Wenn ich mich noch richtig erinnere, begann bei mir alles in der vierten Klasse, als sich meine Eltern trennten und mit meinem Vater auch der Fernseher auszog. Das dürfte im Sommer 2005 gewesen sein.
Das war vorerst auch nicht weiter schlimm für mich – das mit der Trennung natürlich schon, das mit dem Fernseher weniger – hatte ich doch damals auch noch nicht wirklich viel ferngesehen und vermisste vorerst eigentlich nichts.
Erst als ich dann auf die weiterführende Schule kam, wurde mir so wirklich bewusst, dass es da etwas gab, das alle anderen hatten, nur wir nicht. Ständig redeten alle in meiner Klasse nur über die Sendungen, die sie am vergangenen Tag gesehen hatten, nicht auch zuletzt über die Serie "Lost", über die natürlich überall heiß diskutiert wurde und die auch bei mir ein riesiges Interesse entfachte.
Was hatte ich mich damals geärgert, dass ich der einzige war, der nie eine Ahnung davon hatte, worüber alle redeten. Und was habe ich meine Mutter angefleht, doch endlich auch einen Fernseher zu kaufen.
Doch ich konnte noch so viel bitten und betteln, meine Mutter blieb bei der Meinung, wir wären ohne Fernseher besser dran.
Und dass es gewisse Möglichkeiten gab, über das Internet fernzusehen, war mir damals natürlich noch nicht bewusst. Natürlich konnte ich fernsehen, wenn ich bei meinem Vater war - was ich auch tat - aber das war jedes zweite Wochenende und nicht wirklich hilfreich, um in der Schule mitreden zu können, was damals noch sehr wichtig für mich war.
Aber dann, eines Tages, war es soweit. Wenn ich mich richtig erinnere, war es zur Fußball WM in Deutschland 2006. Meine Großeltern waren zu besuch, und da mein Opa (im Gegensatz zu mir) ein riesiger Fußballfan ist, durfte er natürlich kein Spiel verpassen.
Und so entschloss sich meine Mutter dann in einem Gebrauchtwarenladen einen kleinen Fernseher zu kaufen, ungefähr 15" Durchmesser. Ohne Kabelanschluss, aber mit Antenne, empfangen konnten wir nur ca. 5 öffentlich rechtliche Sender – und das reichte, ich war erstmal überglücklich.
Doch die Ernüchterung kam schnell, als schon ein paar Tage später kontinuierlich am unteren Bildschirmrand ein Schriftzug entlang fuhr, der besagte, dass der Stuttgarter Fernsehturm die Übertragung bald beenden, und somit kein Fernsehprogramm mehr über Antenne empfangbar sein würde.
Doch bevor ich wieder so richtig anfangen konnte, in Selbstmitleid zu versinken, kam meine Mutter dann eines Tages mit einem DVD-Player nach Hause. Und da wir keine 200 Meter von uns entfernt eine Videothek hatten, begannen wir somit, ab und zu übers Wochenende Filme auszuleihen. Das war ein Ersatz, mit dem ich mit der Zeit immer glücklicher wurde.
Schließlich war es dann im Jahr 2008. Ich war schon völlig verliebt in unsere Filmabende, es gab kaum etwas tolleres für mich, als die Tage, an denen wir erst durch die Videothek schlenderten, und uns nach stundenlangen Diskussionen auf einen Film einigten und ihn schließlich mit nach Hause nahmen um ihn dort zu schauen.
In diesem Sommer war ich an einem Wochenende bei einem Freund zu besuch, und wir waren abends im Kino, um uns "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" anzuschauen. Ja, damals war ich nach dem Kinobesuch völlig begeistert von Indy (Ich sollte noch hinzufügen, dass ich, abgesehen von den letzten Minuten, die ich von Indy 3 mal im Fernsehen gesehen hatte, noch keinen Indiana Jones Teil wirklich kannte).
Nachdem wir also völlig begeistert vom Kino nach Hause kamen, meinte mein Kumpel nur, dass er alle drei vorherigen Teile noch aufgenommen auf VHS hätte. Mehr musste er nicht sagen, damit wir die halbe Nacht vor dem Fernseher verbrachten und ich in den Genuss von jedem der anderen Indy-Teile kam – Meine bis dahin tollste Erfahrung mit dem Medium Film. Ich war vollkommen Hingerissen von der Möglichkeit, die Werbung vor zu spulen, und von den Filmen selbst kein bisschen weniger.
So kam es dann auch, als ich an einem Tag in der Woche danach Mittagspause hatte und (aus Gründen, die mir beim besten Willen nicht mehr einfallen) im Schlecker Drogeriemarkt einkaufen war, ich auf einem Aufsteller eine kleine Auswahl an DVDs bemerkte. Darunter auch die ersten drei Teile der Indiana Jones Reihe. Ich betrachtete sie eine Weile und erinnerte mich daran, wie toll ich die Filme doch fand. Schließlich entschloss ich mich dazu, mir mit meinem Liebling von allen, Indiana Jones und der letzte Kreuzzug, meinen ersten Film auf DVD zu kaufen und, zuhause angekommen, völlig stolz zu meinen Büchern ins Regal zu stellen.
Nun sollte ich erwähnen, dass ich vor dem Kontakt mit den DVDs Lustige Taschenbücher sammelte. Ihr wisst schon , Entenhausen, Donald, Mickey, Goofy, Dagobert, und so weiter (Die meisten davon sind inzwischen leider verkauft, einige besitze ich aber immer noch). Aus diesem Grund war ich des Öfteren in einem Second Hand Laden bei mir um die Ecke, mit dem tollen Namen „Such und Find“. Dort konnte ich mir die LTBs immer in angemessenem Zustand zu etwas billigeren Preisen kaufen.
Und jetzt, nachdem ich mir das erste Mal überhaupt einen Film auf DVD gekauft hatte, fiel mir auf einmal auch auf, dass es in diesem Laden eigentlich ja noch viel mehr als nur LTBs gab. Unter anderem eben auch Filme – und von denen fast noch mehr, als von den sowieso schon vielen Lustigen Taschenbüchern.
Auf einmal galt den Filmen mein volles Interesse. Ich wühlte mich durch all die vielen Filme, jeder von ihnen klang so verdammt interessant, und bei dem Gedanken daran, dass mein Geld lediglich für höchstens 2 oder 3 von ihnen reichen würde, hätte ich fast los weinen können.
Aber trotzdem nahm ich zumindest ein paar von ihnen mit – und ließ die LTBs auf einmal völlig außen vor. Und ich kam jeden Monat mit neuem Geld wieder und sah mich nach neuen Filmen um. Ich machte keinen Unterschied zwischen neu und alt, wusste nicht, was gut war, und was absoluter Schrott. Ich nahm eben mit, was sich interessant anhörte. Und damals gefiel mir auch noch alles von dem, was ich sah.
So kam ich schon recht früh in den Genuss von Filmen wie Minority Report, Jagd auf Roter Oktober oder sogar Starship Troopers, welchen ich sofort absolut liebte (auch wenn ich ihn noch nicht komplett verstehen konnte). Zwar hatte der Laden die FSK 18-Titel abseits der anderen, in einem Raum hinter der Ladentheke verstaut, jedoch schein ich damals nicht der einzige gewesen zu sein, der noch nicht wusste, was das Kennzeichen SPIO/JK zu bedeuten hat.
Langsam aber sicher musste ich also ein ganzes Regalfach für Filme frei machen und irgendwann war es soweit, dass ich meine Mutter fragte, wann wir denn mal zu Ikea fahren würden, weil ich ein neues Regal bräuchte.
Auch wurde mir mit der Zeit, bei all den vielen Filmen, immer mehr bewusst, dass Filme nicht einfach nur Filme waren. Da gab es ja viele Personen, die an so etwas beteiligt waren – Schauspieler, Regisseure – und ich begann zu vergleichen. Ich begann zu recherchieren und mich überall umzuschauen.
Mich interessierten auf einmal auch Hintergründe, ich schaute mir die Extras auf den DVDs an und wurde auch irgendwann auf die Internetseite Moviepilot aufmerksam. Zwar wusste ich anfangs noch nicht viel mit der Seite anzufangen und war nur völlig begeistert von der „Filmfinder“-Funktion, aber auch hier dauerte es nicht mehr lange, bis ich mir meinen eigenen Account eingerichtet hatte.
Um die Zeit herum, ich hatte vor einer Weile schon einen größeren (immer noch Röhren-)Fernseher geschenkt bekommen, wurde ich auch auf das Medium „Blu-Ray“ aufmerksam. Erst nicht ganz genau wissend, was ich mit so einem Medium anfangen sollte, entschied ich nach einer Weile Recherche dann doch, auf Blu-Ray umzusteigen. Ich hatte zwar noch einen Röhrenfernseher, aber inzwischen war mir klar, auf was ich als nächsten sparen würde.
Ungefähr mit meinem Interesse an der Blu-Ray kam auch mein Interesse an Editionen, die etwas Besonderes waren. Filme waren mir inzwischen wirklich wichtig geworden, und ich wollte auch etwas abseits der normalen Amaray-Hüllen, wollte das für mich besondere Medium auch besonders behandeln. So begannen dann langsam auch mehr Steelbooks, Collector’s Editions und Mediabooks Einzug in meine Sammlung zu finden und bald auch schon, zu Weihnachten 2012, war ich stolzer Besitzer eines 46“ großen Flachbildfernsehers, hauptsächlich aus eigen zusammengespartem Geld finanziert.
Mit meinem Zunehmenden Interesse an dem Medium wurde ich auch auf ein viel breiteres Spektrum an Filmen aufmerksam. Ich begann langsam ein Interesse für Dramen zu entwickelt, die mich vorher so ungefähr gar nicht interessierten, und auch der Arthouse-Film wurde mir ein Begriff. Genauso entdecke ich viele Filme, die heutzutage fast völlig untergegangen sind, Perlen wie zum Beispiel Dark City, von dene jeder Normalsterbliche noch nie etwas gehört hat. Auch für nicht-Hollywood-Produktionen, zum Beispiel koreanische Filme, konnte ich mich schnell begeistern. Auf die Tatsache, dass viele Filme in Deutschland nur geschnitten erhältlich sind, sich das aber ganz einfach über Österreich umgehen lässt, war ich auch schon vor einer Weile gestoßen.
So wuchs und wuchs meine Sammlung also und inzwischen bin ich begeisterter Filmliebhaber und stolzer Besitzer von rund 370 Filmen und Serien auf DVD und Blu-Ray, in allen möglichen Editionen und Ausführungen. Für manch einen mag das wenig sein, für den anderen viel – für mich ist es einfach nur meine Sammlung, auf die ich unendlich stolz bin und die ich für nichts in der Welt hergeben würde.
Wie ist es bei euch gewesen? Habt ihr auch eine Geschichte darüber, wie ihr zum Film gefunden habt? Und wenn, wie seid ihr zum sammeln gekommen?