Hinrichtung sprach, läutete er das große Piraten-Zeitalter ein und unzählige Freibeuter machten sich in den darauffolgenden Jahren auf die Suche nach Rogers legendärem Schatz: Dem One Piece. Einer dieser Piraten ist Monkey D. Ruffy, welcher gemeinsam mit seiner Crew die Weltmeere bereist und dabei allerlei spannende Abenteuer erlebt. Auf seinem Weg zur letzten Insel der Grandline, auf der das One Piece versteckt sein soll, müssen sich die Strohhüte nicht nur mit anderen Piraten-Banden messen, sondern sich ebenso vor der Marine in Acht nehmen, die versucht, dem neuen Zeitalter der Piraten ein vorzeitiges Ende zu setzen. Auf Seiten der Marine stehen zudem die Sieben Samurai der Meere; Piraten, die aufgrund ihrer Stärke und ihres Rufes von der Weltregierung toleriert werden. Die Vier Kaiser stellen den letzten großen Machtfaktor in dieser Welt dar und beherrschen jeder einen Teil der Neuen Welt, des letzten Teils der Grandline.
One Piece begleitet mich nun schon sicherlich seit 12 Jahren und gehört zu meinen persönlichen Lieblings-Serien. Die Strohhüte sind ein absolut sympathischer Haufen aus allerlei bunten Charakteren, die mir mit den Jahren sehr ans Herz gewachsen sind. Manga und Anime hatten bis heute viele spannende, epische und vor allem ergreifende Momente, die sich mir ins Gedächtnis brannten. Obwohl die Serie mittlerweile unvorstellbare Dimensionen annimmt, so hat sie doch nach wie vor nichts von ihrer Faszination verloren. Besonders hoch rechne ich Oda dabei an, dass er seine Welt dermaßen vielschichtig und auch gesellschaftskritisch anlegt, denn Probleme aus unserer realen Welt sind auch in One Piece allgegenwärtig. So wurde man bereits Zeuge wie Diktatoren zu Fall gebracht, Königreiche an den Rand ihrer Vernichtung geführt oder Menschen als Sklaven versteigert wurden. Mit welch einer Selbstverständlichkeit die herrschende Obrigkeit diese Missstände akzeptiert ist dabei immer wieder faszinierend wie verstörend. Die vielen Mysterien, die Oda in all den Jahren aufbaute, laden zudem zu spannenden Theorien ein und ich bin jetzt schon sehr gespannt, wie und besonders ob er diese Geheimnisse am Ende befriedigend auflösen können wird. Neben den Figuren sind mir ebenfalls die Synchronsprecher, sowohl deutsche wie japanische, positiv im Gedächtnis geblieben, die auch nach all diesen Jahren immer noch voller Elan und Leidenschaft bei der Sache sind.
Mein Abend mit One Piece Film: Gold
Wie bereits die ersten drei Auskopplungen der Anime-Night habe ich mir auch One Piece Film: Gold zusammen mit einem guten Freund im CinemaxX Bremen angesehen. Der Andrang diesmal war wirklich enorm, was dazu führte, dass der Film sogar in zwei Sälen gezeigt wurde. Diese Masse an Besuchern schien hingegen auch ein Fluch für die Kino-Mitarbeiter gewesen zu sein, denn gerade an den Snack-Tresen war gefühlt zu wenig Personal anwesend, wenn man die Anzahl der Zuschauer bedenkt. Doch abgesehen davon war die Stimmung an diesem Abend wirklich prächtig und dies sollte sich bis zum Ende der Vorstellung auch nicht ändern. Bevor der Film startete, gab es mal wieder ein paar Trailer, welche auf die noch kommenden Anime-Kinostarts einstimmen sollten. Neben einem Mini-Trailer zu One Piece Film: Gold gab es außerdem Vorschauen zu den noch kommenden Filmen der Anime-Night (Attack on Titan - Part 1, Project Itoh: Empire of Corpses), zu The Last: Naruto the Movie sowie einen Werbespot zu Tokyo Ghoul √A zu sehen.
Nach diesen Trailern startete dann auch endlich der Film: Ruffy und seine Freunde erreichen Gran Tesoro, die größte Vergnügungsstätte der Welt. Die Insel ist sogar so groß, dass sie von der Weltregierung als autonomer Staat anerkannt wird, auf der eigene Gesetze gelten. Die Strohhut-Piraten werden als VIP-Gäste in der Stadt willkommen geheißen und dürfen sich bei diversen Glücksspielen sowie einem Autorennen austoben. Beim letzten Spiel gehen sie Gildo Tesoro, dem Herrscher der Stadt, in die Falle: Tesoro verlangt von Ruffy, dass er und seine Freunde all ihre angehäuften Spielschulden innerhalb von 24 Stunden begleichen müssen, sonst wird Zorro, der von Tesoro als Geisel gehalten wird, öffentlich hingerichtet. Dies soll, so Gildo Tesoro, das ultimative Entertainment werden. Die schillernde Fassade des Glücksspielparadieses beginnt allmählich zu bröckeln und die Strohhüte müssen sich etwas einfallen lassen, wenn sie die Ermordung ihres Freundes verhindern wollen.
Der Film unterhält über seine gesamte Laufzeit von circa zwei Stunden sehr gut und besticht dabei mit denselben Qualitäten, die bereits die Vorlage auszeichnen. One Piece Film: Gold ist somit ein unterhaltsamer und kurzweiliger Film sowie ein wirklich grandioses Kinoerlebnis für jeden One Piece-Fan. Die Animationen bewegen sich auf einem äußerst hohen Niveau und speziell die Eröffnungssequenz, in der Gildo Tesoro höchstselbst seine Stadt vorstellt, wird unfassbar pompös und farbenfroh in Szene gesetzt. Auch die Kämpfe, von denen es gerade in der zweiten Hälfte einige gibt, glänzen mit tollen Choreographien. Ebenfalls wirklich toll gelungen ist der Humor, dem mehr Raum zugesprochen wird als noch in den vorangegangenen One Piece-Filmen. Die Frequenz und das Timing der Witze sind dabei nahezu perfekt, was die anfangs fröhliche Grundstimmung der Geschichte sowie das Wesen der einzelnen Figuren wunderbar trifft.
Wie schon in der Vorlage werden auch im Film Thematiken aufgegriffen, die einen großen Stellenwert in Odas Piraten-Saga einnehmen. Hierbei wird einmal mehr ein Umfeld voller sozialer Ungerechtigkeit und Korruption eingeführt, das in manchen Momenten noch beklemmender anmutet, als man es aus der eigentlichen Geschichte gewohnt ist. Besonders interessant anzusehen ist der so entstehende Kontrast zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Unzählige Menschen aus allen Teilen der Welt strömen nach Gran Tesoro, in der Hoffnung, dort Reichtum und Macht gewinnen zu können. Das Geld liegt scheinbar auf der Straße und alles was man tun muss, ist seine Hand nach selbigem auszustrecken, um ein besseres Leben erlangen zu können. Nicht selten stürzen die Menschen dabei jedoch in einen tiefen Abgrund, der sie an den Rand ihres existenziellen Ruins führt, sodass sie als Sklaven ihre Schulden auf Gran Tesoro ableisten und dabei das ruchlose Treiben ihres neuen Meisters schweigend erdulden müssen.
Die größte Schwäche des Films ist, meiner Meinung nach, hingegen der Antagonist Gildo Tesoro, bei dem viel Potenzial ungenutzt bleibt. Im Laufe der Geschichte erfährt man nach und nach mehr über seinen Charakter sowie seine Vergangenheit. Er hatte früher selbst unter der Herrschaft der Tenryuubito zu leiden und schwor sich, Reichtum anzusammeln, um nie mehr so etwas ertragen zu müssen. Mit der Zeit häufte er ein gewaltiges Vermögen an, doch er verlor sich zusehends in dieser Obsession bis er zu dem wurde, was er ursprünglich verabscheute. Diese Geschichte ist zwar tragisch, doch sie versäumt es, ihre ganze Wirkung zu entfalten, da sie zu spät im Film offenbart wird. Somit ist Gildo Tesoro zwar ein erinnerungswürdiger Charakter, doch leider bleibt zuviel unausgesprochen und in diesem Falle so ebenfalls ungenutzt. Ansonsten gab es lediglich Kleinigkeiten, die mir negativ auffielen. Das Pacing schien nicht immer optimal, die eingebauten Gast-Charaktere wie Sabo oder Rob Lucci bekamen kaum Platz zugesprochen und am Fan-Service werden sich vermutlich die Geister scheiden. Der Film war zudem der erste der Anime-Night, der komplett auf japanisch gezeigt wurde und die japanischen Synchronsprecher erledigten allesamt hervorragende Arbeit. Leider konnten die deutschen Untertitel dabei nicht mithalten und so kam es häufiger vor, dass teilweise einige Buchstaben oder gar ganze Wörter fehlten, wodurch die Übersetzung ungewollt komisch wirkte. Neben den Sprechern wusste auch der Soundtrack des Films zu überzeugen und bietet eine tolle Mischung aus bekannten sowie neuen, schwungvollen Stücken, die perfekt zum Casino-Setting des Films passen.
Natürlich ging auch dieser schöne Kinoabend irgendwann zu Ende und am 27. September geht es weiter mit Attack on Titan - Part 1 :)
Hier die Filme der Anime-Night in der Übersicht:
- 23. Februar: Tokyo Ghoul √A (Ep. 1-3)
- 26. April: Psycho-Pass – The Movie
- 28. Juni: Kiseiju – Parasyte – Part 1 (Realfilm)
- 26. Juli: One Piece Film: Gold (OmU)
- 27. September: Attack on Titan – Part 1 (Realfilm)
- 29. November: Project Itoh – Empire of Corpses
Das war also mein Abend mit dem ultimativen Entertainment. Was haltet ihr von One Piece und wollt ihr euch den Film noch ansehen?