Anna Thalbach über Ein Sommer mit Paul

14.01.2009 - 11:15 Uhr
Anna Thalbach in Ein Sommer mit Paul
NDR
Anna Thalbach in Ein Sommer mit Paul
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NEWS» Laut Schauspielerin Anna Thalbach passt das Thema Tod nicht in unsere Zeit.

Schauspielerin Anna Thalbach ist in Ein Sommer mit Paul an der Seite von Matthias Brandt als Ärztin und dessen Schwägerin zu sehen, die ihm nach dem Tod seiner Frau und ihrer Schwester wieder Lebensmut geben will. Hier spricht sie über Ihre Arbeit an dem Film:

Der Film handelt von einem Zauberer, dem die Trauer vorübergehend den Lebensmut raubt. Was hat Ihnen Lust gemacht auf das Projekt?
Meine Motive, bei diesem Film mitzumachen, waren erst einmal recht profan. Ich bin mit der Regisseurin Claudia Garde befreundet und habe schon öfter mit ihr gearbeitet, und wenn Frau Garde mich ruft, dann komme ich in der Regel auch. Aber es ist mir auch überhaupt nicht schwergefallen, ja zu sagen, denn das Buch zu Ein Sommer mit Paul fand ich sehr schön.

Der Tod wird in unserer Gesellschaft ja weitgehend tabuisiert; jeder bleibt ziemlich allein mit dem Thema, wenn es ihn trifft …
Was sehr schade ist. Ich selbst habe ein sehr offenes Verhältnis zu dem Thema und bin da sehr angstfrei, weil ich schon viel mit Krankheit und Tod zu tun gehabt habe in meinem Leben. Ich habe privat so viel Tod erlebt, dass ich damit sehr gut umgehen kann und inzwischen ein entspanntes Verhältnis dazu habe. Ich setze mich persönlich sehr stark mit dem Thema auseinander.

Finden Sie es wichtig, Filme darüber zu machen?
Ja, es gibt ja noch mehr Filme, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Spontan fällt mir da P.S. Ich liebe Dich mit Hilary Swank in der Hauptrolle ein. Es gibt also auch andere Filme zu dem Thema, die sensibel und sehr schön sind. Aber insgesamt geht es – gerade beim Film – viel zu häufig eher um das Gegenteil. Da geht es mehr darum, wieviel Botox ich brauche, damit man nicht sieht, dass ich bald sterbe; das Thema passt einfach nicht in unsere Zeit, in der vor allem das Jungsein zählt. Die Leute wollen junge sexy Frauen sehen und junge sexy Männer und verschließen gern die Augen vor dem Tod. Aber er gehört einfach dazu. Ich finde es gesund, wenn man das früh begreift und auch früh akzeptiert.

Sie spielen die Rolle der Antonia, der Schwester der Verstorbenen. Antonia arbeitet als Ärztin im Krankenhaus. Wie nimmt sie die Situation von Raimund und Paul wahr?
Ich habe die Figur relativ pragmatisch angelegt. Antonia ist sehr sensibel, sie erfühlt die Situation und versucht unterstützend einzugreifen, ohne sich aufzudrängen.

Womit sie ja eine ganz andere Haltung einnimmt als beispielsweise ihre Mutter, die massiven Druck ausübt.
Ja, Antonia ist da ganz anders. Sie möchte weder aufdringlich sein noch anmaßend, sie reagiert vielmehr einfach hilfsbereit und pragmatisch auf die Situation, dass in diesem Haushalt jetzt die Mutter fehlt. Antonias eigene Mutter reagiert dagegen sehr hart und verächtlich, weil sie Raimund Balsam, glaube ich, von Anfang an nicht mochte, schon als er in das Leben ihrer Tochter getreten ist. Sie hätte es wahrscheinlich lieber gesehen, dass ihre Tochter einen Anwalt oder einen Architekten oder einen Arzt heiratet und empfand den Zauberer immer als eine schlechte Wahl.

Antonia fühlt sich für Pauls Wohl verantwortlich. Welches Verhältnis hat sie zu Raimund Balsam?
Ich hatte das Gefühl, dass sie immer schon eine sehr große Nähe zu ihm empfunden hat. Damit meine ich nicht, dass sie jetzt ihre Chance gekommen sieht, sondern eher, dass jetzt der Moment gekommen ist, wo diese Nähe plötzlich im Positiven zum Einsatz kommt. Sie hat diesen Zauberer sehr gern und versteht ihn gut, ohne Worte sogar, und deshalb ist sie auch handlungsfähig in dieser Situation.

Der Film lebt auch vom sensiblen Zusammenspiel der beiden Jungdarsteller. Wie haben Sie die Atmosphäre am Set mit ihnen erlebt?
Die Atmosphäre war sehr entspannt, der kleine Junge war wahnsinnig süß, und alles war sehr relaxt mit den Kindern. Die Regisseurin ist selbst Mutter, ich bin auch Mutter, und ich glaube, das ist schon mal eine gute Voraussetzung, um alle Beteiligten richtig einzuschätzen und die Situationen jeweils richtig zu beurteilen. Ich habe die Dreharbeiten in sehr guter Erinnerung. Dieses Haus war schön, es war Sommer und wir konnten in den Drehpausen häufig zusammen draußen sitzen oder schaukeln. Und wir waren alle sehr aufgeregt an dem Tag, als das Pferd kam! Das war toll! Man muss allerdings dazusagen, dass es Claudia Garde immer gelingt, eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen.

Copyright: Mit Material von NDR

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