Vorab eine gut gemeinte Warnung: Wer sich zur Zeit psychisch nicht ganz auf der Höhe fühlt, sollte vom heutigen TV-Tipp vielleicht die Finger lassen. Während Die letzten Glühwürmchen aus dem Animationshaus Studio Ghibli ein wirklich fantastischer Film ist, hat er die dumme Angewohnheit, einem als Nebenwirkung ein wenig die Seele zu zerfetzen.
Der Anime von 1988 ist eine Adaption des teils autobiografischen Romans von Akiyuki Nosaka. Erzählt wird die Geschichte von Seita und seiner kleinen Schwester Setsuko, die während der Bombenangriffe auf Kobe im Jahr 1945 einen brutalen Überlebenskampf führen. Der Vater ist bei der Marine und die Mutter bereits Opfer des Krieges geworden. Die Verwandten, bei denen sie zunächst unterkommen, meinen es nicht besonders gut mit den beiden und so sind sie bald auf sich allein gestellt. In einem verlassenen Bunker versucht Seita, sich und seine Schwester aus eigener Kraft durchzubringen.
Die letzten Glühwürmchen von Isao Takahata entstand parallel mit Ghiblis Mein Nachbar Totoro von Hayao Miyazaki und stellt einen starken Kontrast zum zauberhaften Plüschmonster aus dem Wald dar. Der Überlebenskampf seiner beiden Figuren wird schonungslos zur Schau gestellt und gerät zum ultimativen Leidensporno. Die Beschreibung “Bester Film, den ihr danach nie wiedersehen wollt”, passt hier vermutlich besser als je zuvor. Das eine Mal sollte sich allerdings jeder antun. Als Botschafter und Argument für Animationsfilme leistet dieses Melodram ganze Arbeit. Außerdem schafft er es, einer der effektivsten Anti-Kriegsfilme zu sein, ohne dabei eine Seite zu ergreifen, indem etwa die angreifenden Amerikaner dämonisiert werden.
Was: Die letzten Glühwürmchen (1988)
Wann: 22:20 Uhr
Wo: 3sat