Brutzelnde Bratwürste in 3D-Filmen bei den Nazis 1936

18.02.2011 - 08:50 Uhr
Deutsches Bundesarchiv
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Der australische Doku-Filmer Philippe Mora entdeckte bei Recherchen zu einem Projekt zwei 30-minütige Filme aus dem Dritten Reich, die in 3D gedreht wurden – schon 16 Jahre vor der offiziellen Verwendung der Technik durch Amerikaner.

Das ist doch Mal ein Fund. 9 News berichtet, dass der australische Dokumentarfilmer Philippe Mora bei den Recherchen zu seiner Doku How the Third Reich was Recorded, über die Verwendung des Filmmediums durch die Nazis, im Deutschen Bundesarchiv auf zwei Naziproduktionen aus dem Jahr 1936 stieß, die eine 3D-Technik verwendeten – und das sogar ausgesprochen gelungen. Erst 1952 wurde das Format in den USA bekannt. Bei den jeweils 30-minütigen Aufnahmen handelt es sich um inhaltlich minimalistische Aufnahmen. In dem einen Film wird eine vor sich hinbrutzelnde Bratwurst gezeigt (was Klischees über Deutschland nicht gerade verringern dürfte), in dem anderen agieren von Philippe Mora nicht genauer identifizierte Schauspieler.

Demnach waren die Nazi-Filmemacher mit der Verwendung von 3D ihrer Zeit weit voraus. Sie verwendeten ein Prisma und zwei Objektive, um diesen Effekt mit dem 35mm-Filmmaterial zu erzielen. "Sie wurden von unabhängigen Studios für Joseph Goebbels’ Propagandaministerium gemacht und “Raumfilm” genannt, was sein könnte, weil niemand damals realisierte, dass es 3D-Filme waren", äußert sich Philippe Mora. Der Filmhistoriker glaubt daran, dass noch mehr Filme dieser Art verborgen liegen. Es ist nicht die erste Entdeckung des Filmemachers auf dem Gebiet der einstigen deutschen Nationalsozialisten. Bereits 1973 veröffentlichte er mit dem Dokumentarfilm Swastika erstmals farbige Aufnahmen privater Videos von Adolf Hitler und Eva Braun.

Nicht überall wird der Fund von Philippe Mora als so spektakulär betrachtet. In der Taz heißt es heute: "Die Meldungen von dem angeblichen Fund hat schließlich das Bundesarchiv selbst auf den Plan gerufen. Archivmitarbeiterin Martina Mühl-Werth stellt klar, dass hier ein “alter Hut” aufgebauscht werde. Die Story der Entdeckung, so nimmt sie an, solle die Aufmerksamkeit auf Moras Projekt über die Nazifilmpropaganda lenken. Freilich gebe es diese Filme im Archiv, sie wären aber keinesfalls verstaubt in der Ecke vergammelt, weil die Archivare unfähig gewesen seien, die Bezeichnung “Raumfilm” richtig zu deuten."

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