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Das ist wie in den großen Geschichten ...

17.11.2014 - 23:25 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
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Warner Bros.
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„Das ist wie in den großen Geschichten, Herr Frodo, in denen, die wirklich wichtig waren, voller Dunkelheit und Gefahren waren sie, manchmal wollte man das Ende gar nicht wissen, denn wie könnte so eine Geschichte gut ausgehen? Wie könnte die Welt wieder so wie vorher werden, wenn so viel Schlimmes passiert ist? Aber letzten Endes geht auch er vorüber, dieser Schatten. Selbst die Dunkelheit muss weichen. Ein neuer Tag wird kommen und wenn die Sonne scheint, wird sie umso heller scheinen. Das waren die Geschichten, die einem im Gedächtnis bleiben, die irgendwas zu bedeuten hatten. Selbst wenn man noch zu klein war, um sie zu verstehen. Aber ich glaube, Herr Frodo, ich verstehe jetzt. Ich weiß jetzt. Die Leute in diesen Geschichten hatten stets die Gelegenheit umzukehren, nur taten sie es nicht, sie gingen weiter, weil sie an irgendetwas geglaubt haben. […] Es gibt etwas Gutes in dieser Welt, Herr Frodo und dafür lohnt es sich zu kämpfen!“ (aus >Der Herr der Ringe: Die Zwei Türme<)

„Vielleicht sind Geschichten Geschichten, weil wir sie nicht kontrollieren können!“ (frei nach >Team America<)

Ich liebe Geschichten. Ich liebe sie, seit ich ein kleiner Junge war. Ich liebe es, sie zu hören, sei es aus dem Mund meiner Weggefährten, versammelt um ein prasselndes Lagerfeuer, oder als Hörbuch auf einer nie enden wollenden Zugfahrt durch den grauen Nebelvorhang der verregneten Republik. Ich liebe sie zwischen herrlich duftenden Buchdeckeln, ich liebe sie unmittelbar inszeniert im Theater und ich liebe sie vor allem in der Kunstform des Films. Genauso wie ich gerne über das Können meiner Idole wie J.K. Rowling, J.R.R. Tolkien, Christopher Paolini, Simon Beckett und Stephen King rede, will ich jetzt vor meinen Helden des Films den Hut ziehen und zeigen, weshalb ich sie für so grandios halte. Das jetzige Kinojahr gibt mir gerade genug Anlass dazu, wo ich doch in den Monaten Oktober und November je ein Werk auf der Leinwand erleben durfte, das nach dem Prädikat „Meisterwerk“ schreit. Damit meine ich zum einen >Gone Girl<, das jüngste Exemplar von keinem geringeren als Mr. Thrill, David Fincher, und dann natürlich >Interstellar< von … Hallelujah … meinem hochverehrten Lieblingsregisseur Christopher Nolan.

Ich habe in den letzten Wochen viel darüber nachgedacht und glaube nun zu ahnen, aus welchem Grund diese Männer so einzigartige Vertreter ihres Berufsstandes sind und wieso sie eben zwei Retter der „großen Geschichten“ sind, die in der heutigen Filmwelt oft zu kurz kommen, oder nicht mehr gewagt werden, da sie finanziell zu riskant sind. Sicher sind >Gone Girl< und >Interstellar< immer noch Blockbuster, allein durch den Ruf ihrer Meister, aber sie versprühen eine solche Weite und sind in ihrer narrativen Struktur wunderbar. Was fallen mir für Bücher ein, wenn ich an große Geschichten denke? Harry Potter, Der Herr der Ringe, Ein plötzlicher Todesfall, Der Anschlag, Stand by Me. Was fallen mir für Filme ein, wenn ich an große Geschichten denke? >Der Herr der Ringe<, >Garden State<, >Take Shelter<, >The Great Gatsby<, >Mulholland Drive<, >The Straight Story<, >There Will Be Blood<, >Moon<, >The Dark Knight Rises<, >Only God Forgives<, >Drive< etc. Gewiss nicht alles, was ich jetzt zum Kriterium für eine „große Geschichte“ mache, trifft auf alle genannten Werke zu … selbstredend.

Was ist denn eine „große Geschichte“?
Für mich füllt sich dieser Begriff nicht nur, sondern er überfüllt sich praktisch selbst, übersteigt den Rahmen des Wortes! Eine große Geschichte ist eben nicht genau fassbar, nicht klar definierbar, weil sie wie das Leben ist. Sie existiert nicht nur auf Zelluloid, sie existiert … Basta. Der Film ist nur der Ausschnitt einer größeren Realität. Er ist nur eine Beobachtung, eine einzelne, hübsche Gasse in einer ausufernden Stadt. Der Regisseur ist nur bei einer Begebenheit dabei gewesen und hat zufällig die Kamera draufgehalten, hat schlicht abgefilmt, was im kreativen Universum wirklich passiert.

Die „große Geschichte“ ist nicht immer von vorne bis hinten stringent und perfekt erzählt, denn das Leben ist es auch nicht. Sie traut dem Zuschauer etwas zu … besser gesagt, sie wirft sie den Zuschauern hinein in ihre Realität, denn sie existiert nicht für den Zuschauer, sie ist co-, prä- und postexistent zu ihm. Genauso, wie es einen fasziniert mit anderen über ihre Erlebnisse zu sprechen, so ist jenes Filmerlebnis faszinierend. Kunst ist nicht rational, verfolgt nicht schon im schlichtesten Kern einen Zweck. Deswegen tut es mir Leid, Mr. Michael Bay, aber selbst, wenn ich dich mag … deine >Transformers-Filme< sind weder „große Geschichten“, noch sind sie auch nur annähernd Kunst. Sie sind Mist in einen Parfümflakon gepresst. Sie sehen aus wie etwas Edles, aber wenn ich sie mir hinter die Ohren stäuben will, stinke ich immer noch nach Mist. Das, was so eine „große Geschichte“ bereits hemmt, ist das herkömmliche Hollywood-Geplotte, das jüngst auch im sonst sehr amüsanten und sehenswerten >Guardians of the Galaxy< vorkommt. Da wird mir die Origin-Story des Helden einfach bügelglatt vorserviert in perfekter Amazon-Prime-Manier. Du bestellst es … und du kriegst es, so wie du es bestellt hast und das möglichst schnell und reibungslos. Das will ich aber nicht, wenn ich in einen Film gehe und vor allem will ich mir damit keinen Augenkrebs in Form von 3D holen und Privatinsolvenz anmelden, weil so ein Ticket dann auch noch 4000 Euro kostet (Damit mich keiner falsch versteht, ich gebe gerne auch mehr Geld für Filme aus, aber nicht für Hirnfürze à la Brett Ratner, oder der hundertsten Liam-Neeson-Taken-Verschnitt-Kotze).

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