Oben ist der beste Eröffnungsfilm seit Jahren

14.05.2009 - 08:57 Uhr
Oben in Cannes
Universal Pictures
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Der Pixarfilm kommt bei den meisten Kritikern sehr gut an: Der Film ist voller komischer Einfälle und doch melancholisch.

Selten gab es ein derart einhelliges Urteil über einen Festival-Eröffnungsfilm. Oben, der neue Trickfilm aus der Pixar-Schmiede, ist durchweg positiv aufgenommen worden. Das 3-D-Erlebnis wird mit einer interessanten, witzigen und melancholischen Geschichte untermauert und so feiert nicht nur der Trickfilm einen Erfolg sondern auch die 3-D-Technik. Hier stellen wir für Euch einige der deutschsprachigen Kritiken zusammen; gestern haben wir bereits die amerikanischen für Euch hier gesammelt.

Cristina Nord in der taz bringt es am Ende ihrer Kritik auf den Punkt: Sie sah den schönsten Paradiesvogel, der je einen Trickfilm durchflatterte. Auch andere Kritiker sind von der Geschichte begeistert. Dominik Kamalzadeh vom österreichischen Standard findet die “Wahl des zentralen Protagonisten, des 78-jährigen Carl, der im Schneckentempo mit einem Treppenaufzug die Szene betritt, durchaus bemerkenswert. Nostalgisch – und mit einer guten Dosis Sentimentalität – beschwört der Film den Abenteuergeist eines vergangenen Jahrhunderts herauf, einer imaginären Parallelwelt, die er demonstrativ der kalten Gegenwart entgegensetzt. Man muss an Der Zauberer von Oz denken, an die fantastischen Reisen des japanischen Zeichentrickmaestros Hayao Miyazaki, wenn Carl sich seinen Lebenstraum erfüllt und hunderte Gasballons an sein Haus heftet, um damit in die Wildnis Südamerikas aufzubrechen.”

Die Lobeshymen über Film wie Story ließen sich fortführen. Allein die ersten zehn Minuten, die unglaublich gerafft und präzise die Lebens- und Liebesgeschichte des Ehepaar erzählen, sind meisterhaft, findet Michael Sennhauser auf seinem blog. “Sie wirken wie jene so überaus dichten, witzig berührenden Kurzfilme von Pixar, mit denen die Leute ihre Sporen abverdienen. Aber Oben hält Präzision und Stimmung durch, steigert sich sogar im letzten Drittel. Verfolgungsjagden über Felsen und durch die Luft, Zeppelin hinter Ballonhaus, Hundemeute hinter Dodo-Vogel, und das alles in äußerst zurückhaltender, dafür um so verblüffenderer 3D-Technik, machen den Film auch zum optischen Fest.” Das ist Unterhaltung mit Niveau, lobt Christoph Huber in der Presse: “Die Annäherung des ungleichen Duos ist der routinierte Kontrapunkt zu märchenhaften Erlebnissen mit seltenen Vögeln und sprechenden Hunden. Ein Schuss Ironie schadet auch nicht: Es gibt ein gerüttelt Maß an geriatrischer Action.”

Wenn, dann gibt es an der 3D-Technik verhaltende Kritik. Für den ganz großen Schwindel ist der Film laut Jan Schulz-Ojala vom Tagesspiegel “eindeutig zu langsam. Die Abenteuer jedenfalls, die Carl und Russell ins Urwald-Imperium eines zum frankensteinartigen Bösewicht mutierten Forscheridols treiben, lassen sich auch mit gewöhnlicher Zuschauerfantasie ins Dreidimensionale hochrendern. Für den erwünschten 3D-Abtaucheffekt aber – dem bebrillten Zuschauer soll die Leinwand förmlich ins Gesicht klatschen – braucht es mehr.” Das sieht auch Hanns-Georg Rodek von der Welt ähnlich. Er hat zwar bald vergessen, dass er sich in einem 3-D-Film befand und das ist "einerseits ein Kompliment an das Erzähltalent der beiden Regisseure Pete Docter und Bob Peterson ; mal verzichten sie auf 3-D, mal wenden sie es diskret an, mal erzielen sie spektakuläre Effekte. Die neue, sensationelle Technik wird vollkommen in den Erzählfluss eingebunden – was andererseits zu Denken gibt. Denn eine Sensation – mit der die Industrie höhere Eintrittspreise durchsetzen will – muss auch als Aufsehen erregend empfunden werden; wenn man ihr “nur” bescheinigt, sie entspreche vollkommen den “normalen” Sehgewohnheiten, verpufft ihr Effekt bald."

In die gleiche Kerbe haut auch Rüdiger Suchsland auf telepolis. “So bleibt der Eindruck einer Technik, die für fünf Minuten ganz interessant und etwas kurios ist, aber am Ende doch vor allem umständlich und – je länger der Film dauert – nervtötend. Vielleicht sollte man es einmal mit – allerdings weniger Disney-kompatiblen Horror-, Katastrophen- oder Science-Fiction-Stoffen probieren? Jenseits des technischen Gimmicks, der zumindest Erlebniswert hatte und für Gesprächsstoff sorgte, war Oben ansonsten ein recht banaler Trickfilm. Ein Kinderquatsch, der spießige Idyllen zeichnet, und einmal mehr zur Eindruckssteigerung auf eine furchtbare Musiksoße nicht verzichten will.”

Am 24. September könnt Ihr Euch selbst ein Bild machen; in 3D oder nicht. Es lohnt sich auf alle Fälle.

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