Austin Powers à la francaise

16.07.2010 - 12:00 Uhr
Jean Dujardin als OSS 117
Gaumont
Jean Dujardin als OSS 117
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Geheimagent OSS 117 ist der französische James Bond und ist sogar schon länger im Einsatz als sein britischer Kollege. In Frankreich hocherfolgreich, bei uns fast unbekannt. Jetzt erscheint der zweite Teil der französischen Agentenparodie in einer deutschen Fassung unter der Aufsicht von Oliver Kalkofe auf DVD.

Eine beeindruckende Biographie bringt dieser Typ schon einmal mit: Ursprünglich von dem Schriftsteller Jean Bruce ausgedacht erlebte OSS 117, alias Hubert Bonisseur de La Bath, Agenten-Abenteuer in sage und schreibe 258 Romanen. Zum Vergleich: 007 brachte es auf gerade einmal 15 literarische Auftritte. Dafür war Bond im Kino erfolgreicher und langlebiger. OSS 117 war im Kino bisher lediglich neun Mal im Einsatz, jetzt ist mit OSS 117 – Er selbst ist sich genug! das zehnte Abenteuer des Baguette-Bonds auch bei uns auf DVD erschienen.

Allerdings machte die OSS-Reihe einen großen Einschnitt: Während die ersten acht Filme, gedreht zwischen 1956 und 1971, ernste Agententhriller im Stil von Bond waren, wurde die Serie nach langer Abwesenheit 2006 als Parodie wieder geboren. OSS 117 ist also jetzt eine Parodie auf die Spy-Filme der sechziger Jahre und nimmt dabei nicht nur seine eigene frühere Inkarnation aufs Korn, sondern vor allem auch die Connery-Bonds. OSS 117 – Er selbst ist sich genug! ist nach OSS 117 – Der Spion, der sich liebte nun der zweite Teil dieses Reboots.

Connery-Verschnitt auf Nazi-Jagd
Die Story ist schnell erzählt: OSS 117, bester Agent des französischen Geheimdienstes, wird nach Brasilien geschickt, um einem Alt-Nazi einen Mikrofilm mit geheimen Informationen abzujagen. Dort trifft er auf Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad, der ebenfalls den Kriegsverbrecher jagt. Auf der Suche nach ihrem Ziel treffen OSS 117 und eine schöne Mossad-Agentin auf schießwütige Chinesen, LSD-Hippies und ein Nazi-Kostümfest.

In Sachen Humor ist OSS 117 – Er selbst ist sich genug! irgendwo zwischen Austin Powers und Get Smart einzuordnen. Die Gags sind weniger slapstick-orientiert, sondern zielen zu einem großen Teil darauf ab, die Agentenfilme der Sixties auf die Schippe zu nehmen. Es wird geballert was das Zeug hält, aber die Schüsse treffen niemals den Helden, auch wenn dieser minutenlang im Kugelhagel steht. Alle Frauen sind scharfe, willige Häschen in kurzen Fummeln, die sich den Agenten reihenweise an den Hals werfen. Und OSS 117 und seine Spionage-Kollegen sind natürlich hoffnungslose Sexisten und Rassisten, die sich selbst und die eigene Nation für die Krone der Schöpfung halten.

Klingt eigentlich genau wie James Bond aus der Connery-Ära und ist es auch fast. Vor allem weil Hauptdarsteller Jean Dujardin, mit seinem leichten Bauch und dem fliehenden Haaransatz dem jungen Sean Connery gar nicht mal unähnlich sieht und auch dessen Mimik und Gestik teilweise täuschend echt kopiert. Für Fans der frühen Bond-Filme ist das allein schon einen Hingucker wert.

Französischer Austin Powers in stylischer Sixties Optik
Großes Lob verdient der Film auch für seine konsequente Inszenierung im Stil der Sechziger. OSS 117 – Er selbst ist sich genug! sieht tatsächlich aus wie ein Film der damaligen Zeit, was der Farbgebung, der Ausstattung, den Kostümen und dem Einsatz der Kamera zu verdanken ist. So wurde auf moderne Mittel wie schnelle Schnitte, lange Kamerafahrten und moderne Special Effects völlig verzichtet. Bei Autofahr-Szenen kommt sogar die Rückprojektions-Technik zum Einsatz, wie sie damals üblich war und heute längst durch modernere Methoden ersetzt ist.
Wer also auf die Ästhetik der Sixties steht, dem kann man man OSS 117 – Er selbst ist sich genug! allein deswegen empfehlen.

Ob der Film lustig findet muss jeder Zuschauer selbst entscheiden. Meiner Ansicht nach gelingt OSS 117 – Er selbst ist sich genug! schon ein paar gute Gags, auch wenn keine Riesenbrüller dabei sind. Außerdem verleiht die Sixties-Optik dem Film einen swingenden Charme, dem ich mich nur schwer entziehen konnte. Für Fans alter Spionage-Filme, Sechziger-Jahre-Liebhaber und Bond-Afficionados lohnt sich der Blick auf die DVD auf jeden Fall.

Agenten Parodie unter Aufsicht von Oliver Kalkofe
Die ist auch gut bestückt, neben Audiokommentar von Regisseur und Hauptdarsteller (zwar auf französisch aber deutsch untertitelt), obligatorischem Making-Of und einer Featurette von der Premiere, gibt es geschnittene Szenen und Outtakes zu sehen. Die deutsche Synchronisation des Films hat übrigens Oliver Kalkofe geleitet, der auch die Hauptrolle spricht. Dass er sich aufs Synchronisieren und Sprechen versteht, hat er schon bei Little Britain und Mystery Science Theater 3000 bewiesen. Ob ihm bei OSS 117 – Er selbst ist sich genug! eine Übersetzung gelungen ist, die dem Original treu bleibt, lässt sich aufgrund mangelnder Französisch-Kenntnisse des Autors hier nicht nachprüfen. Negativ fällt die Synchro aber keineswegs auf.

Wem OSS 117 – Er selbst ist sich genug! gefällt, der darf sich übrigens freuen: Der nächste Teil ist bereits in Arbeit. OSS 117 – Er selbst ist sich genug! ist auf DVD ab jetzt im Handel erhältlich.

Habt Ihr den Film schon gesehen? Dann teilt uns Eure Meinung dazu und der DVD in den Kommentaren mit!

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