Egal, ob man Gladiator II nach dem Kinobesuch als Historienspektakel feiert oder der Fortsetzung eher skeptisch gegenübersteht: Die meisten werden sich wohl darauf einigen können, dass Denzel Washington als Gladiatoren-Besitzer Macrinus eine erstklassige Performance abliefert. Allerdings schafften es offenbar nicht alle Facetten seines Schauspiels in den fertigen Film, wenn wir dem Star glauben.
Homoerotischer Kuss gestrichen? Denzel Washington sagt, Gladiator 2 war wohl "nicht bereit" dafür
Denzel Washington spielt den römischen Aufsteiger Macrinus, den es wirklich gab, auch wenn er für Gladiator 2 etwas verändert wurde. Der machthungrige Geschäftsmann nimmt Hauptfigur Lucius als Arena-Kampfer in seine Dienste, verfolgt aber eigene Ziele, wenn es um den Sturz der Kaiser Geta und Caracalla geht.
Bei den Dreharbeiten zum Gladiator-Sequel scheint Denzel Washington seine Rolle sogar noch weiter ausgelotet zu haben, als wir es auf der großen Leinwand miterleben. Denn Gayety verriet der Star schon vor zwei Wochen von einem gleichgeschlechtlichen Kuss inmitten der muskulösen Körper und schweißtriefenden Kämpfe von Teil 2:
I küsste einen Mann in dem Film, aber sie haben es herausschnitten. Ich schätze, sie haben Schiss bekommen. [...] Ich habe einen Typen frontal auf den Mund geküsst und ich glaube, dafür waren sie noch nicht bereit. Ich habe ihn ungefähr fünf Minuten später getötet. [...] Der Kuss des Todes.
Macrinus' Bisexualität schimmert in Gladiator 2 durchaus in ein paar Worten und Gesten durch, wenn Denzel Washingtons Figur ihre Vorlieben mit Thraex (Tim McInnerny) diskutiert – der wohl auch der Kussempfänger gewesen sein dürfte. Letztendlich zeigte sich der Actionfilm aber weniger offen für konkrete Darstellungen von Homosexualität und Queerness als das Alte Rom, wo gleichgeschlechtlicher Sex zwischen Männern eine gängige Praxis gewesen sein soll und Gender weniger eine Rolle spielte als der soziale Status des Partners (vgl. University of Birmingham ).
Laut Ridley Scott gab es den queeren Gladiator 2-Kuss nie
Nachdem die Angelegenheit des "herausgeschnittenen" schwulen Kusses in den letzten Wochen immer größer wurde, meldete sich nun auch Gladiator 2-Regisseur Ridley Scott gegenüber Variety zu Wort:
Nein, das ist Bullshit. [...] Das haben sie nie getan. Sie haben im Moment gespielt – das ist nicht passiert.
Mittlerweile hat Denzel Washington den Kuss als "flüchtige Lippenberührung" relativiert und sieht die Sache als "viel Lärm um nichts", weil er seinen Szenenpartner erst auf die Hand geküsst habe, ihm dann ein flüchtiges Küsschen verpasst hätte und ihn im Film anschließend tötete.
Da Szenen häufig mehrfach gedreht und (durch improvisierende Schauspieler) variiert werden, ist schwer nachweisbar, was passiert ist und was nicht. Möglicherweise haben Regisseur und Star eine dieser Improvisationen anders wichtig genommen und in ihren Erinnerungen abgelegt.
Im Gladiator 2-Drehbuch stand Macrinus' Kuss offenbar nicht. Ob eine homoerotische Lippenberührung folglich "herausgeschnitten" werden konnte, wenn sie nie fest eingeplanter Teil der Handlung war, ist diskutabel. Letztendlich obliegt dem Regisseur die Entscheidung, welches Material wiederholt gefilmter Szenen er verwendet. Scotts Aussagen, was passiert ist und was nicht ("sie haben im Moment gespielt"), sind hier schwer zu deuten.
Letzten Monat hatte in Entertainment Weekley bereits ein anderer Männer-Kuss in Gladiator 2 die Runde gemacht, als Hauptdarsteller Paul Mescal verriet, dass er in einer Kampfszene mit Pedro Pascal seinen Gegner auf die Stirn geküsst habe und Ridley Scott diese Improvisation gefallen hätte. Auch diese Zärtlichkeit schaffte es allerdings nicht in den finalen Schnitt des Sequels.
Podcast zu Gladiator II: Der gleiche Film nochmal?
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24 Jahre nach Gladiator liefert Regisseur Ridley Scott die mit Spannung erwartete Fortsetzung ab. Dafür hat er ein Budget von 250 bis 310 Millionen US-Dollar auf den Tisch gelegt und Stars wie Paul Mescal, Denzel Washington und Pedro Pascal ins Boot geholt. Ob Gladiator II eine gelungene Fortsetzung geworden ist oder den ersten Teil doch nur auf recht müde Art und Weise kopiert, verraten euch die Filmstarts-Kolleg:innen Pascal, Annemarie und Christoph im Podcast.