Der Blockwart im Vorgarten: Samuel L. Jackson

18.12.2008 - 08:17 Uhr
Lakeview Terrace
Sony Pictures
Lakeview Terrace
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NEWS» In Lakeview Terrace geht es um einen Rassisten, der im Wohnviertel für mörderische Ruhe sorgt.

Euphorisch wird dieser Tage die Amtseinführung von Barack Obama vorbereitet. Seine Wahl zum Präsidenten lässt, zumindest scheinbar, alte rassistische Ressentiments verstummen. Dem Kino bleibt es vorbehalten, sie zu zeigen und Regisseur Neil LaBute holt sie mit Lakeview Terrace hervor. Titel des Films und Schausplatz sind bewußt gewählt: In dem Vorort von LA wurde 1991 der Farbige Rodney King von weißen Polizisten verprügelt. Bilder über nachfolgende Rassenunruhen gingen um die Welt, im Bewußtsein der Amerikaner ist dieses Ereignis immer noch eine blutende Wunde.

Es ist eine einfache Geschichte: Chris (Patrick Wilson) und Lisa (Kerry Washington) beziehen ihre neue Wohnung in einem beschaulichen Viertel in Los Angeles. Polizist Abel (Samuel L. Jackson) kümmert sich hier um alles und sorgt für Ruhe; er ist ein Kontrollfreak. Er ist nicht besonders begeistert, dass der Weiße Chris mit der Farbigen Lisa zusammenlebt. Auch ihre Lebensart – jünger, lockerer – findet nicht seine Zustimmung. Mit einigen altbewährten Tricks will er das Paar aus dem Viertel vertreiben. Doch sie wollen bleiben! Der Polizist geht jetzt einen Schritt weiter …

Was als Psychothriller beginnt und auch endet, bietet dazwischen ein brisantes Hin und Her von Argumenten zu konservativen, rassistischen Vorurteilen, zur moralischen Scheinheiligkeit der amerikanischen Mittelschicht, zur doch relativ naiven “Chance”-Bewegung in den USA. Im Viertel schotten sich die Bewohner ab; hier gibt es riesige Zäune, die mit anderen Menschen auch Ideen und Gedanken fernhalten. Ein hochaktueller Film also, der als Thriller daherkommt und auf die aktuellen Zustände in Amerika schaut.

Prinzipientreue ist das oberste Gesetz des Polizisten und Samuel L. Jackson bringt das in seiner Darstellung auf den Punkt. Der Schauspieler will seit Jahren das erreichen, was vielen farbigen Schauspieler in Hollywood wollen: Er möchte einer Festlegung auf den stereotypen Actionheld entgehen. Mit der Rolle des Abel Turner gelingt es ihm zum Teil: Er blickt gewissermaßen als Afroamerikaner in die Seele der Amerikaner. Die Trennung der Gesellschaft beginnt im Kopf; welche Farbe der hat, ist mittlerweile ziemlich egal. Auch wenn Regisseur Neil LaBute zum Ende zu sehr der Logik des Thrillers aufsitzt: Lakeview Terrace ist ein sehenswerter Film über das aktuelle Amerika.

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