Greenberg erzählt vom New Yorker Ex-Musiker Roger Greenberg (Ben Stiller), der ein ausgemachter Loser ist. Mit mehr als 40 Jahren hat er noch nichts auf die Reihe gekriegt. Er soll ein paar Wochen auf ein Haus in Los Angeles aufpassen und natürlich schlägt er ein, weil er bei freier Kost und Logis nichts tun muss. Nebenbei ergibt sich auch noch die Möglichkeit, alte Freunde wiederzusehen. Er trifft seine Jugendliebe Beth (Jennifer Jason Leigh), inzwischen geschieden und alleinerziehende Mutter zweier Kinder und seinen ehemaligen Band-Kollegen Ivan (Rhys Ifans). Außerdem verliebt er sich in die 25jährige Florence (Greta Gerwig), die wie er einfach so dahintreibt.
Auch der Film von Noah Baumbach scheint so dahinzutreiben. Die Kritiken jedenfalls nehmen die US-Komödie nicht berauschend auf, obwohl sie Hauptdarsteller Ben Stiller mit viel Beifall belohnen. Greenberg will viel von allem, aber nichts so richtig, kritisiert Thomas Groh auf perlentaucher. “Ein bisschen Woody Allen für die Indie-Welt, ein bisschen post-neurotische Rückschau für die 90er Grunge-Generation, einen sachten Geschmack von mumblecore für die Festival-Crowd, einige krasse Momente für das pubertäre Publikum, das Ben Stiller wegen ins Kino kommt, und noch genügend Gefälligkeit für entspannte Stimmung bei den Finanziers. Das ist auch insofern schade, da Greenberg sich in der Tat manches heraus nimmt: Unkommentierter Drogengebrauch, Schimpfwörter, Nacktheit und eine, zum Glück, nicht näher dramatisierte Abtreibung findet man in dieser Mischung selten im Para-Mainstream.”
Irgendwie traurig – und das als Komödie – ist Greenberg für Daniela Sannwald im Tagesspiegel. “Es wird viel geredet, geraucht und getrunken und dabei so getan, als ob es um irgendetwas ginge. Tatsächlich scheinen alle Beteiligten nur Lebenszeit herumkriegen zu wollen, und das möglichst nicht allein, sondern in beliebiger Gesellschaft. Uninspiriert wie die Figuren ist auch die Kamera, die hilflos zwischen ihnen herumirrt.”
Dass der Film sein Potential verspielt, liegt laut Birgit Glombitza von der taz am Regisseur. “Noah Baumbach mag dem Egomanen Roger noch so liebevoll über die Schulter schauen, es verliert schnell an Spannung, dem pathologischen Drifter dabei zuzuschauen, wie er ohne messbaren dramatischen Ausschlag durch den Film zieht und nichts mehr zu verlieren hat als eine vage Hoffnung, dass die Zukunft der Vergangenheit nicht ähneln mag. Mehr Aufregung ist in Greenberg nicht zu haben.”
Dagegen wird der Hauptdarsteller von Greenberg gelobt, so etwa von Andreas Borcholte im Spiegel. “Der Comedian Ben Stiller spielt das neurotische Nervenwrack, das mit seinen Versuchen, doch noch mal alles richtig zu machen, ganz ohne die gewohnte grimassierende Komik. So kommt ein in dunklen Seelen-Abgründen brütender Charakterdarsteller zum Vorschein. In manchen Szenen scheint Ben Stiller s Figur so unter Strom zu stehen wie ein Verzweifelter kurz vor dem Amoklauf.”
Auch Jens Balzer in der Berliner Zeitung findet nur lobende Worte für den Schauspieler: Ben Stiller spielt seinen “Greenberg mit dem stechenden Blick und den verkrampften Kieferknochen eines latent erzürnten Erdmännchens – ständig hat man Angst, dass er gleich jemanden beißt. … Greenberg ist also der Inbegriff dessen, was der Amerikaner als pain in the ass bezeichnet. Ben Stiller aber – und das ist das Tolle an diesem Film – gelingt es, den Betrachter für diesen durch und durch unsympathischen, egomanen und eigentlich rundum uninteressanten Typen doch zu interessieren.”
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