Danke für die Mauerblümchen!

30.11.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Danke für die Mauerblümchen!
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Danke für die Mauerblümchen!
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Ein Film, von dem man sich vollkommen verstanden fühlt, ist eine Seltenheit, die gefeiert werden muss, auch im Kommentar der Woche.

Im Kommentar der Woche versuchen wir jede Woche einen eurer zahlreichen Kommentare zu feiern – die Voraussetzungen für den Kommentar der Woche kann theoretisch jeder Kommentar im moviepilot-Garten erfüllen: ob ein Mauerblümchen von einem Film, eine alte Eiche von einem Schauspieler, eine Unkrautserie oder ein Blütenteppich unter einer News. Wenn ihr zufällig über eine Orchidee gestolpert seid, schreibt uns am besten eine Nachricht. Vielleicht packen wir sie in unser Herbarium – so wie auch diese Woche.

Der Kommentar der Woche
Für irgendeine Rom-Com mit Emma Watson hält Hfonda15 zuerst Vielleicht lieber morgen bis er sich verstanden fühlt und sich mit den Erfahrungen der Figuren in seinem Alter identifizieren kann:

“Let’s go be psychos together!”
Das erste Mal, als ich von dem Film “The Perks of Being a Wallflower” (den deutschen Titel versuche ich immer noch zu verdrängen) hörte, war ich gar nicht sonderlich interessiert: Irgendeine Rom-Com mit Emma Watson brauche ich nicht.

Doch die positiven Stimmen zu diesem Werk haben mich überzeugt, denn Außenseitergeschichten über ECHTE Menschen und ihre Liebe zueinander, deren Liebe vom Rest der Gesellschaft nicht verstanden werden kann, sprechen mich mehr an als alle anderen Genres, sei es Silver Linings, Léon – Der Profi oder nun The Perks of Being a Wallflower, denn dafür ist Kino da, dafür LIEBE ich Filme über alles, dass sie mir die Geschichte von Figuren zeigen, die “anders” sind, die man im echten Leben nicht an jeder Straßenecke findet.
Und das habe ich hier.

Die Geschichte über einen Jungen in meinem Alter, ein introvertierter Denker, er liest viel klassische Literatur, schreibt Gedichte, hört die Beatles. KURZ: Er ist ein Außenseiter an der Highschool voller oberflächlicher Teenager, die Charlie nicht so akzeptieren wie er ist, da er anders ist.

Charlie geht es schlecht, er zählt die Tage bis zu seinem letzten Schultag und kommt mit den Veränderungen seines Lebens nicht zu Recht. Den ganz natürlichen Dingen, den Verlust geliebter Menschen, das Verlassen seiner älteren Geschwister aus dem vertrautem Heim und der Einsamkeit, die er empfindet ohne Menschen, die ihn und seine Gedanken wirklich verstehen.

Ich war so bei diesem Jungen(!), dieses “Sich-Allein-Fühlen”, diese essentielle Erfahrung von niemandem verstanden zu werden in dem Alter, in dem man sein Weltbild erschafft und jeden Tag von neuen Erkenntnissen geprägt wird.

Bis Charlie endlich noch mehr prägende Erfahrungen sammelt, das erste Mal in seinem Leben echte Freundschaft zu erfahren, sich dazugehörig zu fühlen, endlich zu einer größeren Gruppe zu gehören und verstanden zu werden.

Sam: “To our new friend! You see things. And you understand. You are a wallflower!”
Charlie: “I didn’t think anyone noticed me.”

Es läuft besser für Charlie, er gehört endlich dazu, er blüht richtig auf in seinem Freundeskreis und hat zum ersten Mal richtig Spaß in seinem Leben. Seine Depression, basierend auf einer schockierenden Erfahrung in seiner Kindheit, rücken immer mehr in den Hintergrund und er fängt endlich an zu LEBEN, sein Leben in vollen Zügen zu genießen.

Und dann gibt es da noch dieses eine ganz besondere Mädchen, die erste große Liebe für Charlie: Sam, die von Emma Watson so bezaubernd gespielt wird, dass ich mich selbst total in sie verguckt habe.

Charlie zu Sam: “I know I’m quiet. I know I should speak more. But if you knew the things that were in my head most of the time, you’d know what it really meant, how much we are alike, and how we’ve been through the same things. And you are not small, you are beautiful.”

Charlie erfährt zum ersten Mal, wie es ist jemanden wahrhaftig zu lieben. Wie wunderschön es ist, diese eine Person zu haben, die man nur ansehen muss, um glücklich zu sein, deren komplette Macken einem positiv erscheinen, da sie für einen mit allen Facetten PERFEKT ist. Für die man alles tun würde, da man jeden tollen Song und alles Schöne mit IHR verbindet.

“I just wanna make sure that the first person who kisses you, loves you.”

Aber das wunderbare an “The Perks of Being a Wallflower” ist, dass er komplett EHRLICH ist, dass er nicht bei diesem Bild verbleibt, uns zeigt, dass das Leben IMMER weiter geht, alles ständig in Bewegung ist und nichts bleibt wie es ist. Dass uns das Leben immer dann, wenn man grade denkt, dass man glücklich und zufrieden ist, und hofft, dass es immer so bleibt, einen Strich durch die Rechnung macht und man mit der Realität konfrontiert wird.

Charlie muss erfahren, dass Freundschaften, ob man es akzeptieren will oder nicht, meistens nicht ewig halten können, dass das Mädchen, das für einen die große Liebe ist, vielleicht gar nicht an einem interessiert ist, was es für ein Gefühl ist DIESES eine, ganz besondere Mädchen was man doch so liebt, glücklich zu sehen – mit einem anderen!

Sam: “Why do I and everyone I love pick people who treat us like we’re nothing?”
Charlie: “We accept the love we think we deserve.”

Ein so ehrliches und offenes Abbild der Gefühlswelt von einem solchen Jungen hab ich so noch nicht in einem Film gesehen. Charlie erlebt hier eine lange Reise in einem Alter, wo man jeden Tag neue Erfahrungen sammelt, anfängt die Welt zu entdecken und bei Enttäuschungen von ersten Malen, denkt das Leben, was einen erst noch erwartet, wäre schon verspielt.

“We can’t choose where we come from, but we can choose where we go from there.”

Man weiß oft im Leben nicht, wie man weitermachen soll, bis man am Ende das Leben nimmt wie es ist, mit Höhen und Tiefen. Man Veränderungen zum Positiven nutzen will und sich befreit, wenn man bereit ist, das Vergangene hinter sich zu lassen und nach vorne zu sehen.

“We are infinite”

Nachtrag, knapp eine Woche nach der Erstsichtung: Nach der Zweitsichtung bekommt “Perks of Being a Wallflower” nun das Herz von mir. Ich kenne den Streifen erst seit kurzem, doch nach zwei Sichtungen geht er mir genauso nah wie “Forrest Gump”, der mein Herzfilm Nr.1 ist! Ich LIEBE diesen Film mit allen Facetten und seiner kompletten Geschichte, die er mir erzählt, wofür er nun in den kleinen Kreis meiner Lieblingsfilme aufgenommen wird!

Den Kommentar findet ihr übrigens hier.

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